Einmal andersherum soll Problem lösen

Im Backnanger Krankenhausweg wird die Richtung des Einbahnstraßenverkehrs ein Jahr lang zur Probe umgedreht. Künftig können Verkehrsteilnehmer auch auf die Stuttgarter Straße ausfahren und so die Kreuzung Karl-Krische-Straße/Weissacher Straße entlasten.

Von der Karl-Krische-Straße in den Krankenhausweg abbiegen ist bisher verboten. Noch gibt es im Krankenhausweg acht Stellplätze. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Von der Karl-Krische-Straße in den Krankenhausweg abbiegen ist bisher verboten. Noch gibt es im Krankenhausweg acht Stellplätze. Foto: A. Becher

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Verkehrsteilnehmer, die von der Karl-Krische-Straße nach links in die Weissacher Straße einbiegen wollen, brauchen zu bestimmten Tageszeiten gute Nerven. Besonders zur Rushhour finden sie fast keine Lücken in der Blechlawine, die sich auf einer der Haupteinfallstraßen in die Stadt oder aus ihr heraus ergießt. Nun jedoch glaubt die Verwaltung, eine Lösung für dieses Problem gefunden zu haben: eine zweite Ausfahrt aus dem Gebiet des früheren Krankenhausareals in Richtung Stadtmitte. Diese zweite Ausfahrt finden die Verkehrsteilnehmer im Krankenhausweg.

Bisher ist der Krankenhausweg eine Einbahnstraße, über die man von der Stuttgarter Straße in das Krankenhausareal fahren kann. Und auch künftig wird der Krankenhausweg Einbahnstraße bleiben, nur dann halt in umgekehrter Richtung. Tobias Großmann, der Leiter des Stadtplanungsamts, stellte die Pläne in der jüngsten Sitzung des Verkehrsausschusses vor. Er sagte, dass die geänderte Verkehrsführung „in Abstimmung und mit Zustimmung der Polizei“ erfolgt. Mit dem Drehen der Fahrtrichtung werde „eine Entflechtung der Verkehrsströme“ erreicht.

Sabine Kutteroff (CDU) kennt die Nöte der Verkehrsteilnehmer in diesem Bereich und unterstrich, „es ist dringend nötig, dass hier Abhilfe geschaffen wird“. Sie wollte jedoch von der Verwaltung auch wissen, ob geprüft worden sei, die Straße in beide Fahrtrichtungen zu öffnen. Wenn dadurch Stellplätze wegfallen sollten, so interessierte sie deren Anzahl. Großmann informierte, dass die Verkehrsbehörde den Krankenhausweg grundsätzlich auch in beide Fahrtrichtungen freigeben könnte, die Straßenbreite würde dies hergeben. „Dann aber müssen acht Stellplätze wegfallen, was die Akzeptanz der Maßnahme bei den Anwohnern extrem schmälern würde.“

Entsteht ein Unfallschwerpunkt, so wird der Versuch sofort beendet.

Von der Regelung nicht ganz überzeugt zeigte sich Pia Täpsi-Kleinpeter (SPD). Sie sieht das Linksabbiegen vom Krankenhausweg in die Stuttgarter Straße als ebenso problematisch an wie den aktuellen Zustand in der Weissacher Straße. Mit einem Unterschied jedoch: Vom Krankenhausweg könne man künftig auch rechts abbiegen und einmal ganz durch den Kawag-Kreisel fahren. Das wäre nur ein kleiner Umweg und würde nervenschonend den gleichen Effekt bringen. Da jedoch Täpsi-Kleinpeter die neue Verkehrssituation auch als problematisch betrachtet, hakte sie nach, wie die Stadt reagieren wird, wenn sich die Kreuzung Stuttgarter Straße/Krankenhausweg zu einem Unfallschwerpunkt entwickeln sollte. Großmann beschwichtigte sofort. Sollte dies mit der Kreuzung passieren, so würde die Regelung wieder geändert werden. Ohnehin soll der Test erst einmal ein Jahr lang laufen, dann erst werde im Gemeinderat eine endgültige Entscheidung gefällt. Der Start des Versuchs ist noch vor den Sommerferien vorgesehen. Gisela Blumer, die Leiterin des Rechts- und Ordnungsamts, beruhigte noch mehr. Sollte es sich tatsächlich abzeichnen, dass es an der neuen Ausfahrt andauernd kracht, werde der Test nicht ein Jahr lang durchgezogen, sondern dann würde er sehr schnell beendet werden: „Wir warten selbstverständlich nicht ab, bis sich ein Unfallschwerpunkt entwickelt, sondern wir würden dann sehr zügig reagieren.“ Diese Flexibilität lobte auch Rolf Hettich (CDU). Auch er plädierte dafür, nicht erst ein Jahr abzuwarten, wenn es Probleme gibt. Er jedoch würde dann nicht zum heutigen Zustand zurückkehren, sondern könnte sich durchaus mit dem Gedanken anfreunden, die Straße künftig in beide Richtungen befahren zu können.

Für Karl Scheib (BfB) ist es ganz wichtig, dass der Kawag-Kreisel nicht zusätzlich mit unnötigem Verkehr belastet wird. Deshalb sprach er sich vehement gegen die Lösung aus, die Täpsi-Kleinpeter als unproblematische Ausfahrtalternative ins Spiel gebracht hatte, nämlich also rechts abzubiegen und einmal ganz zu kreiseln. Hingegen gefiel ihm die Überlegung, den Krankenhausweg in beiden Richtungen befahren zu können. Die Erinnerung von Erstem Bürgermeister Siegfried Janocha, dass dann die Stellplätze für die Anwohner wegfallen würden, wischte Scheib in gewohnter Manier vom Tisch: „Das ist mir wurst. Dann sollen die halt laufen. Laufen ist gesund.“

Scheib wies jedoch auch noch auf ein anderes Problem hin: Durch die Änderung der Fahrtrichtung im Krankenhausweg würde es dann im Bereich Gesundheitszentrum/Krankenhausareal nur noch eine Einfahrt in das Gebiet geben. Und er fragte sich, was passieren würde, wenn es an dieser Kreuzung einmal ein Problem wie etwa einen Unfall gäbe. Daher regte er an, sich auch Gedanken zu machen über die weitere Verkehrsführung in der Karl-Krische-Straße. Denn auch diese wird zwischen der Kreuzung mit dem Krankenhausweg und der Birkenstraße zur Einbahnstraße. Das heißt: Verkehrsteilnehmer aus Richtung „Im Benzwasen“ oder aus dem Wohngebiet „Im Blütengarten“, Dahlienweg oder Nelkenweg müssen trotz ihrer unmittelbaren Nachbarschaft erst über die Weissacher oder Stuttgarter Straße fahren, wenn sie etwa zum Gesundheitszentrum wollen.

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Erstellt:
25. März 2021, 06:00 Uhr

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