EU-Kommissar besucht hiesige Autoindustrie
Der Franzose Stéphane Séjourné kommt am Donnerstag zum ersten Autogipfel ins Stuttgarter Rathaus.
Von Matthias Schmidt
Stuttgart - Die deutsche Autoindustrie kämpft bei der neuen EU-Kommission um Maßnahmen zur Krisenbewältigung. Den Unternehmen der Region Stuttgart bietet sich nun eine willkommene Gelegenheit, Brüssels Gehör zu suchen. Am Donnerstag, 16. Januar, kommt Stéphane Séjourné zum „Stuttgarter Automobilgipfel“, den Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) ausgerufen hat. Als Vertrauter von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und seit Kurzem Exekutiver Vizepräsident für Wohlstand und Industriestrategie gilt der Franzose Séjourné als besonders einflussreiches Mitglied der neu formierten Kommission.
Auf dem Programm stehen zuerst Informationsbesuche bei Mercedes-Benz, Bosch, Porsche und Mahle. Am Nachmittag gesellen sich zum Austausch hinter verschlossenen Türen im Stuttgarter Rathaus noch Daimler Truck, EU-Parlamentarier, Vertreter von Land und Region, Wirtschaftsverbände, Betriebsräte und Gewerkschaften dazu. Für die Öffentlichkeit sind lediglich kurze Statements zwischendurch vorgesehen. „Wir freuen uns, dass Oberbürgermeister Frank Nopper die Aufmerksamkeit von Stéphane Séjourné auf die Region lenkt und es damit ein Forum für die besonderen Anspannungen der Branche in der Transformation unter besonderer Berücksichtigung des Stuttgarter Raums gibt“, sagt ein Bosch-Sprecher im Vorfeld des Treffens.
Bosch begrüße, dass die Politik vor dem Hintergrund der herausfordernden Lage „auf allen Ebenen den Austausch sucht“. OB Nopper hatte im Herbst angekündigt, den Stuttgarter Automobilgipfel auf die Beine zu stellen. „Vom Erfolg der Automobilwirtschaft hängen sehr viele Arbeitsplätze und der Wohlstand in der gesamten Region ab“, so seine Begründung.
Die Vertreter der Autoindustrie dringen in Brüssel derzeit darauf, dass die Regulierung des CO2-Ausstoßes überprüft wird und avisierte Strafen bei Überschreiten der 2025 verschärften Grenzwerte abgewendet werden. Die von Bosch formulierte Hoffnung lautet zudem: „Die Erkenntnisse des Autogipfels sollten rasch in konkrete Maßnahmen münden, etwa beim Ausbau der Lade- und Wasserstoff-Tankinfrastruktur, der Verfügbarkeit von Wasserstoff oder einer verlässlichen und bezahlbaren Energieversorgung.“ Mit einer ähnlichen Botschaft ist am Donnerstag auch Mercedes-Konzernchef Ola Källenius unterwegs: Er übergibt in seiner neuen Funktion als Präsident der europäischen Autoherstellerverbandes Acea in Brüssel einen Brief an die Staats- und Regierungschefs der EU.
Dem Stuttgarter Autogipfel sieht Mercedes positiv entgegen. „Für die erfolgreiche Transformation der Automobilindustrie braucht es ein gutes Zusammenspiel aller politischen Ebenen – regional, kommunal, aber auch auf Bundes- und EU-Ebene. Es ist wichtig, dass Politik und Wirtschaft an einem Strang ziehen, um die E-Mobilität für Kundinnen und Kunden ganzheitlich vorteilhaft zu gestalten“, teilt das Unternehmen mit.