Grüne erobern erstmals Direktmandate im Südwesten

dpa/lsw Heidelberg. Die Heidelberger Grünen-Kandidatin Brantner erobert das erste Direktmandat für ihre Partei bei einer Bundestagswahl in Baden-Württemberg. Es bleibt nicht das einzige.

Erstmals haben die Grünen bei einer Bundestagswahl Direktmandate im Südwesten erobert. Grünen-Spitzenkandidatin Franziska Brantner (42) holte das erste Direktmandat für ihre Partei in Baden-Württemberg am Sonntagabend in Heidelberg. Im Wahlkreis Stuttgart I setzte sich Ex-Grünen-Chef Cem Özdemir (55) durch. Und in Freiburg und Karlsruhe siegten die jungen Kandidatinnen Chantal Kopf (26) und Zoe Mayer (26).

Özdemir kam nach Auszählung aller Stimmen auf 40 Prozent. Auf den CDU-Kandidaten Stefan Kaufmann entfielen nach Angaben der Stadt 23,4 Prozent der Stimmen. Lucia Schanbacher von der SPD erreichte 12,8 Prozent. Özdemir ist der Sohn von Gastarbeitern und war 1994 der erste Abgeordnete mit türkischen Wurzeln im Deutschen Bundestag. Von 2004 bis 2009 saß der Sozialpädagoge im Europäischen Parlament. Özdemir ist seit 2013 erneut Abgeordneter im Bundestag. Der 55-Jährige war zuletzt Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr und digitale Infrastruktur.

Dem Ergebnis in der Landeshauptstadt kommt ein hoher Symbolwert zu. Sowohl die Grünen als auch die CDU konnten dort zuletzt politische Erfolge verbuchen. Die Oberbürgermeisterwahl 2020 gewann Frank Nopper (CDU), bei der Landtagswahl 2021 errang Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) wieder das Mandat mit dem besten Ergebnis aller baden-württembergischen Landtagskandidaten.

Franziska Brantner siegte am Sonntag nach Angaben der Stadt Heidelberg mit 30,17 Prozent vor Alexander Föhr von der CDU, der auf 24,11 Prozent der Stimmen kam. Elisabeth Krämer von der SPD erreichte hier 20,16 Prozent. Brantner ist im Bundestag Sprecherin für Europapolitik der Grünen-Fraktion, Obfrau im Europa-Ausschuss und Parlamentarische Geschäftsführerin der Fraktion. Als stellvertretendes Mitglied ist sie auch im Auswärtigen Ausschuss. Zuvor war die Politikwissenschaftlerin Mitglied des Europäischen Parlaments.

In Freiburg erhielt Chantal Kopf 28,8 Prozent der Stimmen vor Julia Söhne (27) von der SPD mit 26,3 Prozent. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Matern von Marschall konnte 20,6 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Kopf ist seit 2013 bei den Grünen aktiv, zunächst als Sprecherin der Grünen Jugend Freiburg, später als Kreisvorsitzende der Grünen und als Mitglied im Landesvorstand.

Die Wirtschaftsingenieurin Zoe Mayer konnte sich nach Auszählung aller Stimmen in Karlsruhe mit 30 Prozent klar gegen ihre Konkurrenten von SPD und CDU durchsetzen. Nach Angaben der Stadt kam der Karlsruher SPD-Chef Parsa Marvi auf 21,25 Prozent, der CDU-Bundestagsabgeordnete Ingo Wellenreuther auf 19,54 Prozent. Mayer ist Fraktionsvorsitzende der Grünen im Gemeinderat und dort seit 2014 vertreten. Als Kommunalpolitikerin setzt sie sich besonders für den Klimaschutz in der Stadt ein.

Seit 1957 wurden Direktmandate in Baden-Württemberg bislang ausschließlich von Kandidaten von CDU und SPD erobert. Vor vier Jahren hatte die Südwest-CDU bei der Bundestagswahl 34,4 Prozent erreicht und alle 38 Direktmandate geholt. Die Grünen kamen damals auf 13,5 Prozent.

In Mannheim errang am Sonntag Isabel Cademartori für die SPD das Direktmandat für den Bundestag. Die 33-Jährige setzte sich nach Angaben der Stadt mit 26,35 Prozent der Stimmen gegen die Grünen-Kandidatin Melis Sekmen (22,53 Prozent) und Roland Hörner von der CDU durch (19,88 Prozent).

© dpa-infocom, dpa:210926-99-371866/5

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Erstellt:
26. September 2021, 21:35 Uhr

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