Vereidigung in Washington
Eine Millionen Dollar für „Candelight-Dinner“ – Trump kassiert bei Amtseinführung ab
Am 20. Januar wird Donald Trump als neuer US-Präsident vereidigt. Für Hotelbesitzer und Zimmervermieter in Washington ist das ein lukratives Geschäft. Doch am schamlosesten kassiert der Republikaner selbst ab.
Von Karl Doemens
Das Courtyard Washington ist ein ziemlich durchschnittliches Kettenhotel in der amerikanischen Hauptstadt. Auf dem Bewertungsportal Trip Advisor loben die Gäste die Lage nahe der U-Bahn-Station NoMa Gallaudet, während sie sich über das lieblose Mobiliar und die laute Klimaanlage beklagen. Normalerweise kostet das einfachste Zimmer hier rund 200 Dollar. Für die Nacht vom 19. auf den 20. Januar aber sind inklusive Steuern satte 926 Dollar fällig.
Das Bett dürfte trotzdem bald weg sein. Das Angebot bei Trip Advisor schrumpft nämlich stündlich. Und elegantere Herbergen wie das Canopy im Vergnügungsviertel Wharf oder das Fairmont im wohlhabenden Ortsteil Georgetown rufen mit schwindelerregenden 1297 Dollar und 2201 Dollar pro Nacht noch viel höhere Preise auf.
Bewohner von Washington
Alle vier Jahre beherbergt Washington ein Mega-Spektakel: die Vereidigung des neuen Präsidenten auf den Stufen des Kapitols. Mehr als hunderttausend Schaulustige bevölkern dann die geschichtsträchtige Mall bis hin zum Lincoln Memorial. Doch selten war der Termin politisch so kontrovers wie in diesem Jahr, wenn Donald Trump am 20. Januar sein Amt antritt. Der 78-Jährige polarisiert ohnehin im ganzen Land. Doch die Stadt Washington, wo 92 Prozent der Einwohner für Kamala Harris stimmten, ist ein regelrechtes Hassobjekt des neuen Präsidenten: Immer wieder hat er sie als „schmutzig“ bezeichnet, er will Tausende Beamte hier rausschmeißen und den Distrikt unter Bundesverwaltung stellen.
Entsprechend überschaubar ist die Vorfreude vieler Washingtonians auf die Inauguration. Eine linke Aktivistin hat eine Initiative gestartet und Gastgeber bei Airbnb aufgefordert, zu dem Datum keine Zimmer zur Verfügung zu stellen. Damit, so ihre Begründung, könnten die Eigentümer den Trump-Unterstützern zeigen, dass „Hass und Frauenfeindlichkeit hier nicht willkommen sind“.
500 Dollar statt 60 Dollar pro Nacht
Die Resonanz hält sich jedoch in Grenzen. Auf der Herbergsplattform Airbnb sind weiter Zimmer verfügbar. Offenbar haben sich deren Besitzer für eine sehr kapitalistische Form des Protests entschieden: Sie zocken die Gäste nach Strich und Faden ab. So bietet ein Superhost „Vasa“, der sein Altbau-Zimmer im aufstrebenden, aber verkehrstechnisch schlecht angebundenen Stadtteil Bloomingdale sonst für 60 Dollar inseriert, die Bleibe nun für 500 Dollar pro Nacht an. Mit Reinigung, Steuern und Servicegebühr sind das 777 Dollar. Ein „Justin“ zwei Blocks weiter verlangt gar 817 Dollar pro Nacht.
Wohlhabende Trump-Fans wird das kaum abhalten. Während die eigentliche Vereidigung öffentlich zugänglich und gebührenfrei sein wird, muss man für die zahlreichen Veranstaltungen am Rande ohnehin sehr tief in die Tasche greifen. Wer gar bei einem „Candelight-Dinner“ mit Trump und seiner Frau Melania dabeisein und Kontakte knüpfen will, muss mindestens eine Million Dollar springen lassen. Konzernbosse, Krypto-Unternehmer und sonstige Milliardäre schreckt das nicht ab. Nach Medienberichten haben unter anderem Amazon, Meta, Ford, General Motors und Toyota bereitwillig den siebenstelligen Spenden-Obolus entrichtet.