Faschingszauber in Sulzbach an der Murr
Bei Sonnenschein sind gestern zahlreichen Fasnachtsgruppen durch Sulzbach an der Murr marschiert, gesprungen und getanzt. Historische Kostüme und fröhliche Narren haben für ein buntes Programm gesorgt. Für viele Fasnachts- und Karnevalfans ist damit eine ausgelassene, aber auch kräftezehrende fünfte Jahreszeit zu Ende gegangen.
Von Anja La Roche
Sulzbach an der Murr. So gutes Wetter ist nicht alle Tage beim Faschingsumzug zu erwarten. Doch in Sulzbach an der Murr stimmt am Faschingsdienstag einfach alles. Bei Sonnenschein kommen die Narren und Närrinnen aus der Region ein letztes Mal für die diesjährige fünfte Jahreszeit zusammen und präsentieren sich in der Altstadt von Sulzbach den vielen Zuschauer und Zuschauerinnen. Auf rund 6000 Besucher schätzt die Polizei den Andrang eine halbe Stunde nach dem Start des Umzugs. Die kleineren Zuschauer, darunter viele Zauberer und Prinzessinnen, entpuppen sich dabei als besonders eifrige Sammler von Süßigkeiten, welche die Narren großzügig auf ihrem Weg verteilen.
Die neue Sulzbacher Bürgermeisterin Veronika Franco Olias läuft erstmals selbst bei einem Faschingsumzug mit – wobei laufen nicht ganz korrekt ist, weil sie gemütlich in einem Cabrio durch die Menge kutschiert wird, gemeinsam mit dem Mitgründer des Sulzbacher Carnevalsvereins, Adolf Heger. Seite an Seite winken Franco Olias und Heger den Besuchern aus dem Auto zu und schmeißen mit Bonbons. Heger, der bislang bei allen nun schon 56 Narrensprüngen in Sulzbach dabei war, bereitet das nach wie vor eine große Freude. „Das steckt einfach in einem drin“, sagt er.
Mit viel Elan dabei ist auch die stellvertretende Bürgermeisterin Edelgard Löffler, auch wenn sie nicht beim Umzug mitläuft. Sie trägt das Kostüm eines „Hiasl“, eines Wilderers in Lederhose und Karohemd, wie es sie früher im Schwäbischen Wald gegeben habe. „Das kommt aus der armen Zeit, als der Landesfürst das Jagdrecht hatte“, erklärt Löffler. Die Menschen seien heimlich jagen gegangen, um sich zu ernähren. Wie ihr Kostüm erinnern auch viele andere Verkleidungen an alte Traditionen oder Legenden aus der Region.
Faschingsumzug in Sulzbach an der Murr
Am Faschingsdienstag sind Tausende Menschen bei bestem Wetter zum Umzug nach Sulzbach an der Murr gekommen.
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Zahlreiche Gruppen reihen sich in den Marsch durch Sulzbach ein: Darunter beispielsweise die Wasserfratzen der Murreder Henderwäldler, die ihre Rätschen knattern und ihre Karbatschen (Peitschen) knallen lassen. Die Backnanger Band XS-Excess heizt mit Blasmusik und Trommeln den Zuschauern ein und die verrückten Hühner aus Althütte gackern ihren Narrenruf. Die Ansagerin auf dem Rathausplatz ruft „Her mit den“ in ihr Mikrofon, „Hennen“, antworten die kostümierten Hühner. Es ist ein Fest. Und dafür kommen die Karnevalisten auch gerne hergefahren – oder wie im Fall von Jutta Besler sogar hergelaufen. Sie ist mit ihren Freundinnen aus Wüstenrot 15 Kilometer zu Fuß zum Sulzbacher Narrensprung marschiert. „Uns ist kein Weg zu weit dafür“, betont die gebürtige Murrhardterin. Nicht nur, weil sie dort viele bekannte Gesichter trifft, sondern natürlich auch zum Feiern. Drei Tage habe sie vergangene Woche schon auf dem Karneval in Köln verbracht, am Samstag war der Nachtumzug in Murrhardt dran und nun der Sulzbacher Umzug. Nach dem sei es dann aber „Gott sei Dank“ vorbei, wie sie augenzwinkernd sagt – irgendwann hat es sich eben auch für sie ausgenarrt.
Auch Erwin Hartmann aus Auenwald und und seine Schwester Eva Stirm aus Wüstenrot schauen beim Umzug zu und schwärmen vom „Kaiserwetter“. Stirm trägt das Kostüm der Rechaspitzer von der Narrenzunft Althütte. Mit dem sei sie früher selbst mitgelaufen, nun genießt sie lieber die Aussicht als Zuschauerin. Mit ihren Wikingerkostümen mitlaufen könnten auch Harald und Sabine Sittart, heute stehen die beiden Murrhardter mit ihrem Kind aber lieber am Rand, nicht zuletzt weil ihre Wikingerkumpanen fehlen. Insgesamt zählen sie schon über 30 Freunde und Bekannte, die sich zu Fasching seit ein paar Jahren als diese nordischen Krieger verkleiden. „Meine Schwägerin hat damit angefangen und dann hat sich das ausgebreitet wie Influenza“, sagt Harald Sittart schmunzelnd.
Am Sulzbacher Faschingsumzug schätzen die beiden vor allem, dass er „schön klein und übersichtlich“ sei. Einen besonderen Blick bekomme man als Zuschauer außerdem auf die vorbeiziehenden Gruppen, weil sich der Weg anders als in Murrhardt mit zahlreichen Kurven durch den Ort schlängele.