Gefährlicher Krankheitserreger
Erster Mensch in den USA an Vogelgrippe gestorben
Derzeit grassiert die größte je dokumentierte Vogelgrippewelle. Erstmals ist in den USA nun ein Mensch nach einer Infektion gestorben.
Von Markus Brauer/dpa
Erstmals ist in den USA ein Mensch nach einer Infektion mit dem Vogelgrippe-Virus H5N1 gestorben. Der Bewohner des Bundesstaats Louisiana sei älter als 65 Jahre gewesen und habe auch andere gesundheitliche Probleme gehabt, hat die Gesundheitsbehörde des Bundesstaats mitgeteilt. Hinweise auf weitere Fälle in Louisiana oder eine Übertragung des Erregers zwischen Menschen gebe es nicht, heißt es weiter. Weltweit gab es schon mehrere registrierte Todesfälle durch H5N1.
Der Patient hatte demnach sowohl mit Vögeln in seinem Garten als auch mit Wildvögeln Kontakt gehabt. Weitere Details nannte die Behörde nicht. Bereits Mitte Dezember hatte die US-Gesundheitsbehörde CDC mitgeteilt, dass es sich bei dem Menschen um den ersten Patienten in den USA gehandelt habe, der nach einer Infektion mit dem Vogelgrippe-Virus H5N1 schwer erkrankt sei.
Bisher 66 Erkrankungen in den USA
Die Vogelgrippe H5N1 ist derzeit bei Wildvögeln auf der ganzen Welt verbreitet, auch zahlreiche wildlebende Säugetiere haben sich infiziert. Außerdem führte das Virus jüngst zu Ausbrüchen in Geflügelbetrieben sowie in Milchbetrieben in den USA.
Wie groß das Ausmaß ist, ist wegen fehlender Daten aber weitgehend unklar. Die CDC verzeichnete bis Montag (6. Montag) 66 Erkrankungen bei Menschen, die meisten davon in den Bundesstaaten Kalifornien, Washington und Colorado. Betroffen sind vor allem Mitarbeiter von Milchvieh- und Geflügelbetrieben, mit milden Verläufen. Mensch-zu-Mensch-Übertragungen wurden bislang nicht nachgewiesen.
Risiko für Allgemeinbevölkerung weiter gering
Die CDC schätzt das Risiko für die Allgemeinbevölkerung weiterhin als gering ein. Die Behörde rät generell, den Kontakt zu kranken und toten Tieren zu meiden.
Insgesamt listet die Weltgesundheitsorganisation WHO von 2003 bis 12. Dezember 2024 weltweit 464 gemeldete Todesfälle von Menschen durch H5N1 auf. Die weitaus meisten davon geschahen bis einschließlich 2019 in Vietnam, Ägypten, Indonesien und Kambodscha. Danach wurden nur noch relativ selten H5N1-Todesfälle registriert.
Um welches Virus geht es?
H5N1 ist ein Influenza-A-Virus wie die beim Menschen kursierenden Erreger der saisonalen Grippe. H und N bezeichnen zwei Eiweiße der Virushülle: Hämagglutinin und Neuraminidase. Sie kommen jeweils in verschiedenen Subtypen vor (H1 bis H16 und N1 bis N9). Der Name H5N1 bedeutet also die Kombination der Eiweiße H5 und N1 auf der Oberfläche der Variante.
Verheerende Vogelgrippe-Ausbrüche
Seit 1997 werden verstärkt auf H5N1 zurückgehende Ausbrüche erfasst, wie FLI-Experte Beer erläutert. Seit 2016 breite sich eine Untervariante des Erregers aus – die sogenannte Klade 2.3.4.4b. Folge waren verheerende Vogelgrippe-Ausbrüche in inzwischen fast allen Teilen der Welt bei Wildvögeln, auch Geflügel und – seltener – Säugetiere wie Meeressäuger, Nerze, Füchse und Bären waren betroffen. Verschont blieb bisher nur Australien.
- Zur Info: Eine Klade (von altgriechisch: kládos, Zweig) – auch Monophylum, monophyletische Gruppe oder geschlossene Abstammungsgemeinschaft genannt – ist in der Biologie eine systematische Einheit, die den letzten gemeinsamen Vorfahren und alle seine Nachfahren enthält.
Wie groß ist die Gefahr einer Pandemie?
Noch gibt es auch keine Belege dafür, dass das H5N1-Virus von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Dennoch gilt diese Variante des Influenzavirus H5N1 als potenzielle Gefahr und als möglicher Kandidat für eine nächste Grippe-Pandemie. Denn durch Mutationen im Erbgut könnte der Erreger diesen letzten Schritt zum Artsprung auf den Menschen überwinden. Doch wie groß ist diese Gefahr?
Warum die Bindungsstelle so wichtig ist
Entscheidend wäre eine Veränderung des Proteins, mit dem sich das Grippevirus an seine Wirtszellen anheftet, um anschließend in sie einzudringen,. Dieses Protein namens Hämagglutinin bindet an Rezeptoren auf der Oberfläche der Wirtszellen, die sich je nach Tier geringfügig unterscheiden.
Würde sich das Virus so verändern, dass es vornehmlich menschliche Rezeptoren statt Vogel-Rezeptoren nutzt, könnte dies eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ermöglichen. „Die Rezeptorbindung ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Übertragbarkeit“, erklärt Ian Wilson vom Scripps Research Institute in La Jolla.