Ex-Renault-Chef: Ghosns Hochzeit Fall für die Justiz

Hochzeitsfeier des Managers auf Schloss Versailles wirft Fragen auf

Boulogne-Billancourt /DPA/AFP - Der französische Autobauer Renault prüft nun ebenfalls Vorwürfe gegen seinen inhaftierten Ex-Konzernchef Carlos Ghosn und hat die Justiz eingeschaltet. Ghosn habe zu seinem „persönlichen Vorteil“ von einem Sponsoring-Vertrag mit dem Schloss Versailles profitiert – es gehe um eine Summe von 50 000 Euro, teilte Renault mit. Renault hatte im Juni 2016 einen Sponsorenvertrag mit Schloss Versailles in Höhe von 2,3 Millionen Euro abgeschlossen. Der Vertrag ermöglicht Versailles, eine Reihe von Restaurierungen über Renault zu finanzieren. Im Gegenzug profitiert das Unternehmen von Dienstleistungen. Vier Monate nach Vertragsabschluss feierte Ghosn im Lustschloss Grand Trianon im Park von Versailles mit großem Pomp im Stil der früheren Königin Marie Antoinette die Hochzeit mit seiner zweiten Frau. Dies nährt laut der Zeitung „Le Figaro“ den Verdacht, dass der Automanager den Empfang als persönliche Gegenleistung für den Sponsorenvertrag erhielt. „Zusätzliche Überprüfungen“ zu dem Fall seien nötig, erklärte Renault.

Der Autobauer ist nach eigenen Angaben im Rahmen einer am 23. November 2018 eingeleiteten Untersuchung auf den Vorfall aufmerksam geworden. Renault hatte zuvor stets erklärt, bei der Bezahlung Ghosns für die Jahre 2017 und 2018 keine Unregelmäßigkeiten oder Betrug festgestellt zu haben.

Der 64-jährige Ghosn war am 19. November in Tokio wegen Verstoßes gegen Börsenauflagen festgenommen und angeklagt worden. Zudem soll er laut Staatsanwaltschaft private Investitionsverluste auf Nissan übertragen haben. Vor Gericht hatte der Top-Manager seine Unschuld beteuert und vermutete einen Komplott gegen ihn. Der gebürtige Brasilianer ist Architekt der Autoallianz aus Renault und den japanischen Herstellern Nissan und Mitsubishi. Zunächst hatte Renault an Ghosn als Konzernchef festgehalten. Auf Druck auch seitens der französischen Regierung trat Ghosn im Januar schließlich zurück. Der Staat ist bei Renault mit 15 Prozent der Anteile dabei und hat ein gehöriges Wort mitzureden.

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Erstellt:
8. Februar 2019, 03:14 Uhr

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