Senkung auf 2,5 Prozent
EZB senkt Leitzinsen zum sechsten Mal seit Sommer
Gut für Kreditnehmer, schlecht für Sparer: Die Zinsen im Euroraum sinken weiter. Wie die EZB fortfahren wird, ist ungewiss – auch wegen Donald Trump. Manche Notenbanker treten auf die Bremse.

© dpa/Boris Roessler
Die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main.
Von red/dpa
Die Leitzinsen im Euroraum sinken zum sechsten Mal seit Sommer 2024: Die Europäische Zentralbank (EZB) verringert den für Banken und Sparer wichtigen Einlagensatz um 0,25 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent, wie die Notenbank in Frankfurt mitteilte. Die Bekämpfung der Inflation komme gut voran. Niedrigere Zinsen helfen der schwächelnden Konjunktur im Euroraum, weil Kredite tendenziell günstiger werden.
Sinkende Zinsen für Sparer
Für Sparerinnen und Sparer hingegen ist die erneute Leitzinssenkung keine gute Nachricht: Bekommen Geschäftsbanken weniger Zinsen für Gelder, die sie bei der EZB parken, senken sie meist die Tages- und Festgeldzinsen für ihre Kundschaft. Auf die Bauzinsen dürfte die erneute Leitzinssenkung hingegen keinen Einfluss haben, der Zinsschritt ist Experten zufolge schon eingepreist.
Die Tagesgeldzinsen in Deutschland sind seit Frühjahr vergangenen Jahres kontinuierlich gesunken. Im Februar brachten bundesweit verfügbare Angebote im Schnitt 1,48 Prozent nach 1,56 Prozent im Januar, wie eine Auswertung des Vergleichsportals Verivox zeigt. Dies sei der stärkste Rückgang innerhalb eines Monats seit Juli 2012.
Die EZB senkt nicht nur den Einlagenzins, sondern auch den Zins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der Notenbank besorgen können weiter: Statt 2,9 Prozent werden dafür nach der jüngsten Entscheidung des EZB-Rates 2,65 Prozent Zinsen fällig.
Weitere Zinssenkungen bis Sommer erwartet
Volkswirte erwarten, dass die EZB den Einlagenzins bis Sommer noch etwas weiter heruntersetzen wird. Denn Handelskonflikte mit den USA könnten die Wirtschaft im Euroraum zusätzlich unter Druck setzen.
Für weitere Zinssenkungen spricht auch, dass die Notenbank ihr Ziel stabiler Preise in greifbarer Nähe sieht. Bei mittelfristig 2,0 Prozent Inflation sieht die EZB ihr Hauptziel stabiler Preise und somit einer stabilen Währung im Euroraum erreicht.
Dieser Wert gilt als weit genug entfernt von der Nullmarke. Denn dauerhaft niedrige Preise gelten ebenso wie zu stark steigende Preise als Risiko für die Konjunktur: Unternehmen und Verbraucher könnten Investitionen aufschieben in der Erwartung, dass es bald noch billiger wird.
Im Februar lagen die Verbraucherpreise im Euroraum einer ersten Schätzung des Statistikamtes Eurostat zufolge um 2,4 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Zuvor war die Inflationsrate im Währungsraum vier Monate in Folge bis auf 2,5 Prozent im Januar gestiegen.
Inflationswelle gebrochen
Ab dem Sommer 2022 hatte sich die EZB mit kräftig steigenden Zinsen gegen eine historische Teuerungswelle im Euroraum gestemmt. Der russische Angriff auf die Ukraine ließ vor allem die Preise für Energie und Lebensmittel nach oben schnellen. Inzwischen ist die Inflation im Euroraum von ihrem Rekordhoch bei 10,7 Prozent im Herbst 2022 wieder weit entfernt: Im Jahresschnitt 2024 lag sie bei 2,4 Prozent.
„Durch eine historisch beispiellose geldpolitische Wende haben wir dazu beigetragen, die Inflationswelle zu brechen“, bilanzierte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel jüngst.
Einige Notenbanker auf der Bremse
Weil Zollkonflikte mit der Regierung von US-Präsident Donald Trump die Teuerung anheizen könnten, warnen manche Notenbanker vor zu weitgehenden Zinssenkungen.
Kürzlich hatte EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel eine Diskussion über ein Ende der Serie von Zinssenkungen angeregt: „Wir nähern uns dem Punkt, an dem wir möglicherweise bei den Zinssenkungen pausieren oder stoppen müssen“, sagte Schnabel der „Financial Times“.
Auch Nagel mahnte, „angesichts der jüngsten Inflationserfahrungen und der hohen Unsicherheit“ einen Schritt nach dem anderen zu machen und „mit Blick auf weitere Zinssenkungen nichts zu überstürzen“.