Gießen/Baden-Württemberg
Erneut Sicherungsverwahrung für Ayleens Mörder angeordnet
Der Mörder der 14-jährigen Ayleen ist aus Sicht des Gießener Landgerichts eine Gefahr für die Allgemeinheit - deshalb verhängt es erneut Sicherungsverwahrung für den 32-Jährigen.
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© dpa/Christian Lademann
Das Gießener Landgericht hat erneut Sicherungsverwahrung für Ayleens Mörder verhängt.
Von red/dpa
Das Landgericht Gießen hat erneut Sicherungsverwahrung für den bereits verurteilten Mörder der 14-jährigen Ayleen aus Baden-Württemberg angeordnet. „Der Angeklagte ist infolge eines Hanges zu erheblichen Straftaten für die Allgemeinheit gefährlich“, sagte der Vorsitzende Richter in seiner Urteilsbegründung. Auch die bereits im Prozess um den Mordfall Ayleen verhängte lebenslange Freiheitsstrafe sowie die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld erneuerte das Gericht. Dies schließt eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren in der Praxis so gut wie aus.
In dem Prozess war es aus Sicht der Staatsanwaltschaft darum gegangen, die Voraussetzungen für die Sicherungsverwahrung wieder herzustellen, nachdem der Bundesgerichtshof diese wegen einer gesetzlichen Änderung des Strafrahmens für einen der Vorwürfe aufgehoben hatte. Dazu gehörte die Verurteilung zu einer weiteren mindestens zweijährigen Haftstrafe.
Angeklagter will erneut Revision einlegen
Der Deutsche hatte Ayleen aus Gottenheim nahe Freiburg über sexualisierte Chats kennengelernt, Nacktfotos von ihr gefordert und sie damit erpresst. Schließlich holte er die Schülerin im Juli 2022 von ihrem Wohnort in Gottenheim nahe Freiburg ab, brachte sie in ein Waldstück bei Langgöns und tötete sie.
In dem aktuellen Prozess war der Mann wegen eines anderen Falles angeklagt: Er hatte in einem Videotelefonat mit einer 13-Jährigen onaniert und von dieser auch Nacktfotos erhalten. Die Staatsanwaltschaft warf ihm sexuellen Missbrauch eines Kindes ohne Körperkontakt sowie die Beschaffung von kinderpornographischen Inhalten vor.
Zum Prozessbeginn hatte der Mann ein Geständnis abgelegt. Für den sexuellen Kindesmissbrauch ohne Körperkontakt sprach das Gericht nun eine Strafe von zwei Jahren und drei Monaten aus und für den anderen eine Strafe von einem Jahr und sechs Monaten. Der 32-Jährige nahm das Urteil ohne erkennbare äußere Regung auf. Nach Angaben seiner Verteidiger will ihr Mandant Revision einlegen.
Richter: Keine Verhaltensänderung bei Angeklagtem absehbar
Zulasten des Angeklagten wertete der Vorsitzende Richter das lange Vorstrafenregister des Mannes, der bereits als Jugendlicher wegen eines Sexualdelikts für zehn Jahre im Maßregelvollzug untergebracht worden war. Im Alter von 14 Jahren hatte er versucht, eine Elfjährige mit einem Gummiband zu strangulieren, was zeige, dass er schon damals bereit gewesen sei, zur eigenen sexuellen Befriedigung potenziell tödliche Handlungen vorzunehmen.
Auch der Maßregelvollzug habe keine Verhaltensänderung bewirkt. Stattdessen habe sich der Mann eine perfide „Masche“ zugelegt, um zu Dutzenden Mädchen und jungen Frauen Kontakte zu knüpfen. Er sei immer wieder penetrant vorgegangen, habe „Drucksituationen konstruiert“, wie etwa im Fall der 13-Jährigen: Nachdem das Mädchen ihn auf WhatsApp blockiert hatte, drohte der Mann mit Suizid.
Kein „intaktes Gerüst von Normen des Zusammenlebens“
„Bislang sind alle Versuche, lenkend auf ihn einzuwirken, erfolglos geblieben“, so der Vorsitzende. Er verwies auch auf ein psychiatrisches Gutachten, wonach dem Angeklagten ein „intaktes Gerüst von Normen des Zusammenlebens“ fehle und er eine dissoziale Persönlichkeitsstörung mit deutlichen psychopathischen Zügen aufweise. Mitgefühl oder Reue könne er nicht empfinden. Sein Vorgehen habe der Mann so sehr verinnerlicht, dass er immer wieder gleichen Schablonen folge. „Es spricht nichts dafür, dass sich das im Laufe der Haftzeit ändern wird“, so der Richter.