Erste Cholerafälle in Mosambik

Helfer berichten von katastrophalen Zuständen in den betroffenen Regionen

Der verheerende Zyklon Idai hat in Mosambik Hunderte Opfer gefordert. Helfer bemühen sich um eine Notversorgung. Doch schon droht die nächste Gefahr.

Beira Anderthalb Wochen nach dem verheerenden Zyklon Idai in Südostafrika steigt in Mosambik die Angst vor Epidemien. Vor allem in den überschwemmten Gebieten ist mit der Verbreitung von Durchfallerkrankungen wie Cholera zu rechnen – weil vielerorts kein sauberes Trinkwasser mehr vorhanden ist, wie Daniel Timme, Koordinator des Kinderhilfswerk Unicef in Beira, berichtet. Gesundheitsexperten warnen, dass auch die Zahl der Malaria-Erkrankungen schnell ansteigen könne. Denn Moskitos können sich in stehenden Gewässern während der Regenzeit stark vermehren. Erste Fälle von Cholera sind nach Aussage von Jennifer Bose bereits gemeldet worden. „Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, um die Menschen schnellstmöglich mit Hilfe zu erreichen“, sagt die Mitarbeiterin von Care Deutschland, die vor drei Tagen in Beira eingetroffen ist.

Die von dem Tropensturm besonders schlimm betroffene Hafenstadt Beira ist unterdessen erstmals seit zehn Tagen wieder über Land erreichbar. Bis zum Sonntag war die Zufahrtsstraße noch wegen Überschwemmungen gesperrt. „Die Straßen werden derzeit wieder aufgebaut. Es sind auch mehrere Hubschrauber aus dem Ausland eingetroffen“, berichtet Jennifer Bose. Die Wiederöffnung der Straße mache es leichter, Hilfsgüter zu den Menschen im Umland zu bringen. „Die Situation in Mosambik ist weiterhin katastrophal. Die Menschen kämpfen immer noch mit den Folgen des Wirbelsturms und der darauf folgenden Überschwemmungen.“ Bis zu acht Meter hoch sei das Wasser gestanden, nur langsam würden die Hochwasserpegel sinken. Nach Angaben von Unicef Deutschland benötigen mehr als eine Million Kinder sofortige Hilfe. „Besonders große Sorgen macht mir der Mangel an Trinkwasser“, erklärt Daniel Timme. „Wenn die Menschen das schmutzige Wasser trinken, das sie umgibt, drohen gefährliche Durchfallerkrankungen, die für Kinder lebensbedrohlich sein können.“

„Das Ausmaß der Krise ist erschütternd“, betont auch der Generalsekretär der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC), Elhadj As Sy. Und die Chefin des UN-Kinderhilfswerks Unicef, Henrietta Fore, die in Beira war, mahnt: Es müsse nun alles getan werden, um zu verhindern, dass „durch Wasser übertragbare Krankheiten aus dem Desaster eine noch größere Katastrophe machen“. Diese Bemühungen will das Technische Hilfswerk (THW) von Deutschland aus unterstützen und hat ein Team mit zwei Anlagen zur Aufbereitung von Trinkwasser nach Beira geflogen. Sie sollen bis zu 10 000 Liter Wasser pro Stunde aufbereiten.

Unterdessen laufen die Nothilfemaßnahmen in großem Stil an. In Beira stehen mittlerweile 20 Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen bereit, die auf Naturkatastrophen spezialisiert sind. Zwei weitere Teams sind in Mosambiks Hauptstadt Maputo eingetroffen und stehen kurz vor der Abreise ins 1100 Kilometer entfernte Katastrophengebiet. Zusätzliche Mitarbeiter stehen für die Ausreise nach Mosambik bereit.

Nach Aussage von Gert Verdonck, dem Nothilfekoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Beira, leisten die Teams bereits medizinische Hilfe. In zwei weiteren Zentren würde der Wiederaufbau laufen. Zudem versorgten die Mitarbeiter die Betroffenen mithilfe mobiler Kliniken in mehreren Stadtteilen von Beira.

Auch andere Organisationen wie Care, Unicef Deutschland, World Vision und das Deutsche Rote Kreuz (DRK) haben zusätzliche Mitarbeiter entsandt, um die Hilfslieferungen und Spenden zu koordinieren. Das Care-Nothilfe-Team hatte vor einigen Tagen bereits mehrere Lkw mit dringend benötigten Hilfsgütern nach Beira entsandt, die Jennifer Bose zufolge inzwischen eingetroffen sind. „In den vergangenen Tagen haben wir vor allem mit den logistischen Hürden gekämpft. Inzwischen funktioniert die Koordination sehr viel besser und schneller. Die Hilfsleistungen laufen unter Hochdruck.“

Für den Transport der Hilfsgüter brauchen die Helfer allerdings Boote und Hubschrauber, weil die Straßen immer noch überflutet sind. Dies sei nicht nur teuer, sondern auch extrem aufwendig, so die Care-Mitarbeiterin. Pro Flug könne man nur eine begrenzte Menge an Hilfsmitteln transportieren. Bisher haben die rund 70 Care-Mitarbeiter in Mosambik die eingelagerten Hilfsgüter genutzt. Bose: „Unsere Ressourcen sind jetzt nahezu erschöpft. Wir brauchen dringend Hilfsgüter aus dem Ausland und mehr finanzielle Mittel, damit wir weitere Hilfe leisten können.“

Vom Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland ist ein neunköpfiges Schnelleinsatz-Team aus Ärzten, Rettungskräften und Ingenieuren unterwegs, darunter auch die Kinderärztin Tina Möller vom ASB-Regionalverband Stuttgart. Ein erstes ASB-Team ist seit dem vergangenen Donnerstag vor Ort. Die ASB-Techniker konzentrieren sich auf die Installation von Wasserfiltern – sogenannte Skyhydranten. Laut ASB kann eine solche Anlage in 24 Stunden bis zu 1100 Menschen mit sauberem Trinkwasser versorgen und dadurch Epidemien vorbeugen.

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Erstellt:
26. März 2019, 03:04 Uhr

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