Ein Kinderkreuzweg mit Naturerlebnis

Vom 21. März an kann der Osterwald besucht werden. Das Team „Kirchenmäuse“ von der katholischen Seelsorgeeinheit Weissacher Tal hat dort acht Stationen vorbereitet, die den Leidensweg Jesu bis zur Auferstehung kindgerecht veranschaulichen.

Sandra Gerlich (links) und Sabine Haberl haben gemeinsam mit ihrem Team acht Stationen für den Osterwald vorbereitet. Foto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Sandra Gerlich (links) und Sabine Haberl haben gemeinsam mit ihrem Team acht Stationen für den Osterwald vorbereitet. Foto: J. Fiedler

Von Anja La Roche

WEISSACH IM TAL. Vergangenes Jahr musste der Kinderkreuzweg aufgrund der Coronapandemie ausfallen. Noch ein weiteres Jahr ohne diese Tradition konnten sich die „Kirchenmäuse“, eine Arbeitsgruppe der katholischen Seelsorgeeinheit Weissacher Tal, nicht vorstellen. Was also stattdessen tun? Kurzerhand verlegten sie den Kinderkreuzweg von der Kirche in den Wald. Dieser Osterwald lädt vom 21. März bis zum 11. April Groß und Klein zu einem Spaziergang ein. Er befindet sich im Weissacher Ortsteil Cottenweiler.

Bei einem Kreuzweg gehen Gläubige den Leidensweg Jesu bis zu seiner Auferstehung nach und beten an den verschiedenen Stationen, die er passierte. Für den Osterwald bauten die „Kirchenmäuse“ deshalb acht Stationen entlang eines zwei Kilometer langen Rundwegs auf. Kindgerecht erzählt jede Station eine Bibelgeschichte, veranschaulicht mit passendem Dekor.

Zudem gibt es an jeder Station ein Gebet und Informationen „für schlaue Mäuse“, Mitmachaktionen oder spannende Rätsel. „Das ist auch für Erwachsene interessant“, sagt Sabine Haberl, 50, ein Teammitglied der „Kirchenmäuse“. Ein Beispiel: Als Jesus in Jerusalem ankommt, wird er mit dem Ausruf „Hosianna“ von den Einwohnern Jerusalems empfangen. Doch was bedeutet das? An der ersten Station findet man die Antwort. Haberl habe selbst noch einiges dazugelernt, als sie zusammen mit den anderen Teammitgliedern die Informationen herausgesucht habe.

Den Osterbaum dürfen alle Besucher gemeinsam schmücken.

Der Osterwald beginnt hinter dem Parkplatz der Seeguthalle. Eine Anmeldung braucht man nicht: Jeder kann vorbeikommen und den Kinderkreuzweg begehen. Das Angebot richtet sich vor allem an Familien, Jugendgruppen, Kindergärten und Schulklassen.

Der Weg zum Kreuz, die Kreuzigung, die Auferstehung – hat man den Leidensweg Jesu abgeschritten, wartet an der letzten Station ein Osterbaum. Jeder Besucher darf diesen mit selbst mitgebrachtem Osterschmuck behängen. Der geschmückte Baum kann von den Spaziergängern bewundert werden, bis er von den Veranstalterinnen nach den Osterferien wieder abgeschmückt wird. Die Besucher des Pfads dürfen zudem ein Mandala aus Naturmaterialien, die sie im Wald finden, unter dem Osterbaum gestalten. Alle Mitmachaktionen werden an der jeweiligen Station beschrieben.

Seit 2008 organisieren die „Kirchenmäuse“ Kindergottesdienste und seit 2014 den alljährlichen Kinderkreuzweg. Dieser fand normalerweise immer am Karfreitag in der Kirche statt. Die Arbeitsgruppe besteht aus vier Freundinnen, darunter die zwei Schwestern Sandra Gerlich und Sabine Haberl sowie Melanie Mayer und Isabel Hassler.

Der Osterwald ist die erste kirchliche Kinderveranstaltung, welche die vier Frauen seit Beginn der Pandemie organisieren können. Während die Gottesdienste für Erwachsene ohne Gesang und mit Abstand teilweise stattfinden konnten, wurden Kindergottesdienste gestrichen. Denn das Singen und die spielerische Interaktion sind ein wichtiger Teil davon.

Mit dem Osterwald bringen die „Kirchenmäuse“ nun einen Ersatz, der vermutlich nicht nur ein Ersatz bleiben soll. „Das Ziel ist es, ab nächstem Jahr einen geführten Gottesdienst durch den Osterwald zu veranstalten“, sagt Gerlich. „Sofern das dann möglich ist“, ergänzt sie, denn ob dann schon größere Gruppen zulässig sind, ist in der Pandemie schwer vorauszusehen. Haberl hofft, dass auch die Kindergottesdienste ab Herbst wieder möglich sein werden.

Einen geeigneten Wald für die acht Stationen zu finden, sei gar nicht so einfach gewesen, berichtet Haberl, die auch im Kirchengemeinderat sitzt. Viele Waldstücke seien zu steil gewesen. Der Wald, für den sie sich entschieden haben, ist leicht begehbar. Der Weg ist eben und breit, ein Bächlein zu Beginn des Osterwaldes sorgt für zusätzliches Idyll. Da es sich um ein Naturschutzgebiet handelt, musste sich die Gemeinde um eine Genehmigung bei den zuständigen Behörden bemühen. „Deswegen sind die Stationen nur am Wegrand aufgebaut“, erklärt Sabine Haberl. Den Weg verlassen darf man im Naturschutzgebiet nicht.

In den Osterferien bietet sich ein Besuch unter der Woche an.

Sie und ihre Schwester Sandra Gerlich, 45, seien schon gespannt, von wo die Besucher überall anreisen werden. „Ich hoffe, die Menschen kommen nicht nur am Wochenende“, sagt Haberl. Denn dann könne es ziemlich voll werden, insbesondere dann, wenn das Wetter gut wird. Gerade in den Osterferien bietet es sich deshalb an, den Osterwald unter der Woche zu erkunden.

Die dritte Station bauten die zwei Schwestern bereits vergangene Woche exemplarisch auf. In der Kulisse steckt ihre Liebe zum Detail. Zum Beispiel sind die beiden Maskottchen der „Kirchenmäuse“ – zwei Plüschmäuse namens Lena und Leo – als König und Jesus verkleidet. Sie verdeutlichen die Geschichte, in der Jesus wie ein König empfangen, doch dann von den Soldaten verspottet wurde. Die Texte an den Stationen hat Melanie Mayer selbst geschrieben: „Die Soldaten setzen Jesus eine Dornenkrone auf und legen ihm einen roten Mantel um die Schulter – wie einem König.“

Doch was bedeutet „Hosianna“ nun eigentlich? Diese Information ist den schlauen Mäusen vorbehalten, die den Osterwald in Cottenweiler besuchen.

Alle Informationen zum Osterwald findet man unter https://kswt.de.

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Erstellt:
18. März 2021, 16:00 Uhr

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