Einschusslöcher im Turm der Stadtkirche

Die Sanierung der Stadtkirche bringt Kurioses zu Tage: Auf die goldenen Turmkugeln wurde wohl geschossen.

Bei der Sanierung entdeckt: Die goldene Kugel am Stadtkirchenturm weist Einschusslöcher auf.

© Eckart Schultz-Berg

Bei der Sanierung entdeckt: Die goldene Kugel am Stadtkirchenturm weist Einschusslöcher auf.

Von Iris Frey

Stuttgart - Vor wenigen Wochen hat Dekan Eckart Schultz-Berg bei einer Begehung anlässlich der Sanierung der Cannstatter Stadtkirche erfahren, dass im Turm Einschusslöcher zu sehen sind. „Wir haben das bei der Befahrung des Turmes entdeckt“, sagt Schultz-Berg. Auf die goldenen Kugeln an den kleinen Türmchen und auf die Turmspitze sei offenbar geschossen worden. Er vermutet, dass da jemand Schießübungen gemacht habe. Er verurteilt dies: „Auf eine Kirche schießt man nicht.“

Zerstört wurden einige der goldenen Kugeln und das Turmkupfer, das Löcher habe. „Wenn man durch Ein- und Austrittslöcher einen Stab steckt, kann man herausfinden, von welchem Balkon oder Fenster die Hobbyschützen geschossen haben.“ Es sei ein dummer Unfug, so etwas zu machen. Spezialisten müssten die Löcher in den Turmkugeln nun wieder zulöten.

Wann der Schaden entstanden ist, lässt sich laut Dekan nicht genau sagen. Er vermutet, dass es zwischen der letzten Renovierung 1962 und heute passiert ist, die Schüsse könnten aber auch schon Jahre zurückliegen, denn die Verantwortlichen kämen nur mit einem Spezialsteiger in diese Höhe. Anzeige wurde nicht erstattet.

Turmuhrenbauer Uwe Eisenhardt von der beauftragen Firma erklärt auf Nachfrage, dass solcherlei Einschussschäden seiner Erfahrung nach öfter mal an Kirchen vorkämen. „Auf dem Land ist es schlimmer als in der Stadt“, erzählt er. Vor 20, 30 Jahren sei das Problem mit Einschusslöchern größer gewesen, es gab sie fast an jeder zweiten Kirche.

Die Firma Eisenhardt ist seit 110 Jahren auf Turmuhren spezialisiert - derzeit werden auch die Zeiger und Zifferblätter der Turmuhr saniert. Die beschädigten Turmkugeln der Cannstatter Stadtkirche seien innen aus Kupfer und außen mit Blattgold vergoldet. Die Löcher zu löten, sei nicht einfach gewesen, sagt Eisenhardt, der den entstandenen Schaden auf rund 400 Euro beziffert. Der Uhrenspezialist ist froh, dass zumindest die große Kugel auf dem Turm nicht beschädigt wurde – es wäre problematisch geworden, sie für eine Reparatur zu erreichen.

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Erstellt:
9. August 2024, 22:08 Uhr
Aktualisiert:
10. August 2024, 22:05 Uhr

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