Rems-Murr-Kreis: Kreisbaugruppe hält an Zielen fest

Während viele private Bauträger im Rems-Murr-Kreis aufgrund ausgeschöpfter Fördermittel und steigender Zinsen eigene Bauprojekte bremsen oder gar stoppen, will die Kreisbaugruppe an ihren Zielen festhalten und damit auch ein Zeichen an die Politik und die Kommunen aussenden.

Auf dem Dach des neuen Parkhauses beim Gesundheitszentrum entstehen 48 öffentlich geförderte Mietwohnungen.  Grafik: Kreisbau

© Kreisbau

Auf dem Dach des neuen Parkhauses beim Gesundheitszentrum entstehen 48 öffentlich geförderte Mietwohnungen. Grafik: Kreisbau

Von Kai Wieland

Rems-Murr. „Wir sind auf der Parkebene null angekommen und arbeiten nun ebenerdig“, berichtet Torsten Demand, Geschäftsführer der Rems-Murr-Gesundheits GmbH&Co. KG, bei der Vorstellung des Geschäftsberichts der Kreisbaugruppe für das vergangene Jahr. Die Rede ist dabei von der Sanierung des ehemaligen Klinikparkhauses gegenüber vom Backnanger Gesundheitszentrum. Derzeit entstehen in dem Rohbau Aufzugsschächte und Treppenhäuser, der erste Bauabschnitt wird demnach im Januar 2024 abgeschlossen sein. 235 Stellplätze soll das neue Parkhaus einmal bieten, zudem sind in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Backnang Carsharing-Angebote vorgesehen. Die Gesamtfertigstellung des Projekts einschließlich der 48 öffentlich geförderten Mietwohnungen, die auf das Parkhaus aufgesetzt werden, ist dann für Herbst 2025 geplant.

„Wir wollen damit dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum auch in Backnang entgegenwirken“, erklärt Landrat Richard Sigel. Zu der Frage, wieso der Landkreis bereit ist, vier Millionen Euro allein in die Entstehung einer Tiefgarage zu investieren, regt Sigel zum längerfristigen Denken an. „Hier geht es um die Schaffung einer Infrastruktur, welche die Grundlage für Zukunftslösungen darstellt“, argumentiert er. Dies sei die Voraussetzung, um zukünftig weitere Räume erschließen zu können.

Mit dem allgemeinen Betrieb der Gesundheitszentren zeigt sich Torsten Demand zufrieden, sowohl qualitativ, gemessen an den Rückmeldungen aus der Ärzteschaft, als auch mit Blick auf die Auslastung: „Wir haben an allen Standorten Vollvermietung“, berichtet der Geschäftsführer. Die Rems-Murr-Gesundheits GmbH &Co. KG betreibt die Gesundheitszentren in Backnang, Winnenden und Schorndorf.

Zwei neue Pflegeheime im Kreis

Das altersgerechte Wohnen gewinnt angesichts des demografischen Wandels indessen immer weiter an Bedeutung, weswegen die Kreisbaugruppe auch in neue Pflegeheime investiert. Ergänzend zu den Einrichtungen, an denen die Gruppe bereits beteiligt ist, entstehen in Urbach und Rudersberg zwei neue Häuser, die im Lauf des Jahres 2025 fertiggestellt werden sollen. Bestehende Einrichtungen werden dabei abgelöst. „Die älteren Häuser sind im Weiterbetrieb oftmals nicht attraktiv“, erklärt Richard Sigel die Neubauprojekte.

Die Holzhybridbauweise trägt dabei dem ökologischen Gedanken Rechnung. Wichtig sei, dass die Kreisbaugruppe alleiniger Eigentümer sei, da Eigentümergemeinschaften im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung der Standorte oft problematisch seien, wie beispielsweise die Debatten um das Pflegeheim in Weissach im Tal zeigen (wir berichteten). „Es ist besser, einen Bestandshalter zu haben, der gemeinwohlorientiert agiert.“

Betreiber bleibt in beiden Fällen das Alexander-Stift. „Auch in diesem Fall hat es aber natürlich eine Ausschreibung gegeben, bei der die Eignung und Bereitschaft zu modernen Konzepten nachgewiesen werden mussten“, betont Dirk Braune, Vorsitzender der Geschäftsführung der Kreisbaugesellschaft Waiblingen und der Rems-Murr-Kreis-Immobilien-Management GmbH.

Die Kreisbaugruppe beschäftigt sich außerdem mit Projekten, welche Wohnraum für Kreismitarbeiter schaffen sollen, insbesondere im Umfeld der Rems-Murr-Kliniken in Schorndorf und Winnenden. „Im medizinischen Bereich wird es immer schwieriger, Personal zu finden. Bezahlbarer Wohnraum steigert die Attraktivität als Arbeitgeber sehr“, erklärt Braune.

Strategiewechsel zahlt sich aus

Mit dem Projekt Hangweide möchte die Kreisbaugruppe gemeinsam mit der Gemeinde Kernen und der LBBW außerdem ein nachhaltiges, modernes und innovatives Quartier hochziehen, das darüber hinaus Bestandteil der Internationalen Bauausstellung 2027 ist. 30 Prozent der rund acht Hektar großen Fläche werden dabei von der Kreisbaugruppe bebaut. Auf diesem Areal sollen 220 Wohnungen entstehen – und die Chancen stehen gut, dass dem auch so sein wird. „Unser Strategiewechsel, einen eigenen Wohnungsbestand aufzubauen und nicht lediglich Projekte an private Bauträger zu vergeben, hat sich ausgezahlt“, sagt Richard Sigel. „Andernfalls wäre hier wahrscheinlich Stillstand.“

Er bezieht sich dabei auf den Umstand, dass derzeit viele private Bauträger aufgrund ausgeschöpfter Fördertöpfe und steigender Zinsen bei ihren Bauvorhaben auf die Bremse treten. „Der Markt ist sehr ins Stocken geraten, überall werden Projekte gestoppt.“ Gefordert sei hier nicht zuletzt die Politik, sagt der Landrat und erhält Zuspruch von Dirk Braune: „Wenn wir jetzt die Projektentwicklung wegen fehlender Fördermittel stoppen, dauert es zwei Jahre, ehe überhaupt wieder etwas passiert“, warnt er. „Das können wir uns nicht leisten.“ Problematisch sei dabei, dass ein erheblicher Teil der Fördermittel für Projekte blockiert sei, die unter Umständen gar nicht umgesetzt würden.

Bei der Kreisbaugruppe gehe es indessen weiter voran. Richard Sigel möchte das gerne als positives Signal verstanden wissen: „Wir wollen Ruhe im System schaffen und unsere Projekte gezielt und strategisch weiterverfolgen. Wir werden uns nicht aus dem sozialen Wohnungsbau zurückziehen.“ Allerdings könne man hier lediglich punktuell vorangehen, betont der Landrat. „Wir können die Probleme nicht allein lösen.“ Immerhin: Im Hinblick auf das Ziel, 500 neue Sozialwohnungen bis 2027 zu schaffen, sei man auf einem sehr guten Weg. Knapp 300 Wohnungen sind mittlerweile fertig. Mit den 48 Wohnungen in Backnang dürfte im Herbst 2025 dann ein weiterer wichtiger Schritt getan sein.

Organe und Leitbild der Kreisbaugruppe

Kreisbaugruppe Die Kreisbaugruppe mit ihren 91 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist ein Verbund aus drei Gesellschaften. Dazu gehören die Kreisbaugesellschaft Waiblingen, die Rems-Murr-Kreis-Immobilien-Management GmbH (RMIM) sowie die Rems-Murr-Gesundheits GmbH&Co. KG (RMG). Geschäftsführer der drei beteiligten Gesellschaften sind Dirk Braune, Steffen Krahn und Torsten Demand. Hauptgesellschafter der Kreisbaugruppe ist der Rems-Murr-Kreis mit Landrat Richard Sigel als Vorsitzendem des Aufsichtsrats.

Leitbild Hauptziel der Kreisbaugruppe ist es nach eigener Aussage, Räume für Menschen zu schaffen, seien es Mietwohnungen, Eigentumswohnungen, Räume für die Gesundheitsversorgung und Bildung oder für gewerbliche Zwecke. Wichtige Themen sind dabei der Klimaschutz, soziale Verantwortung und bezahlbarer Wohnraum.

Zahlen und Fakten Stand Ende Juni 2023 befinden sich 1007 Mietwohnungen sowie 47 Gewerbeeinheiten im Bestand der Kreisbaugruppe. Weiterhin ist sie an 3015 Eigentumswohnungen und Gewerbeeinheiten, die von Wohnungseigentümergemeinschaften verwaltet werden, beteiligt. Die Bilanzsumme der Kreisbaugruppe betrug zum 31. Dezember des vergangenen Jahres 331 Millionen Euro, das Investitionsvolumen für 2022 rund 28 Millionen Euro.

Zum Artikel

Erstellt:
25. Juli 2023, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen