Sparmaßnahmen wegen Auftragsrückgang

Erste Gehaltskürzungen bei Trumpf im September

Die Sparmaßnahmen bei Trumpf wirken sich sukzessive auf immer mehr Beschäftigte aus. Der Vorstand will Kurzarbeit vermeiden – kann sie aber nicht generell ausschließen. Wer ist jetzt betroffen?

Der Trumpf-Konzern mit Stammsitz in Ditzingen muss wegen der schwachen Auftragslage 300 Millionen Euro einsparen.

© dpa/Christoph Schmidt

Der Trumpf-Konzern mit Stammsitz in Ditzingen muss wegen der schwachen Auftragslage 300 Millionen Euro einsparen.

Von Matthias Schmidt

Die Sparmaßnahmen beim Ditzinger Maschinenbau- und Laserkonzern Trumpf führen im September erstmals zu Gehaltseinbußen für einen Teil der Belegschaft. Nach Auskunft von Personalvorstand Oliver Maassen werden Arbeitszeit und Bezüge um zehn Prozent gekürzt. Die Zahl der Betroffenen wird in den kommenden zwölf Monaten sukzessive ansteigen – vorerst sind rund acht Prozent der 6400 Beschäftigten am Stammsitz in Ditzingen betroffen.

Die Kürzungen beruhen auf dem für die Metallbranche geltenden Tarifvertrag Beschäftigungssicherung („TV Besch“), der das Ziel hat, „bei vorübergehenden Beschäftigungsproblemen betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden“. Bei Trumpf ist der Auftragseingang im vergangenen Jahr um zehn Prozent auf 4,6 Milliarden Euro zurückgegangen. Dem will die Unternehmensleitung mit einem Sparprogramm entgegenwirken, das 300 Millionen Euro umfasst. Nicht unter die Kürzungen fällt das Weihnachtsgeld.

Trumpf will Kurzarbeit vermeiden

„Wir wollen die Auswirkungen der Krise für die Beschäftigten so gering wie möglich halten, und setzen deshalb auf den am wenigsten schmerzhaften Schritt“, sagt Maassen. Die Option, Kurzarbeit anzumelden, habe man bis auf Weiteres ausschließen können. „Dazu hätten wir viel tiefere Einschnitte machen müssen“, sagt Maassen.

Denn Kurzarbeit ist an die Voraussetzung gebunden, dass es bei mindestens einem Drittel der Belegschaft Entgeltsausfälle von mindestens zehn Prozent gibt. Entsprechend wäre ein Drittel der Beschäftigten unmittelbar betroffen gewesen. Schließlich habe man sich nach intensiven Gesprächen aber mit dem Betriebsrat auf die Notfall-Maßnahmen geeinigt, die der Tarifvertrag vorsieht, so Maassen. Die Belegschaft werde damit insgesamt weniger belastet.

Beschäftigungsgarantie bis Ende 2025

Nach der jetzigen Vereinbarung betragen die Gehaltseinbußen bei einzelnen Betroffenen zehn Prozent. In Kurzarbeit wären sie geringer, da die Bundesagentur für Arbeit bis zu 67 Prozent des ausgefallenen Nettoverdienstes kompensieren würde. D afür aber gibt es jetzt laut Maassen bedeutend weniger Betroffene, zudem sei der Arbeitsausfall auf zehn Prozent gedeckelt (bei Kurzarbeit kann es bis zu 100 Prozent gehen). Im Gegenzug erhalte die Belegschaft außerdem eine Beschäftigungsgarantie, die sogar länger laufe als die Vereinbarung, nämlich nicht bis Ende August, sondern bis Ende Dezember des kommenden Jahres.

Wer ist nun konkret betroffen? Von den 6400 Mitarbeitern in Ditzingen fallen 2750 unter das Abkommen. Ausgenommen wurden von der Konjunkturflaute nicht betroffene Bereiche, beispielsweise der Außendienst und die gut laufende EUV-Lasersparte. Die Zehnprozentkürzung trifft diejenigen, bei denen keine Stunden auf dem so genannten Konjunkturkonto mehr abgebaut werden können. „Die Regelungen sind äußerst komplex, deshalb bieten wir verschiedene Formate zur Mitarbeiterinformation an. Mit dem Verkünden im Intranet oder auf einer Betriebsversammlung ist es da nicht getan“, sagt Maassen.

Bei Trumpf wird ein ausgefeiltes System von Überstundenkonten gepflegt. Generell wandert je eine Hälfte der geleisteten Überstunden auf ein Konjunktur- und auf ein Mitarbeiterkonto. In einer Flaute kann der Arbeitgeber verfügen, dass die Stunden vom Konjunkturkonto abgebaut werden. Über die andere Hälfte verfügen die Mitarbeiter selbst. Zusätzlich gibt es das Trumpf-Konto für Familien- und Weiterbildungszeit (TFW), auf dem Arbeitszeit für längere Abwesenheiten angespart werden kann. Auch hier bestimmt der Mitarbeiter, wann sie abgebaut werden.

Derzeit bietet der Vorstand der Belegschaft an, auch die selbstbestimmten Konten freiwillig abzubauen, um Gehaltseinbußen hinauszuzögern oder auch ganz zu umgehen. Die Hälfte der Betroffenen nehme dieses Angebot bereits an, sagt Maassen. Auf den Arbeitszeitkonten sind außerdem bis zu 100 Minusstunden erlaubt. Das Unternehmen finanziert derzeit je 100 Minusstunden vor, das entspreche einem Kredit des Arbeitgebers an die Beschäftigten von 18 Millionen Euro, so der Vorstand.

Bis Jahresende werden der Planung nach bis zu 44 Prozent der vom Abkommen erfassten 2750 Mitarbeiter von der Zehnprozentkürzung betroffen sein, bis Juni 2025 bis zu 69 Prozent. Man rechne derzeit damit, dass sich die Auftragslage in den Monaten April, Mai und Juni 2025 wieder aufhelle, sagt Maassen, dann könnten die Maßnahmen auslaufen. Sollte sich der Plan aber als zu optimistisch erweisen, könne er nicht ausschließen, „dass wir doch auf das Instrument der Kurzarbeit zurückkommen müssen“.

Sparen bei Trumpf

BefristungenVon den Sparmaßnahmen bei Trumpf waren in den vergangenen Monaten auch Beschäftigte mit befristeten Verträgen betroffen. 80 von 330 befristet angestellten Mitarbeitern wurden nicht weiter beschäftigt.

InvestitionenDer Baustart des mit 180 Millionen Euro veranschlagten neuen Kundencenters am Stammsitz in Ditzingen wurde verschoben. Zudem gibt es Einsparungen bei Reise- und Umzugskosten.

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Erstellt:
21. August 2024, 15:40 Uhr

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