Studenten erfinden Tunnelbohrmaschine
dpa Mosbach. Sie soll schneller sein als eine Schnecke und bewegt sich vorwärts wie ein Regenwurm: Mit einer eigenen Maschine wollen Mosbacher Studenten den Tunnelbau vorantreiben. Ihr „Dirt-Torpedo“ soll vor allem Tech-Multimilliardär Elon Musk überzeugen.
Einen Gelenkschutz aus Speisestärke hat Adrian Fleck bereits erfunden, jetzt will er gemeinsam mit seinem Team auch die Zukunft des Tunnelbaus revolutionieren. Der 22-Jährige und zehn weitere Studenten der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Mosbach und Ravensburg sowie an der TU Darmstadt haben einen „Dirt-Torpedo“ (übersetzt Schmutz-Torpedo) zusammengebaut, mit dem sie Tesla-Gründer Elon Musk überzeugen wollen. Der US-Unternehmer hat einen Tunnelbau-Wettbewerb für ein Projekt in der amerikanischen Mojave-Wüste ausgelobt.
Das Team konnte sich gegen 400 andere Bewerber durchsetzen und misst sich nun in der Runde der letzten Zwölf mit der Weltelite. Auch aus Deutschland ist noch Konkurrenz im Finale mit dabei: ein Team der Technischen Universität München (TUM) ist ebenfalls mit im Rennen.
Den Wettkampf, genannt „Not-a-Boring-Competition“, gewinnt das Team, das am 12. September in der Wüste zwischen Las Vegas und Los Angeles einen 30 Meter langen Tunnel gräbt und dabei am schnellsten sowie besonders präzise und am saubersten arbeitet. Die Tunnelbohrmaschine soll sich schneller als eine Weinbergschnecke fortbewegen, sie soll möglichst genau navigieren, den Abraum zügiger wegräumen und den Tunnel bereits beim Bohren mit Beton auskleiden.
Tech-Multimilliardär Musk will mit seiner Boring Company das Verkehrschaos durch innovative Tunnel beseitigen. Straßennetze sollen unterirdisch erweitert, der Flächenverbrauch oben soll reduziert werden. Durch die neue Tunneltechnik sollen Zeit und Kosten gespart werden.
Das zusammengeschraubte Modell aus dem Odenwald mit dem Namen „Dirt-Torpedo“ haben die Studenten am Montag in Mulfingen (Hohenlohekreis) vorgestellt. Mit rund vier Metern Länge und einem Durchmesser von 60 Zentimetern erinnert der 2 Tonnen schwere Riesenbohrer der Nachwuchsforscher tatsächlich an seinen Namensgeber aus dem Waffenarsenal.
In der Wüste soll sich der Torpedo nicht nur durchs Erdreich wühlen, sondern auch den Schutt zerkleinern und durch eine Art Staubsauger nach hinten transportieren. „Das Zerkleinern funktioniert wie bei einer Art Pfeffermühle“, erklärte Fleck. „Und im hinteren Segment haben wir uns von einem Regenwurm und seinen Bewegungen inspirieren lassen.“ Die Komponenten blähen sich auf und schieben das Modell Stück für Stück nach vorne, beschrieb der 22-Jährige aus Fulda die Entwicklung.
Zeitgleich soll die Maschine die Tunnelröhre betonieren und so ein Einstürzen verhindern. Soweit der Plan. Ob es funktioniert, werden die Maschinenbaustudenten, Elektrotechniker und Informatiker erst in der Wüste sehen. Denn für eine Generalprobe reicht die Zeit nicht aus.
Fast zeitgleich zur Präsentation der Bohrmaschine erhielten die Studenten am Montag auch die erlösende Nachricht, dass die Einreise in die USA trotz der scharfen Corona-Auflagen genehmigt wurde. „Wir haben soeben eine Mail aus Berlin bekommen“, sagte Fleck im Anschluss an die Feier.
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