Mercedes-Chef Källenius

„Es darf nicht so einfach sein, sich krankzumelden“

In den deutschen Mercedes-Werken zeige sich ein vergleichsweise hoher Krankenstand, sagt der Chef des Stuttgarter Autobauers – und kritisiert das Verfahren für Krankschreibungen in Deutschland.

Stellt das Verfahren der Krankschreibungen für Arbeitnehmer in Deutschland infrage: Mercedes-Chef Ola Källenius (Archivfoto)

© dpa/Jörg Carstensen

Stellt das Verfahren der Krankschreibungen für Arbeitnehmer in Deutschland infrage: Mercedes-Chef Ola Källenius (Archivfoto)

Von Sebastian Winter/epd

Mercedes-Chef Ola Källenius stellt das Verfahren der Krankschreibungen für Arbeitnehmer in Deutschland infrage. „Es darf nicht so einfach sein, sich krankzumelden. Wer ungerechtfertigt krankmacht, verhält sich unsolidarisch“, sagte Källenius der „Süddeutschen Zeitung“.

Der Krankenstand in Deutschland sei laut verschiedenen Studien so hoch wie lange nicht. „Auch in unseren deutschen Werken ist das so“, sagte der Vorstandschef des Autobauers aus Stuttgart.

Die Mercedes-Werke seien überall auf der Welt gleich, es gebe die gleichen Gesundheitsleistungen, die gleiche Arbeitsumgebung. „Und trotzdem ist der Krankenstand in Deutschland teils mehr als doppelt so hoch“, sagte Källenius.

Mercedes-Chef Källenius fordert: „Müsste man politisch lösen“

Er sitze jedes Jahr einmal mit dem verantwortlichen Werksarzt zusammen. „Dann frage ich ihn: Was können wir tun, um das zu verbessern? Er sagt dann immer: Nichts über das hinaus, was wir schon machen“, sagte Källenius und forderte: „Das müsste man politisch lösen.“ Dazu müsse die nächste Bundesregierung auch bereit sein, „unpopuläre Entscheidungen zu treffen“.

Bereits Ende Oktober hatte sich der Chef des Stuttgarter Autobauers über einen zu hohen Krankenstand beklagt und die Situation bei Mercedes mit einbezogen. Dem „Spiegel“ sagte Källenius damals: „Wenn unter gleichen Produktionsbedingungen der Krankenstand in Deutschland teils doppelt so hoch ist wie im europäischen Ausland, hat das wirtschaftliche Folgen.“

Der Mercedes-Betriebsrat konterte daraufhin die Kritik des Mercedes-Chefs: „Wir sind überzeugt, dass Wertschätzung und Anerkennung der Leistungen unserer Kolleginnen und Kollegen die beste Medizin sind, um die Motivation und Gesundheit der Beschäftigten langfristig zu stärken“, sagte Ergun Lümali, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats von Mercedes-Benz, unserer Redaktion.

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Erstellt:
14. Dezember 2024, 15:16 Uhr
Aktualisiert:
14. Dezember 2024, 15:41 Uhr

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