Fast 2000 Briefe für in 100 Jahren trudeln in Freiburg ein
dpa/lsw Freiburg. Von Flaschenpost weiß man, dass die schon mal ewig später irgendwo ankommt. Zum 1000. Stadtgeburtstag in hundert Jahren hat die Stadt Freiburg schon jetzt ein ähnliches Projekt in die Wege geleitet.
1946 Briefe sollen in hundert Jahren von Freiburg aus an heute schon bestimmte Adressaten verteilt werden. Im Jahr 2120 feiert die Stadt ihren 1000. Geburtstag und für ein besonderes Postprojekt aus diesem Anlass hat die Kommune vergangenes Jahr einen „Jubiläumsbriefkasten“ vor dem Alten Rathaus installiert. Die Idee: Bürger sollten Briefe in die Zukunft schreiben, die erst in hundert Jahren geöffnet werden. Nun hat der Projektleiter Stadtjubiläum, Holger Thiemann, Bilanz gezogen.
Die meisten Briefe seien an zukünftige Verwandte gerichtet („An meinen Urenkel/meine Urenkelin...“), teilte er mit. Viele gingen auch an städtische oder staatliche Einrichtungen („An den Leiter/die Leiterin des Amtes...“) oder an zukünftige Bewohner des Hauses, in dem der Verfasser oder die Verfasserin im Augenblick lebt. Junge Menschen hätten ihre Schreiben in der Regel an Gleichaltrige gerichtet („An eine Schülerin der Klasse 6 des XY-Gymnasiums...“).
Die Briefe seien nicht nur von Freiburgern gekommen. „Wir haben von einer Reihe von Partnerstädten Briefe bekommen“, teilte Thiemann mit. Als Beispiele nannte er Guildford in England und Suwon in Südkorea. Zum Einreichen war die Frist bis Ende Juli verlängert worden.
Die Stadt hatte beim Start vorgeschlagen, beispielsweise darüber zu schreiben, wie das Pandemiejahr 2020 aussah. Was müssen Menschen in 100 Jahren wissen? Was könnte sie interessieren? „Danach fallen die Gedanken der Menschen in einen hundertjährigen Dornröschenschlaf.“
Die eingegangenen Schreiben werden laut Thiemann im Stadtarchiv aufbewahrt. Die Briefe sollten - soweit das möglich ist - von denjenigen Menschen gelesen werden, an die sie gerichtet sind. Das werde sicher eine große Herausforderung für das Stadtarchiv - oder die Folgeeinrichtung - in 100 Jahren, meinte Thiemann. „Wir hoffen natürlich, dass unsere Kollegen und Kolleginnen dieses Projekt ernst nehmen und versuchen werden, die Adressaten ausfindig zu machen.“
Was mit Briefen passiert, die nicht weitergeleitet werden können - weil zum Beispiel das Haus nicht mehr existiert, in dem der Adressat leben soll -, sei natürlich heute noch unklar. „Hier gibt es sicher mehrere Möglichkeiten“, so der Projektleiter. „Das können wir nicht festlegen, sondern müssen es den Menschen in 100 Jahren überlassen.“
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