„Ein gutes Foto auf fünf Spalten gezogen find ich richtig genial“
Martin Körner ist mit der Berichterstattung seiner Zeitung zufrieden – Als Blattkritiker bringt der Obstbauer bei Fotos und Leserbriefen eigene Vorstellungen vor
Von Florian Muhl
BACKNANG. „Im Großen und Ganzen“ ist Martin Körner mit seiner Tageszeitung, der Backnanger Kreiszeitung, zufrieden. Es sind nur Kleinigkeiten, die der Obstbauer aus Backnang-Strümpfelbach kritisiert und die ihn stören. In der dritten Runde „Blattkritik“ bekennt Körner, der als inoffizieller Vertreter für die Landwirte spricht, dass er die gedruckte Ausgabe seiner Zeitung nicht missen möchte. Es sei morgens ein Ritual, dass seine Frau die BKZ aus dem Briefkasten holt und diese dann beim Frühstück aufgeteilt wird. Welchen Teil er bekommt, darf der 24 Jahre alte Sohn bestimmen, „weil der als Erster aus dem Haus muss“, sagt Körner. Am Wochenende hat er mehr Zeit, geht das Blatt von vorne nach hinten durch, wobei er den Sport großzügig überfliegt und nur beim Sonnenhof oder bei einer Laufgeschichte hängen bleibt.
Der überregionale Teil ist aus Sicht des Blattkritikers „in Ordnung“. Im lokalen Teil liest Körner alles – mit einer Ausnahme: „Gerichtsberichte, die brauche ich nicht.“ Er wisse, dass es genügend Leute gebe, die diese Artikel mit Begeisterung lesen würden, deshalb habe er auch kein Problem damit. Klar, dass er als Obstbauer, der auf 15 Hektar ausschließlich Äpfel anbaut, Berichte genauer liest, bei denen es um Ernährung und Landwirtschaft geht. „Ich schaue dann: stimmt’s oder stimmt’s nicht, aber die Berichterstattung in der BKZ ist in Ordnung, die ist einwandfrei.“
Richtig gut gefallen hat ihm die Serie „Ein Jahr im Weinberg“. Da sei eine Redakteurin, offensichtlich ohne viel Vorahnung zu haben, an das Thema herangegangen und habe dann unterhaltsam und fachlich richtig über die Arbeiten geschrieben. Er könne auch die Leute verstehen, die sich beklagen würden, dass es zu viel ist. „Aber wenn sie zehn Folgen der Serie gelesen haben, dann wissen die wenigstens, dass man mindestens zehnmal raus muss und dass der Weinbau viel Arbeit macht.“
Körner ist ein aufmerksamer Leser, kennt die BKZ seit 50 Jahren. Ihm entgeht nicht, wenn es beispielsweise einen Wechsel im Layout gab. Dann fragt er sich: „Was ist das denn für ein Scheiß?“, um sich nach einer Woche wieder beruhigt und an das neue Gesicht gewöhnt zu haben. Ihm gefallen auch die großen Fotos auf den Seiten oben, wie in der gestrigen Ausgabe auf Seite 23. „Ich bin da befangen“, sagt Körner, weil er selbst auch gerne fotografiert. „Aber ein gutes Foto auf fünf Spalten gezogen find ich richtig genial.“ Er könne auch damit leben, dass sich die Lokalredaktion bei Themen wie „Soforthilfe nach Vergewaltigung“ für ein Agentur-Foto entscheidet, wie gestern auf Seite 21. Aber ansonsten wünsche er sich doch authentische Fotos.
Ab und zu schreibt Körner einen Leserbrief. Wie liest er selbst diese Spalte? „Ich fange bei jedem Leserbrief unten an und entscheide dann, ob ich nach oben springe.“ Er wünsche sich mehr lokale Themen, da diese Rubrik ja im Lokalteil erscheine. Auf überregionale Themen könne er bei den Leserbriefen verzichten.