Trauerfeier für Papst Franziskus

Ein Papst mitten unter den Menschen

Am Samstag nehmen Hunderttausende Gläubige in Rom Abschied von Papst Franziskus. Unter ihnen ist auch Elisa Petrone. Die 18-Jährige bezeichnet sich selbst als nicht sehr religiös – und doch war dieser Papst etwas Besonderes für sie.

In einem umgebauten weißen Papamobil wird der Sarg des Papstes zu seiner letzten Ruhestätte gefahren.

© Mauro Scrobogna/LaPresse/AP/dpa

In einem umgebauten weißen Papamobil wird der Sarg des Papstes zu seiner letzten Ruhestätte gefahren.

Von Almut Siefert

Die Nacht auf Samstag haben Elisa Petrone und einige ihrer Freunde auf der Via della Conciliazione verbracht. Direkt an der Absperrung, die später am Morgen den Weg hin zum Petersdom freigeben wird. „Das war hart“, erzählt die 18-Jährige, „aber auch schön. Denn wir waren zusammen und haben diese Erfahrung geteilt. Darum geht es doch heute.“

Die Gruppe aus 34 Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus der Nähe von Padua in Norditalien sitzt an diesem Samstagmittag erschöpft nebeneinander aufgereiht auf einem Bordstein in einer kleinen Gasse, nur wenige Meter vom Petersplatz entfernt. Die Strapazen der Nacht haben sich gelohnt: Bei der Trauerfeier für den am Ostermontag gestorbenen Papst Franziskus, die kurz zuvor auf dem Petersplatz zu Ende gegangen ist, standen die jungen Katholiken ganz weit vorne.

Steinmeier und Scholz unter den Gästen

Um kurz nach 10 Uhr am Samstag hat die feierliche Messe dort begonnen. Als der schlichte hellbraune Holzsarg aus dem Petersdom gebracht wird, brandet respektvoller Applaus unter den rund 250.000 Gläubigen auf, die nicht nur den Platz, sondern auch die Via Conciliazione bis hinter zur Piazza Pia füllen. Kurz zuvor waren Staats- und Regierungschef und Monarchen aus der ganzen Welt eingetroffen: Aus Deutschland waren unter anderen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Noch-Kanzler Olaf Scholz angereist, aus Argentinien Präsident Javier Milei, aus den USA Präsident Donald Trump.

Dieser hatte vor der Trauerfeier tatsächlich - wie vorher spekuliert worden war - mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Petersdom eine kurze Unterhaltung unter vier Augen. Fotos gibt es später auch von einem Gespräch zwischen den beiden und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und dem britischen Premier Keir Stamer.

Papst hinterlässt einige bleibende Momente

Doch im Mittelpunkt stand an diesem Tag nur einer in Rom: Papst Franziskus. Die Zusammenführung der Mächtigen der Welt, die seit Monaten im Clinch liegen, sei der letzte politische Akt dieses Papstes des Friedens gewesen, ist in Rom an diesem Tag öfter zu hören.

Im Laufe seines 12-jährigen Pontifikats hatte Jorge Mario Bergoglio, wie Franziskus gebürtig heißt, auf dem Platz vor dem Petersdom so einige bleibende Momente hinterlassen. „Auf diesem majestätischen Petersplatz sind wir nun traurigen Herzens im Gebet um seine sterblichen Überreste versammelt“, leitet Kardinal Giovanni Battista Re seine starke und einfühlsame Predigt ein.

Ein Appell an die Ehrengäste

In dieser setzt Re an einer Stelle stellvertretend für den verstorbenen Papst auch eben diesen politischen Akzent: „Angesichts der vielen Kriege, die in diesen Jahren wüten, mit ihren unmenschlichen Gräueln, mit ihren unzähligen Toten und ihrer unermesslichen Zerstörung, hat Papst Franziskus unaufhörlich seine Stimme erhoben, um Frieden zu erbitten und zur Vernunft aufzurufen, zu ehrlichen Verhandlungen, um mögliche Lösungen zu finden“, sagt der 91-Jährige mit fester und bestimmter Stimme zwar weiter zu den Gläubigen gerichtet, aber inhaltlich eindeutig in Richtung der Ehrengäste.

In seiner etwa zehnminütigen Würdigung des Papstes stellt Re dann aber vor allem die Nähe von Franziskus zu den Menschen in den Mittelpunkt. „Die überwältigende Zuneigung und Anteilnahme, die wir in den letzten Tagen nach seinem Tod erlebt haben, zeigt uns, wie sehr das ereignisreiche Pontifikat von Papst Franziskus den Geist und die Herzen der Menschen berührt hat“, sagt Re. Franziskus habe als Papst sein Temperament und seine Art der pastoralen Amtsführung bewahrt und mit seiner starken Persönlichkeit schnell den Leitungsstil der Kirche geprägt.

Ein Papst der Nähe

Dabei habe er einen direkten Kontakt mit den einzelnen Menschen und Völkern hergestellt und sei bestrebt gewesen, allen nahe zu sein, „wobei er besonders den Menschen in Not seine Aufmerksamkeit widmete und sich unermüdlich vor allem für die Geringsten und Ausgegrenzten einsetzte.“ In einem einfachen Satz fasst Re das zusammen, wofür Franziskus für so viele stand und immer stehen wird, hier auf dem Platz, aber auch weltweit: „Er war ein Papst, der mitten unter den Menschen war und für alle ein offenes Herz hatte.“

„Er ist ein Symbol“, sagt Elisa Petrone über die Bedeutung, die Papst Franziskus für sie persönlich hat. Franziskus habe immer die Liebe in den Vordergrund gestellt, nicht nur auf die Religion bezogen, sondern einfach auf das Menschsein. „Ehrlich gesagt, bin ich nicht sehr religiös“, sagt Elisa über sich selbst, doch dieser Papst sei einfach etwas Besonderes gewesen. „Er wollte die Kirche verändern. Und das ist gerade für uns junge Menschen wichtig, weil viele Konzepte doch sehr veraltet sind.“ Franziskus habe ihre Generation im Blick gehabt, sich zum Beispiel für die Umwelt und den Kampf gegen den Klimawandel eingesetzt. „Er hat uns gehört und verstanden“, sagt die junge Frau.

Reise anders als geplant

Wie viele Tausende ihrer Altersklasse war Elisa mit ihren Freunden ursprünglich zur Wallfahrt der Teenager aus Anlass des Heiligen Jahres nach Rom gekommen, das an diesem Wochenende stattfindet. Am Sonntag sollte während der Messe ein Highlight des Heiligen Jahres in Rom stattfinden: Die Heiligsprechung des als „Internetheiliger“ geltenden Carlo Acutis. Diese musste nun verschoben werden - für eine Heiligsprechung ist die Unterschrift des Papstes zwingend. Dass sie in dieser Zeit, in der sie in Rom sind, der Beerdigung des Papstes beiwohnen würden, damit hätten sie und ihre Freunde bei der Planung ihrer Rom-Reise im Januar nie gerechnet. Sie sind froh, dass sie bei diesem historischen Ereignis teilhaben konnten.

Nicht nur auf dem Petersplatz und in der anschließenden Via della Conciliazione versammeln sich die Gläubigen an diesem Samstag, um von ihrem Papst Abschied zu nehmen. Auch die Straßen im Zentrum von Rom, durch die der Sarg des Papstes nach der Trauerfeier in Richtung der Basilika Santa Maria Maggiore gefahren wird, sind von weiteren rund 150.000 Menschen gesäumt.

Beisetzung in einer nicht-öffentlichen Zeremonie

In einem umgebauten weißen Papamobil wird der Sarg des Papstes - schlicht und ohne Blumenschmuck oder sonstige Dekoration - zu seiner letzten Ruhestätte gefahren. Immer wieder brandet Applaus auf, sobald das Papamobil in Sichtweite kommt.

Und auch hier, vor der Basilika, in der das Oberhaupt der katholischen Kirche auf eigenen Wunsch wenig später in einer nicht-öffentlichen Zeremonie beigesetzt wird, liegt der Fokus auf der Nähe, die Franziskus zu den Menschen unterschiedlichster Couleur gesucht hat. Eine Gruppe von Armen und Benachteiligen, Transgender-Personen und Insassen des römischen Gefängnisses Rebibbia erwarten den Sarg des Papstes am Eingang zu Santa Maria Maggiore. Sie alle konnten Franziskus zu dessen Lebzeiten kennenlernen - für sie hat er sich Zeit genommen, sie lagen ihm am Herzen. Und er ihnen.

Re wendet sich an den Verstorbenen

Sie und einige Kinder, die weiße Rosen in die Kirche tragen, sind es, die neben den Kurienmitgliedern, die an der Beisetzung des Papstes anwesend sind, Franziskus einen letzten Gruß mitgeben.

Kardinal Re beendet seine Predigt am Vormittag auf dem Petersplatz mit der Erinnerung, dass Papst Franziskus seine Ansprachen und Begegnungen mit den Worten zu beenden pflegte: „Vergesst nicht, für mich zu beten.“ „Lieber Papst Franziskus“, wendet sich Re an den Verstorbenen. „Nun bitten wir dich, für uns zu beten und vom Himmel aus die Kirche, Rom und die ganze Welt zu segnen, so wie du es letzten Sonntag vom Balkon dieser Basilika aus getan hast, in einer letzten Umarmung mit dem ganzen Volk Gottes, aber auch im Geiste mit der gesamten Menschheit, die mit aufrichtigem Herzen nach der Wahrheit sucht und die Fackel der Hoffnung hochhält.“

Viele Menschen warten vor der Basilika Santa Maria Maggiore. Beigesetzt wird der verstorbene Pontifex in der Basilika Santa Maria Maggiore.

© Christoph Reichwein/dpa

Viele Menschen warten vor der Basilika Santa Maria Maggiore. Beigesetzt wird der verstorbene Pontifex in der Basilika Santa Maria Maggiore.

Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (R2), der scheidende deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (M) und seine Frau Britta Ernst (MR) treffen auf dem Petersplatz im Vatikan zur Trauerfeier für den verstorbenen Papst Franziskus ein.

© ISABELLA BONOTTO/AFP

Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (R2), der scheidende deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (M) und seine Frau Britta Ernst (MR) treffen auf dem Petersplatz im Vatikan zur Trauerfeier für den verstorbenen Papst Franziskus ein.

Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, kommt zur Trauermesse für den verstorbenen Papst Franziskus auf dem Petersplatz.

© Michael Kappeler/dpa

Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, kommt zur Trauermesse für den verstorbenen Papst Franziskus auf dem Petersplatz.

Präsident Donald Trump und First Lady Melania Trump kommen zur Beerdigung von Papst Franziskus auf dem Petersplatz im Vatikan.

© Markus Schreiber/AP/dpa

Präsident Donald Trump und First Lady Melania Trump kommen zur Beerdigung von Papst Franziskus auf dem Petersplatz im Vatikan.

Der ukrainische Präsident (M) Wolodymyr Selenskyj ist anwesend.

© Markus Schreiber/AP/dpa

Der ukrainische Präsident (M) Wolodymyr Selenskyj ist anwesend.

Der französische Präsident Emmanuel Macron (3.v.l) und seine Frau Brigitte kommen zur Beerdigung von Papst Franziskus auf dem Petersplatz im Vatikan.

© Gregorio Borgia/AP/dpa

Der französische Präsident Emmanuel Macron (3.v.l) und seine Frau Brigitte kommen zur Beerdigung von Papst Franziskus auf dem Petersplatz im Vatikan.

Luxemburgs Großherzog Henri und Großherzogin Maria Teresa

© Markus Schreiber/AP/dpa

Luxemburgs Großherzog Henri und Großherzogin Maria Teresa

Auch Kyriakos Mitsotakis, Ministerpräsident von Griechenland, kommt zur Trauermesse für den verstorbenen Papst Franziskus auf dem Petersplatz.

© Markus Schreiber/AP/dpa

Auch Kyriakos Mitsotakis, Ministerpräsident von Griechenland, kommt zur Trauermesse für den verstorbenen Papst Franziskus auf dem Petersplatz.

König Carl XVI. Gustaf von Schweden (3.v.l.) und Königin Silvia von Schweden kommen auch zur Messe.

© Markus Schreiber/AP/dpa

König Carl XVI. Gustaf von Schweden (3.v.l.) und Königin Silvia von Schweden kommen auch zur Messe.

Ein Papst mitten unter den Menschen

© Markus Schreiber/AP/dpa

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Erstellt:
26. April 2025, 16:12 Uhr

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