Fälscher versuchen sich an neuen Euro-Scheinen

Selbst modernste Sicherheitsmerkmale von Banknoten bremsen Kriminelle nicht aus – Immer mehr unter 21-Jährige bringen Blüten in Umlauf

Frankfurt/Main (dpa). Nicht immer haben es Falschgeldfahnder so leicht wie in folgendem Fall: Einem 22-Jährigen in Österreich kamen die Ermittler schnell auf die Schliche, weil der Mann seinen mit 50-Euro-Blüten gefüllten Geldbeutel verlor – und seinen Ausweis gleich mit. Bestellt hatte der Mann die Scheine nach eigener Aussage in dunklen Kanälen des Internets, dem sogenannten Darknet.

Zwar sind 2018 die Falschgeldzahlen sowohl in Deutschland als auch in Europa wieder gesunken. Doch gerade junge Menschen scheint die Möglichkeit zu locken, sich gefälschte Scheine oder das Zubehör für die eigene Produktion mit wenigen Mausklicks online zu besorgen. Nach Erkenntnissen des Bundeskriminalamts (BKA) nimmt die Anzahl junger Tatverdächtiger im Zusammenhang mit Falschgelddelikten in Deutschland seit Jahren zu. Waren es 2013 noch 266 unter 21-Jährige und damit 16 Prozent der Tatverdächtigen in diesem Bereich, hat sich die Zahl im Jahr 2017 auf 752 (23 Prozent Anteil) fast verdreifacht.

„Aufgrund der verhältnismäßig einfachen Verfügbarkeit von Equipment und Handlungsanleitungen für die Produktion gefälschter Banknoten über das Internet/Darknet ist es einem größeren potenziellen Täterkreis möglich, Falschgelddelikte zu begehen“, stellte das BKA in seinem Lagebild zur Falschgeldkriminalität fest. „Die jugendlichen Täter sind meist IT-affin, vermutlich mit Vertrauen in die vermeintliche Anonymität im Darknet.“

Den Trend beobachten auch die Experten der Bundesbank. „Für eine gewisse Klientel ist es einfacher geworden, an Fälschungen zu gelangen“, sagt Sven Bertelmann, Leiter des Nationalen Analysezentrums für Falschgeld und beschädigtes Bargeld. „Auch Hologramme und gefälschte Porträtfenster werden im Darknet gehandelt.“

Das Porträtfenster – von Europas Währungshütern erstmals im November 2015 eingeführt – gilt derzeit als eine der höchsten Hürden für Fälscher. Hält man den Schein gegen das Licht, wird das Fenster durchsichtig und zeigt ein Porträt der Europa. Doch Kriminelle schrecken auch solche Raffinessen nicht ab. Erste 50-Euro-Fälschungen mit – wenn auch verschwommenem – Porträtfenster sind aufgetaucht. „Fälscher rechnen mit dem flüchtigen Betrachter“, erklärt Bundesbank-Vorstand Johannes Beermann.

Rund 563 000 Blüten zogen Polizei, Handel und Banken in Europa nach jüngsten Zahlen der Europäischen Zentralbank im vergangenen Jahr aus dem Verkehr. Das waren 19 Prozent weniger als 2017. Der rechnerische Schaden sank auf rund 31,4 Millionen Euro, nach 36 Millionen Euro 2017. In Deutschland verringerte sich die Zahl der gefälschten Euro-Banknoten um 20 Prozent auf etwas mehr als 58 000. „Die neue Banknotenserie greift“, bilanzierte Beermann.

Am 28. Mai werden runderneuerte 100- und 200-Euro-Scheine die zweite Euro-Banknotenserie vervollständigen. Um es Fälschern noch schwerer zu machen, haben die Währungshüter ein weiteres Sicherheitsmerkmal ausgetüftelt: das Satelliten-Hologramm. In diesem bewegen sich beim Neigen des Scheins um die Zahl 100 beziehungsweise 200 kleine Euro-Symbole.

Üblicherweise tauchen bald nach der Einführung neuer Scheine Kopien auf, etwa ein halbes Jahr später dann die ersten Druckfälschungen. Aber auch die Strafverfolger haben aufgerüstet. „Die vermeintliche Anonymität in Darknet-Marktplätzen wird durch eine effektive nationale und internationale Zusammenarbeit der Strafverfolgungsbehörden durchbrochen“ – so das Fazit der Zentralstelle Cybercrime Bayern zu einer Razzia, die im Dezember bekannt wurde.

Dabei koordinierten die dem Generalstaatsanwalt Bamberg zugehörige Einheit und die Falschgeldstelle des Bayerischen Landeskriminalamts 178 Durchsuchungen in allen Bundesländern. Dies war Teil einer europaweiten Aktion, bei der Ermittler in 13 Staaten gegen Fälscher vorgingen.

Zum Artikel

Erstellt:
29. Januar 2019, 11:21 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen