Gedenkkultur im Südwesten

Ein neues Bewusstsein seit den 90er Jahren

Die Landeszentrale für politische Bildung beobachtet eine vielfache Bereitschaft von Städten und Gemeinden, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Das war nicht immer so.

Hermaringen, 2019: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht zur Eröffnung eines Denkmals für Georg Elser, der 1939 mit einem Bombenattentat gegen Hitler  scheiterte.

© dpa/Stefan Puchner

Hermaringen, 2019: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht zur Eröffnung eines Denkmals für Georg Elser, der 1939 mit einem Bombenattentat gegen Hitler scheiterte.

Von Rüdiger Bäßler

Nach Angaben der Stuttgarter Landeszentrale für politische Bildung ist die Zahl der Gedenkstätten im Zusammenhang mit der NS-Zeit im Land mit gut 80 seit Jahren stabil. Das bestätigt Katrin Hammerstein, die dortige Leiterin des Fachbereichs Gedenkstättenarbeit. Nach Jahrzehnten einer insgesamt oft noch abwehrenden Haltung gegenüber dem dunkelsten Teil der deutschen Geschichte sei es nach der Wiedervereinigung zu einer Bewusstseinsänderung gekommen. „In den 90er Jahren kam es in der ganzen Bundesrepublik zu einer Art Erinnerungsboom.“

In neuerer Zeit gebe es, über die Ulmer Initiativen hinaus, spannende Neuentwicklungen. Meist entstünden Ideen für Gedenkstätten aus der Bürgerschaft heraus, doch Städte und Gemeinden ergriffen auch Eigeninitiative. So eröffnete Ende März das Dokumentationszentrum Nationalsozialismus in Freiburg. Seit Dezember 2022 präsentiert „Der Salmen“ in Offenburg eine neu konzipierte Dauerausstellung. Im Mai desselben Jahres eröffnete zudem das NS-Dokumentationszentrum im „Marchivum“ Mannheim.

Ohne Ehrenamtliche geht so gut wie nichts

Die Gedenkstätten wären ohne ehrenamtlichen Einsatz aber kaum zu betreiben, so Hammerstein. „Die Ehrenamtlichkeit ist eine sehr, sehr große Herausforderung.“ Die Landeszentrale unterstütze beispielsweise bei Personal-Suchanzeigen in Zeitungen oder bei der Ausbildung junger Menschen für Gruppenführungen in Gedenkstätten.

Ständig in der Diskussion – und in der Erprobung – seien Konzepte zur Vermittelbarkeit der lokalen Vergangenheitserzählungen gegenüber einem jungen Publikum. Social Media zu bespielen koste beispielsweise Zeit, die oft wenig vorhanden sei. Beobachtet würden aber vielfach gut funktionierende Bildungspartnerschaften zwischen Gedenkstätten und Schulen.

Zum Artikel

Erstellt:
23. April 2025, 15:10 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen