Fälscher versuchen sich an neuen Scheinen

Die Zahl der gefälschten Banknoten ist zwar rückläufig, doch selbst modernste Sicherheitsmerkmale bremsen Kriminelle nicht aus

Frankfurt/Main (dpa) Nicht immer haben es Falschgeld-Fahnder so leicht wie in folgendem Fall: Einem 22-Jährigen in Österreich kamen die Ermittler im Herbst schnell auf die Schliche, weil der junge Mann seinen mit 50-Euro-Blüten gefüllten Geldbeutel verlor – und seinen Ausweis gleich mit. Bestellt hatte der Mann die Scheine nach eigener Aussage in dunklen Kanälen des Internets, dem sogenannten Darknet.

Allerdings sind 2018 die Falschgeldzahlen sowohl in Deutschland als auch in Europa wieder gesunken. Rund 563 000 Blüten zogen Polizei, Handel und Banken in Europa nach jüngsten Zahlen der Europäischen Zentralbank (EZB) 2018 aus dem Verkehr. Das waren knapp 19 Prozent weniger als 2017, es bedeutete den niedrigsten Stand seit 2013 (670 000 Euro-Fälschungen). Der rechnerische Schaden sank auf rund 31,4 Millionen Euro, nach 36 Millionen Euro 2017.

In Deutschland verringerte sich die Zahl der gefälschten Euro-Banknoten nach Angaben der Bundesbank binnen Jahresfrist um 20 Prozent auf etwas mehr als 58 000. „Die neue Banknotenserie greift“, bilanzierte Bundesbank-Vorstand Johannes Beermann. Der Schaden durch Falschnoten in Deutschland verringerte sich auf rund 3,4 (2017: 4,1) Millionen Euro. Gerade junge Menschen scheint indes die Möglichkeit zu locken, sich gefälschte Scheine oder das Zubehör für die eigene Produktion mit wenigen Mausklicks online zu besorgen.

Nach Erkenntnissen des Bundeskriminalamts (BKA) nimmt die Anzahl junger Tatverdächtiger im Zusammenhang mit Falschgelddelikten in Deutschland seit Jahren zu. Waren es 2013 noch 266 unter 21-Jährige und damit 16 Prozent der Tatverdächtigen in diesem Bereich, hat sich die Zahl 2017 auf 752 (23 Prozent Anteil) fast verdreifacht.

„Aufgrund der verhältnismäßig einfachen Verfügbarkeit von Equipment und Handlungsanleitungen für die Produktion gefälschter Banknoten über das Internet/Darknet ist es einem größeren potenziellen Täterkreis möglich, Falschgelddelikte zu be-gehen“, stellte das BKA in seinem Mitte 2018 veröffentlichten „Lagebild Falschgeldkriminalität“ fest. „Die jugendlichen Täter sind meist IT-affin, vermutlich mit Vertrauen in die vermeintliche Anonymität im ­Darknet.“

Diesen Trend beobachten auch die Fachleute der Deutschen Bundesbank. „Für eine gewisse Klientel ist es einfacher geworden, an Fälschungen zu gelangen“, sagt Sven Bertelmann, Leiter des Nationalen Analysezentrums (NAC) für Falschgeld und beschädigtes Bargeld in Mainz. „Auch Hologramme und gefälschte Porträtfenster werden im Darknet gehandelt.“

Zum Artikel

Erstellt:
29. Januar 2019, 11:21 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen