Verbände: Maskenpflicht an Schulen nicht voreilig lockern
dpa/lsw Stuttgart. Die 1,5 Millionen Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg dürfen mit einer Lockerung der Maskenpflicht in den Schulen rechnen. Aber nun treten die Bildungsverbände auf die Bremse.
Bildungsverbände im Südwesten haben vor einem voreiligen Ende der Maskenpflicht im Unterricht an Schulen gewarnt. Es brauche nun eine klare, nachvollziehbare und transparente Exitstrategie, forderte der Landesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, am Freitag. „Wir sollten nichts übers Knie brechen, Pandemielage und Impfquote sind unverändert. Das Land muss klare und medizinisch begründbare Parameter benennen, ab wann Schülerinnen und Schüler im Klassenzimmer wieder auf einen Mundschutz verzichten können“, sagte Brand. „Der Unterricht in Präsenz darf dabei nicht gefährdet werden.“ Es brauche die „größtmögliche pädagogische Freiheit bei größtmöglichem Schutz für Kinder und Lehrkräfte“.
Die baden-württembergische Regierung aus Grünen und CDU hatte diese Woche bekanntgegeben, dass sie überlegt, die Maskenpflicht im Unterricht an Schulen bereits mit der nächsten Aktualisierung der Corona-Verordnung, die übernächste Woche ansteht, aufzuheben. „Es gibt Überlegungen, die Maskenpflicht in Schulen am Platz zu überarbeiten“, sagte ein Regierungssprecher der Deutschen Presse-Agentur.
Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) hält eine Lockerung für geboten, wenn die Inzidenzen stabil bleiben. „Es ist schwierig für die Kinder und Jugendlichen, wenn sie die Maske den ganzen Tag tragen müssen. In Bezug auf Lockerungen an den Schulen steht daher eine Erleichterung bei der Maskenpflicht als einer der ersten Punkte auf der Tagesordnung, wenn das angesichts des Pandemiegeschehens verantwortbar ist.“
In Bayern sollen Schülerinnen und Schüler schon von nächster Woche an im Unterricht keine Masken mehr tragen müssen. Das Saarland hat die Maskenpflicht in Schulen schon länger abgeschafft. Auch in Brandenburg und ab Montag ebenfalls in Berlin müssen die Kinder in Grundschulen keine Masken mehr tragen.
Man sei verwundert angesichts des raschen Vorgehens, sagte ein VBE-Sprecher. Es brauche einen transparenten Plan, etwa eine Orientierung an der Hospitalisierungsrate, und nicht eine Entscheidung aus dem Bauch heraus.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Land sieht eine baldige Aufhebung der Maskenpflicht gar als unnötiges Risiko. „Mit Blick auf die zu niedrige Impfquote und weiter fehlende Sicherheitsmaßnahmen wie Luftreinigungsgeräte bleibt uns nichts anderes übrig, als weiterhin Masken zu tragen, wenn wir die Präsenz in Kitas und Schulen nicht gefährden wollen“, sagte GEW-Chefin Monika Stein der „Heilbronner Stimme“ und dem SWR.
„Auch wenn kaum Kinder und Jugendliche schwer erkranken, wir wissen noch viel zu wenig über Langzeitfolgen einer Covid-Infektion. Warum jetzt unnötig ins Risiko gehen? Vor einem Jahr haben wir es im Dezember bereut, dass wir im Herbst nicht vorsichtiger waren“, betonte sie. Die GEW setze sich weiter für Luftreinigungsgeräte für alle Klassenräume ein, in denen Kinder unter zwölf Jahren unterrichtet oder betreut werden.
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