Bundesweiter Start
Elektronische Patientenakte bringt mehr Transparenz
Nach zähem Ringen geht die elektronische Patientenakte an den Start. Zum Wohl der Patienten, meint der Hauptstadtkorrespondent Norbert Wallet.

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Ärzte können nun die elektronische Patientenakte mit Daten befüllen.
Von Norbert Wallet
Der Bau des Berliner Flughafens hat 14 Jahre gedauert. Die ewigen Verzögerungen wurden zum Symbol deutscher Bewegungsunfähigkeit. Dabei ging es doch ausgesprochen zügig voran. Jedenfalls wenn man die schneckenhaften Teilschritte betrachtet, mit denen die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePa) in Deutschland, nun ja, vorwärts gekommen ist. Seit 2003 wird daran getüftelt, geplant, neukonzipiert, überarbeitet und getestet.
Lauterbach machte Dampf
Es gehört nicht zu den geringsten Verdiensten des scheidenden Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD), dass der Prozess unter seiner Amtszeit endlich, endlich Geschwindigkeit aufgenommen hat. In dieser Woche nun ist Startschuss für den bundesweiten „Roll-out“. Das heißt, dass alle Praxen grundsätzlich so freigeschaltet sind, dass sie Daten in die ePA einstellen können. Es kann also losgehen, und ab Oktober ist die Befüllung der Akte durch die Ärzte auch Pflicht.
Das klingt wie ein kleines Detail im Alltag der Medizinalbürokratie. In Wahrheit ist es ein Quantensprung. Die ePa schafft die Grundlage für eine sicherere Versorgung, für mehr Transparenz und schnellere Information. Im Notfall kann das Leben retten.
Die Bürger haben das verstanden. Nur fünf Prozent der gesetzlich Versicherten haben der Nutzung der Akte für sich widersprochen. Sie können das übrigens weiterhin jederzeit. Es stimmt, es gibt keine 100-prozentige Datensicherheit. Auch hier nicht. Aber jeder, der noch skeptisch ist, sollte bedenken: Der aktuelle Zustand, in dem Patientenbefunde hier und dort als Lose-Blatt-Sammlung lagern, hierhin und dorthin getragen und gefahren, telefonisch übermittelt oder eben gar nicht weitergeleitet werden, ist für den Patienten gefährlicher und für Missbrauch wesentlich anfälliger.