Leitungswechsel an der Cranko-Schule

Elisa Carrillo Cabrera kehrt als Direktorin nach Stuttgart zurück

Tadeusz Matacz, seit 1998 Direktor der John-Cranko-Schule, geht zum Jahresende in den Ruhestand. Jetzt steht mit der ehemaligen Stuttgarter Solistin Elisa Carrillo Cabrera seine Nachfolgerin fest.

Elisa Carrillo Cabrera übernimmt im Januar 2026 die Leitung der John-Cranko-Schule.

© /Carlos Quezada

Elisa Carrillo Cabrera übernimmt im Januar 2026 die Leitung der John-Cranko-Schule.

Von Andrea Kachelrieß

Die Ballettpädagogin Barbara Matacz hatte sich bereits im Sommer 2021 in den Ruhestand verabschiedet, demnächst hat auch ihr Mann Tadeusz Matacz das Rentenalter erreicht. Nach mehr als 27 Jahren wird er zum Jahresende das Amt als Direktor der John-Cranko-Schule niederlegen. Zu seiner Nachfolgerin wurde nun Elisa Carrillo Cabrera ernannt, sie tritt im Januar 2026 an; unterstützt wird sie von ihrem Mann Mikhail Kaniskin als stellvertretendem Leiter.

Die beiden ehemaligen Tänzer des Berliner Staatsballetts, 2007 von Vladimir Malakhov in die Hauptstadt engagiert, kehren damit an die Anfänge ihrer Karriere zurück. Die in ihrer Heimat und in London ausgebildete Mexikanerin Elisa Carrillo Cabrera kam 1999 als Elevin nach Stuttgart und stieg hier zur Solistin auf. Mikhail Kaniskin, in Moskau geboren, hat seine Ausbildung an der Cranko-Schule beim berühmten Pädagogen Petr Pestov abgeschlossen und verließ das Stuttgarter Ballett 2007 als Erster Solist.

Beide bringen tolle Bühnenerfahrungen mit

Sowohl Elisa Carrillo Cabrera als auch Mikhail Kaniskin haben bereits Anfang der 2000er Jahre an der Cranko-Schule erfolgreich eine Ausbildung zu Ballettpädagogen absolviert. Beide bringen tolle Bühnenerfahrungen als Tänzer mit. Elisa Carrillo Cabrera wurde 2019 als Nacho Duatos Julia mit dem Prix Benois ausgezeichnet. Bereits in Stuttgart hatte sie sich als Fliederfee in „Dornröschen“ oder als Myrtha in „Giselle“ als klassische Tänzerin mit poetischer Linienführung gezeigt, fiel aber auch in Kreationen von Marco Goecke oder Mauro Bigonzetti auf; Mikhail Kaniskine hatte sich schon in Stuttgart als Romeo für die großen Rollen empfohlen, die er dann in Berlin tanzte.

Trotzdem wird das neue Führungsduo der John-Cranko-Schule in sehr große Fußstapfen treten. Denn Tadeusz Matacz hat die Cranko-Schule zu einer der weltweit führenden Ballettschulen gemacht, die seit ihrem Umzug ins neue Gebäude auch räumlich in der ersten Liga dieser Einrichtungen spielt. Durch seine Tätigkeit als Juror bei wichtigen Ballettwettbewerben wie dem Youth America Grand Prix konnte er zudem vielversprechende Nachwuchstalente nach Stuttgart holen.

Dass das Stuttgarter Ballett seinen Nachwuchs heute vor allem aus der eigenen Schule rekrutiert, ist das Verdienst von Tadeusz Matacz und des von ihm geleiteten Teams an Pädagogen. Sie alle arbeiten daran, dass das Stuttgarter Ballett auf der Bühne gut aussieht. Mit welchem Respekt für die ihnen anvertrauten Menschen sie es tun, zeigt Mataczs Gala-Choreografie „Etüden“ immer wieder sehr schön: Die lebendige Folge von Bravourstückchen, die sich von einer Klasse zur nächsten steigern, bis der 120-köpfige Nachwuchs komplett auf der Bühne ist, demonstriert eindrücklich, wie man an der Cranko-Schule nicht nur Körper, sondern auch den Geist ausbildet.

Klare pädagogische Leitlinie

Die vielen choreografischen Talente, die sich schon in der Ausbildung ausprobieren, machen ebenso Werbung für die Cranko-Schule wie die Tatsache, dass Matacz eine klare pädagogische Haltung hat. „Das Wohl des Kindes steht über allem, was wir tun“, sagte er in einem Interview. Missbrauchsvorwürfe, die andere Einrichtungen dieser Art erschütterten, kennt die Schule unter seiner Leitung nicht.

„Ich freue mich sehr, dass wir mit Elisa Carrillo Cabrera eine würdige Nachfolgerin gefunden haben“, sagt Ballettintendant Tamas Detrich. Qualifiziert für diese Aufgabe hat sich die international bestens vernetzte Mexikanerin, die derzeit künstlerische Ko-Direktorin der National Dance Company in Mexiko ist, auch durch ihren Einsatz für die Förderung der Kultur insbesondere in Mexiko und junger Tanztalente; eine eigene Stiftung und ein nach ihr benanntes Stipendium geben finanzielle Hilfestellungen. Außerdem berät sie als Mitglied des internationalen Tanzrats die Unesco und organisiert seit 2018 das Tanzfestival „Danzatlan“, das dem Publikum kostenlos Ballettkunst präsentiert. Von ihrem ausgeprägten sozialen Engagement kann auch die Stuttgarter Ballettschule profitieren. Nach Anne Woolliams (1971-1976) wird Elisa Carrillo Cabrera die zweite Frau an der Spitze der Cranko-Schule sein.

Info

SchuleAls John Cranko 1961 von London nach Stuttgart kam, hatte er die Vision, eine

KünstlerCirca 70 Prozent der aktuellen Mitglieder des Stuttgarter Balletts haben ihren Abschluss an der Cranko-Schule gemacht, unter ihnen Rocio Aleman, Anna Osadcenko, Agnes Su, Henrik Erikson, Gabriel Figueredo, Martí Paixà und

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Erstellt:
3. März 2025, 12:50 Uhr
Aktualisiert:
3. März 2025, 16:47 Uhr

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