Feenzauber künftig im Doppelpack
Die 18-jährigen Zwillinge Lea und Mya Schuler setzen sich in einem fünfköpfigen Bewerberinnenfeld bei der Wahl zur Schwäbischen Waldfee durch. Sie überzeugen unter anderem mit ihren Plänen dafür, Kindern Natur und Nachhaltigkeit nahezubringen.
Von Lorena Greppo
Kaisersbach. Einmal mehr fällt die Entscheidung denkbar knapp aus. Schon während der Vorstellungsrunde der Kandidatinnen tauschen sich Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Jury im Restaurant des Schwaben-Parks in Kaisersbach aus und sind sich einig: Das wird schwierig. Alle fünf Frauen haben sich gut präsentiert. „Feenpapa“ und Großerlachs Bürgermeister Christoph Jäger ist sich bei der Auszählung lange sicher, dass es in eine Stichwahl gehen wird. „Eine Stimme war dann ausschlaggebend dafür, dass wir nicht eine, sondern zwei Waldfeen haben“, verkündet er schließlich. Die Siegerinnen der Wahl heißen Lea und Mya Schuler.
Die 18-jährigen Zwillinge aus Rudersberg haben sich gemeinsam um das Amt beworben, ein Novum in der Geschichte der Waldfee-Wahl. Und das bei deren zehnter Auflage. „Doppelt hält besser“, sagt Lea Schuler nach der Wahl. Sie und ihre Schwester haben schon die Jungschar gemeinsam geleitet, erzählt sie. Die beiden sind ein eingespieltes Team und ergänzen sich gut. Das zeigt sich auch bei der Vorstellungsrunde. Moderiert von der amtierenden Schwäbischen Waldfee Michelle Fuchs werden den Kandidatinnen Fragen rund um Wirkungsort und Amt der Waldfee gestellt. Welche Erinnerungen sie mit der Region verbinden, will Michelle Fuchs wissen. Sie fragt zudem, auf welches Event sie sich am meisten freuen und wie die möglichen Nachfolgerinnen Kindern Nachhaltigkeit vermitteln möchten.
Alle Kandidatinnen setzen Akzente
Damit Lea und Mya Schuler keinen Vorteil haben, dürfen sie nicht beide auf alle Fragen antworten, sondern wechseln sich ab. Sie hätten sich zwar vorbereitet, sagen beide im Nachhinein, aber es sei dann doch ganz anders gekommen als erwartet. „Wir mussten improvisieren“, sagt Lea Schuler. „Aber das war dann auch authentisch und gut so.“ Sie selbst erzählt zum Beispiel, dass sie Kinder gerne fürs Radfahren begeistern möchte – eine umweltfreundliche Art, die Region zu erkunden. Außerdem wolle sie den Kleinen heimische Tierarten näherbringen und sie „mit kleinen Quizzen bei Laune halten“. Mya Schuler sagt, sie freut sich vor allem auf das Kindererlebnisfest in Gschwend. „Und auf das Heimspiel von Andrea Berg, da war ich als Praktikantin schon mal dabei.“
Auch die anderen Kandidatinnen setzen durchaus Akzente. Sarina Rohde erzählt, dass ihr Geburtstag schon des Öfteren mit dem Tag des Schwäbischen Waldes zusammengefallen ist. Daher habe sie an dieses wichtige Event für die Region besonders gute Erinnerungen. Larissa Fischer aus Kaisersbach berichtet, wie erfreut ihr Sohn reagiert hat, als er auf einem Wanderweg das Schild der „Feenspuren“ entdeckt hat. Pauline Straub aus Mainhardt kennt sich als angehende Forstwirtin in den Wäldern aus. Dort, findet sie, kann man Kindern den Wert der Natur gut veranschaulichen.
Barbara Schunter, Geschäftsführerin des Vereins Schwäbischer Wald Tourismus, lobt alle Kandidatinnen für ihren Mut zur Bewerbung. Sie ermutigt auch: Ein zweiter Anlauf stehe ihnen offen. Das beste Beispiel dafür ist die amtierende Waldfee Michelle Fuchs, die auch erst bei ihrer zweiten Bewerbung erfolgreich war. Sie habe durchweg positive Erfahrungen gemacht, sagt die Kaisersbacherin. Es habe ihr viel Freude gemacht, Türöffnerin für die Region und ihre Natur zu sein. Die Nervosität, welche sie anfangs vor Auftritten verspürt hat, habe zwar mit der Zeit nachgelassen, „aber der Zauber ist nie weggegangen“.
Besonders hebt sie das gute Miteinander mit ihren Vorgängerinnen in Grün hervor und verrät schmunzelnd auch einen Tipp, den sie aus deren Reihen gekommen hat: „Geh so oft wie möglich aufs Klo, denn manche Veranstaltungen können lange gehen.“ An ihre Nachfolgerinnen hat sie vor allem einen Rat: „Genießen und alles mitnehmen, was geht!“
Viel Lob für den Feenpapa
Gelobt wird Michelle Fuchs auch von Kaisersbachs Bürgermeister Michael Clauss: „Du hast alle verzaubert. Nicht nur im Ort, sondern im ganzen Schwäbischen Wald“, sagt er. In die „Feenfamilie“ habe sie sich nahtlos integriert. Die Vorgängerinnen im Amt seien ja quasi ihre Feenschwestern, Christoph Jäger ist der Feenpapa, den Schwäbischen Waldschrat könne man als Cousin bezeichnen und für Nachwuchs sei auch gesorgt – schließlich haben gleich mehrere ehemalige Waldfeen an diesem Abend ihre Kinder dabei.
Wie nah sich alle stehen, zeigt sich auch, nachdem die Wahl vollbracht ist. Die ehemaligen Waldfeen nutzen die nun leere Bühne, um sich gebührend vom Ideengeber der Waldfee, Christoph Jäger, zu verabschieden, der kommende Woche aus seinem Amt als Bürgermeister scheidet. Sie singen ein Lied, begleitet von Michelle Fuchs an der Gitarre. Auf die Melodie von „I’m Gonna Be (500 Miles)“ von The Proclaimers schwärmen sie vom Feenpapa, Waldspezialisten, Whiskybrenner, Liedermacher und Herzensmenschen. Der wiederum hat angesichts dieser Zuneigungsbekundung sichtlich mit den Tränen zu kämpfen.