Ein Tageshospiz für Kinder und Erwachsene

BKZ-Leser helfen Die Erweiterung des Backnanger Hospizes ist eines der Projekte, das die Spendenaktion unserer Zeitung in diesem Jahr unterstützt. Im vierten Obergeschoss des Gebäudes wird 2024 ein ambulantes Hospiz für Kinder, Jugendliche und Erwachsene entstehen.

Heinz Franke (rechts) und Manfred Baumann, fachlicher Leiter der Hospizstiftung, schauen sich die Baupläne für die Erweiterung an. Das oberste Stockwerk, das noch ein Rohbau ist, soll ausgebaut werden. Zusätzlich ist ein Aufbau auf dem Dach geplant. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Heinz Franke (rechts) und Manfred Baumann, fachlicher Leiter der Hospizstiftung, schauen sich die Baupläne für die Erweiterung an. Das oberste Stockwerk, das noch ein Rohbau ist, soll ausgebaut werden. Zusätzlich ist ein Aufbau auf dem Dach geplant. Foto: Alexander Becher

Von Melanie Maier

Backnang. So lange wie möglich zu Hause wohnen bleiben – das ist der Wunsch der meisten Menschen, wenn sie ihrem Lebensende entgegensehen. Das Tageshospiz, das im kommenden Jahr im vierten Stock des Backnanger Hospizes entstehen wird, soll lebensverkürzend erkrankten Erwachsenen, aber auch Kindern und Jugendlichen diesen Wunsch erfüllen. Darüber hinaus soll die verbleibende Lebenszeit den Bedürfnissen der Gäste entsprechend gestaltet werden – mit therapeutischen Angeboten genauso wie mit Aktionen wie etwa Kinobesuchen, Kreativ- oder Backnachmittagen.

Und nicht zuletzt soll das Tageshospiz eine Entlastung für die Familienmitglieder der Betroffenen darstellen. Sie leiden fast immer enorm unter der Situation. Denn wer ständig mit dem schlimmsten Fall rechnen und viel Zeit und Kraft in die Pflege oder Betreuung einer erkrankten Person stecken muss, kommt selbst nur selten zur Ruhe. Sowohl die psychische Belastung als auch die zeitliche ist enorm. Das Tageshospiz soll Angehörigen von Menschen mit begrenzter Lebenserwartung tageweise Freiräume zum Erholen und Kraftschöpfen verschaffen. „Gerade bei Eltern von schwer erkrankten Kindern ist es unendlich wichtig, ihnen in dieser langen und intensiven Betreuungszeit immer wieder Auszeiten einzuräumen“, erklärt Heinz Franke, der geschäftsführende Vorstand der Hospizstiftung Rems-Murr. „Sie sollen das Gefühl haben, dass ihr Kind gut versorgt ist, während sie zum Beispiel einkaufen gehen oder einfach einmal eine Weile im Garten in der Sonne liegen.“

Das Komplettangebot wird deutschlandweit ein Novum sein

Mit dem Tageshospiz will die Stiftung die Lücke zwischen ambulanter und stationärer Versorgung in Backnang schließen. Derzeit sind in dem 2019 eröffneten Gebäude auf dem ehemaligen Krankenhausareal in der Bonhoefferstraße ein stationäres Hospiz mit zwölf Betten, ambulante Hospizdienste für Kinder und Erwachsene, ein Pflegeteam der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) sowie verschiedene Beratungs- und Trauerangebote untergebracht. „Meine Vision ist, alle Dienste unter ein Dach zu bringen“, sagt Heinz Franke. Dieses Modell wird deutschlandweit ein Novum sein, weiß Manfred Baumann, der fachliche Leiter der Hospizstiftung Rems-Murr: „Wir werden die Ersten in Deutschland sein, die ein solches Komplettangebot bieten.“ Das sei auch für die Patienten ein echter Benefit, sagt er. Manfred Baumann erinnert sich an einen Mann mit Hirntumor und dessen Familie. Der Mann wurde vom SAPV betreut, seine Frau von einer Ehrenamtlichen, die beiden vier und sieben Jahre alten Kinder vom ambulanten Kinder- und Jugenddienst. „Da waren drei Bereiche involviert, die man sonst erst hätte zusammensuchen müssen.“

Die Idee, auch ein Tageshospiz für Kinder und Erwachsene anzubieten, sei eigentlich uralt, berichtet Heinz Franke: „Die hatten wir schon bei den Planungen fürs Haus.“ Aus Sorge, dass das Geld nicht ausreichen könnte, sei das vierte Stockwerk damals aber doch nicht ausgebaut worden. Auch so beliefen sich die Baukosten schon auf rund 3,5 Millionen Euro. Nun soll das Vorhaben endlich Realität werden.

Das Tageshospiz soll wochentags von 8 bis 16 oder 17 Uhr geöffnet sein

Acht Plätze für Erwachsene und drei oder vier Plätze für Kinder und Jugendliche zwischen drei und 27 Jahren soll das Tageshospiz bieten. Die Altersgrenzen seien jedoch nicht fix, sagt Heinz Franke: „Das kommt auf viele Faktoren wie etwa den Reifegrad des Kindes, seinen Gesundheitszustand, aber auch die Familiensituation an.“

Geöffnet sein soll das Tageshospiz jeden Wochentag von 8 bis 16 oder 17 Uhr. „Nur so können wir Angehörige, die arbeiten, wirklich entlasten“, sagt Manfred Baumann. Die Patientinnen und Patienten können ein- bis fünfmal wöchentlich tageweise kommen. Es werde sicherlich nicht immer einfach, den Belegungsplan zu erstellen, prophezeit Manfred Baumann: „Da müssen wir sehr flexibel planen.“

Doch noch ist es nicht so weit. Aktuell ist das vierte Obergeschoss des Hospizes noch ein Rohbau mit unverputzten Wänden und Böden. Bis auf einige Tische, Stühle und Styroporplatten befindet sich darin nichts. Es kostet Fantasie, sich vorzustellen, wie es dort später aussehen könnte. Auf der einen Seite soll das Kindertageshospiz entstehen, auf der anderen das für Erwachsene. Beide Seiten bekommen große Aufenthaltsräume und rollstuhlgerechte Funktionsräume, zudem Ruheräume, in die sich die Gäste jederzeit zurückziehen können.

Die Baukosten betragen voraussichtlich rund zwei Millionen Euro

„Hierher kommt der Snoezelen-Raum“, sagt Heinz Franke und deutet auf die Fläche vor ihm. So ein Wohlfühlraum mit bunten Lichtern, Wasserbett und Wassersäulen sei auch schon im Familienzentrum Famfutur in der Theodor-Körner-Straße eingerichtet „und er wird von den Kindern wirklich sehr gut angenommen“, berichtet er.

Ein Tageshospiz für Kinder und Erwachsene

Das alles umzusetzen wird teuer. Wegen der stark gestiegenen Baukosten rechnet Heinz Frank inzwischen mit knapp zwei Millionen Euro für den Ausbau des Stockwerks, einen Aufbau auf dem Dach (ein Ort für einen potenziellen Seminarraum) und die Innenausstattung. Bezahlt werden soll das über drei Wege: mit Mitteln aus den Nachlässen von Gästen, mit denen die Hospizstiftung immer wieder bedacht wird, aus dem Kapitalmarkt und Spenden. Heinz Franke und Manfred Baumann hoffen, dass davon einige zusammenkommen. Denn als gemeinnütziger Verein darf die Stiftung nicht gewinnorientiert wirtschaften.

Die Bauarbeiten sollen im kommenden April beginnen. Heinz Franke rechnet mit mindestens einem halben Jahr Bauzeit. „Wir hoffen, dass wir das Tageshospiz im Herbst 2024 belegen können.“ Die Herausforderung für alle Beteiligten dabei werde, dass die Bauarbeiten im laufenden Betrieb geschehen müssen – vor allem aus finanziellen Gründen. „Die Hospizstiftung hat inzwischen 58 Mitarbeitende“, sagt Heinz Franke. „Die können wir nicht alle vorübergehend freistellen.“ Er hätte sich gewünscht, dass die Gäste des stationären Hospizes für die zwei bis drei Wochen, die stark lärmintensiv sind, vorübergehend ins Pflegeheim umziehen könnten. Doch dort ist voraussichtlich keine Station frei.

Eine Überlegung ist nun, einzelne Gäste in der Klinik in Winnenden unterzubringen, wenn nötig. „Unsere zwölf Zimmer können wir während der Bauzeit mit Sicherheit nicht voll belegen“, mutmaßt Heinz Franke. Das heißt auch: weniger Einnahmen. Die Zuwendung aus der Spendenaktion unserer Zeitung ist der Hospizstiftung daher mehr als nur willkommen.

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Die aktuelle Spenderliste

U. und R. Hahn, Backnang; Erika Adam; Brunhilde und Joao Costa e Freitas; Brigitte Stahl; Gerlinde Dobler; Rita Sorg; Anneliese Baum; Brunhilde Schock, Backnang; Ksenija Schramm; Margarete und Jürgen Weinstrauch, Backnang; Creativ Fliesen GmbH; Pia Weimann; Ursula Metzler; Gisela Barahona Garcia; Silke Arnold; Jutta Bühler-Egerer, Backnang; Barbara Zeller; Klaus Wohlfarth; Oslinde Schäfer, Burgstetten; Sabine Renz-Hertkorn, Marbach am Neckar; Georg Herrmann; Alfred Kroder; Peter Skowronek; Manfred Grohmann, Allmersbach im Tal; Gerlinde Ostermann; Edith und Manfred Strohhäcker; Andrea Irsigler; A. und G. Schneider, Weissach im Tal; Ingrid Ruff; Andrea Weiß; Antje Schroeter; Heidrun und Wolf-Günther Müller-Gmelin; Ria und Fred Heizmann; Beate und Dr. Adolf Rivinius; Waltraud Herold, Auenwald; Thekla und Josef Hahn, Allmersbach im Tal; Anna Maria und Dieter Falk, Kirchberg an der Murr; Maria Hinderer. Allen Spendern gilt ein herzliches Dankeschön.

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Erstellt:
16. Dezember 2023, 16:00 Uhr

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