Älteste Larve der Welt entdeckt

Eine 520 Millionen Jahre alte Larve namens „Youti yuanshi“

Im Süden Chinas haben Forscher eine 520 Millionen Jahre alte versteinerte Larve entdeckt. Die Vorfahrin heutiger Gliederfüßer wie Insekten, Spinnen und Krebse ist außergewöhnlich gut erhalten. Ein wissenschaftliche Sensation.

Sensationeller Fund: Die 520 Millionen Jahre alte Larve „Youti yuanshi“ gibt viele Geheimnisse der  Evolution früher Gliederfüßer preis.

© © Yang Jie/Zhang Xiguang

Sensationeller Fund: Die 520 Millionen Jahre alte Larve „Youti yuanshi“ gibt viele Geheimnisse der Evolution früher Gliederfüßer preis.

Von Markus Brauer

Die meisten Menschen kostet es viel Überwindung, Würmer, Larven oder Käfer zu verspeisen. Dabei gelten Insekten als nachhaltige Proteinquelle. In der Europäischen Union sind offiziell Larven des Mehlkäfers, Mehlwürmer (Tenebrio molitor), männliche Larven der Honigbiene (Honigbienen-Drohnenbrut, Apis mellifera) und Larven der schwarzen Soldatenfliege (Hermetia illucens) als Nahrung zugelassen.

Urururahnin aller heutigen Arthropoden

Doch seit wann gibt es überhaupt Larven? Paläontologen haben in der Yu’anshan-Formation im Süden Chinas die bisher älteste Zwischenform in der Entwicklung vom Ei zum Erwachsenenstadium eines Insekts entdeckt – eine 520 Millionen Jahre alte versteinerte Larve.

 

 

Sie ist die Urururahnin aller heutigen Arthropoden (Gliederfüßer) wie Insekten, Spinnen und Krebse. Das von den Forschern auf den Namen „Youti yuanshi“ getaufte Fossil – was übersetzt so viel wie primitive Larve bedeutet – ist ungewöhnlich gut erhalten und zeigt sogar Details von inneren Organe. Gliederfüßer umfassen mit mehr als einer Million Arten drei Viertel aller bekannten Tierarten.

Die Urzeit-Larve aus dem Erdzeitalter des Kambrium (545 Millionen bis 505 Millionen Jahre) könnte dabei helfen, die Evolution früher Gliederfüßer zu entschlüsseln, schreibt das Forscherteam um Martin Smith von der britischen Durham University im Fachblatt „Nature“.

Organ systems of a Cambrian euarthropod larva | naturehttps://t.co/5jhXzUccw9 — Sergio González Mora (@PhylumBryozoa) August 1, 2024

Ein einzigartiges Fossil

 

 

Der Ur-Gliederfüßer ist extrem klein und gerade einmal so groß wie ein Mohnsamen. „Wenn ich früher davon träumte, welches Fossil ich am liebsten entdecken würde, dachte ich immer an eine Gliederfüßer-Larve, weil Entwicklungsdaten so wichtig für das Verständnis ihrer Evolution sind“, erklärt Martin Smith.Und weiter: „Larven sind so winzig und zerbrechlich, dass die Chancen, eine versteinerte Larve zu finden, praktisch gleich Null sind. Dachte ich zumindest.“

 

 

Innenleben vermittelt Einblicke in Evolution von Gliederfüßern

Wie eine 3D-Kartierung mithilfe hochauflösender 3D-Röntgenmikroskopie ergab, sind auch die inneren Organe der wurmartigen Larve nach 500 Millionen Jahren noch erhalten – wie verschiedene Gehirnregionen, Verdauungsdrüsen und Nerven, die einst die Beine und Augen dieses Lebewesens versorgten.

Dadurch ermöglicht das Fossil sensationelle Einblicke in die frühe Evolution von Gliederfüßern. Für Smith und seine Kollegen besonders interessant ist das sogenannte Protocerebrum. Diese Gehirnregion sollte im späteren Verlauf der Evolution zum Kern des Gliederfüßerkopfs mit seinen verschiedenen Anhängseln wie Fühlern, Mundwerkzeugen und Augen werden.

Zudem besaß „Youti yuanshi“, offenbar bereits ein hoch entwickeltes Kreislaufsystem mit Hämolymphe als zirkulierender Körperflüssigkeit, wie die Forscher schreiben. Hämolymphe bildet bei heutigen Insekten und Krebstieren das Äquivalent zu Blut. Damit war Youti yuanshi für ihre Zeit bereits überraschend weit entwickelt.

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Erstellt:
1. August 2024, 18:08 Uhr
Aktualisiert:
1. August 2024, 18:41 Uhr

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