Fehlende Deponiekapazitäten verzögern Abriss

Hochbau beim Backnanger Projekt Kronenhöfe startet im Sommer

Die Baustelle Kronenhöfe steht vor ungewohnten Schwierigkeiten, da die Ablademöglichkeiten für Bauschutt nicht zuletzt wegen des Jahrhundertprojekts Stuttgart21 im vergangenen Jahr weit über die Region hinaus ausgeschöpft waren. Die fehlende Deponie- kapazität hat folglich die Abrissarbeiten für das Mammutprojekt in der Backnanger Innenstadt verzögert. Aber seit gestern arbeiten die Bagger wieder.

In der Zeit zwischen den Jahren ruhte die Baustelle. Geht es nach der Vorstellung des Bauträgers, sollen die restlichen Abräumarbeiten nun zügig über die Bühne gehen. Mitte des Jahres soll der eigentliche Hochbau beginnen. Fotos: R. Schütz

In der Zeit zwischen den Jahren ruhte die Baustelle. Geht es nach der Vorstellung des Bauträgers, sollen die restlichen Abräumarbeiten nun zügig über die Bühne gehen. Mitte des Jahres soll der eigentliche Hochbau beginnen. Fotos: R. Schütz

Von Matthias Nothstein

BACKNANG. Vor dem Beginn der Abrissarbeiten und auch nach deren Beginn im Mai vergangenen Jahres zeigte sich Aspa-Geschäftsführer Andreas Benignus noch zuversichtlich, dass das Areal zwischen Eduard-Breuninger-Straße, Dilleniusstraße und Obstmarkt bis Ende des Jahres für den Neubau vorbereitet ist. Der Plan lautete damals: Die oberirdischen Arbeiten sollen bis Ende August beendet sein. Und auch die recht aufwendigen Arbeiten für die Baugrube sollten bis Ende des Jahres 2018 über die Bühne gehen. Die Baugrube wird im oberen Bereich des Areals immerhin neun Meter in die Tiefe gehen. Schon immer war klar: Aufgrund dieser Dimensionen und der Nähe der Straßen handelt es sich beim Ausheben dieser Baugrube um keine einfache Angelegenheit.

Nun schreiben wir inzwischen das Jahr 2019, und der Zeitplan wurde ordentlich durcheinandergewirbelt. Die meisten der Gebäude – das Hotel Holzwarth, das ehemalige Soziale Warenhaus oder die frühere Commerzbank – sind zwar schon abgerissen. Aber der Großteil des Bauschutts konnte bislang noch nicht abtransportiert werden, geschweige mit dem Aushub der Keller begonnen werden. Mehr noch: Das Gebäude am Obstmarkt, in dem bislang der Asia-Imbiss untergebracht war, steht immer noch. Immerhin: Seit Montag wird das Haus ausgeräumt und ausgebeint. „Der Abbruch dauert aber noch ein bisschen“, so Werner Schmidgall, Prokurist der Kronenhöfe GmbH gestern. Er geht davon aus, dass das Gebäude eventuell bis März abgerissen werden kann. Die Verantwortlichen der Kronenhöfe relativieren die Schwierigkeiten. So heißt es in einer Pressemitteilung: „Wenn auch nicht sofort auf den ersten Blick ersichtlich, gehen die Arbeiten auf der Baustelle des Neubauprojekts Kronenhöfe in der Backnanger Innenstadt planmäßig voran.“

In der Tat wird auf der Großbaustelle auch immer wieder gearbeitet, allerdings nicht in dem Umfang, den die Planer ursprünglich vorgesehen hatten. So werden demnächst unterirdische Teile der Bestandsgebäude wie Keller und Fundamente abgebrochen. Das Problem derzeit ist jedoch die fehlende Kapazität auf den örtlichen und regionalen Deponien. Da diese nur begrenzte Mengen des Abbruchmaterials annehmen, kann die Abfuhr nur abschnittsweise erfolgen. „Ein Teil muss über 150 Kilometer bis ins Badische transportiert werden“, erklärt Werner Schmidgall. Oberstes Ziel für Benignus ist derzeit, das Baufeld freizubekommen. Erst dann wird auch mit dem Abriss des letzten Gebäudes begonnen.

Denkmalamt untersucht Stadtmauerreste und Gewölbekeller

Doch für die Verzögerungen des Projekts gibt es auch noch eine andere Ursache. Das Bauvorhaben wird laut Angaben des Bauherrn auch durch das Landesamt für Denkmalpflege begleitet. So erfolgen beispielsweise Schürfungen auf dem Baufeld. Sie dienen dazu, abzuklären, ob ein Teil der ehemaligen Stadtmauer im Bereich der Baugrube zu finden ist. Benignus beschwichtigt. Selbst wenn dies der Fall wäre, wäre das Projekt auf keinen Fall infrage gestellt. Es gehe laut Benignus lediglich darum, den Verlauf – falls die Mauer wirklich in diesem Gebiet verlaufen sollte – für die Nachwelt zu dokumentieren. Das Denkmalamt interessiert sich ferner für mehrere Gewölbekeller in dem Areal, auch diese werden auf ihre historische Bedeutung hin untersucht.

Inzwischen geben die Bauherren einen neuen Zeitplan vor. So heißt es in einer Pressemitteilung: „Im ersten Quartal des neuen Jahres bekommt die Baustelle ein anderes Gesicht. Da ist der Verbau und der Aushub der Baugrube geplant. Hierfür werden in größerem Umfang Verbauwände als Sicherungsmaßnahme erstellt. Für die Ausführung der Arbeiten werden größere Bohrgeräte auf der Baustelle eingesetzt. Parallel wird noch das Bestandsgebäude Am Obstmarkt 4 abgebrochen.“

Der eigentliche Hochbau soll bis Mitte des Jahres starten. Die Bauherren kündigen ferner an, dass aufgrund der engen Situation in der Innenstadt eine detaillierte Planung der Baustellenlogistik erfolgt und diese auch mit den Verantwortlichen der Stadt abgestimmt werde. Zudem ist es der Kronenhöfe GmbH wichtig, „die unmittelbare Nachbarschaft durch direkte Informationen über den Baufortschritt und die Maßnahmen auf der Baustelle auf dem Laufenden zu halten“.

Aus Bauschutt wird wertvolles Recyclingmaterial. Dies ist umso wichtiger, weil Deponieflächen nicht zuletzt wegen Stuttgart21 sehr rar sind.

Aus Bauschutt wird wertvolles Recyclingmaterial. Dies ist umso wichtiger, weil Deponieflächen nicht zuletzt wegen Stuttgart21 sehr rar sind.

Die letzten Tage der einstigen Commerzbank-Filiale an der Ecke Dillenius-/Eduard-Breuninger-Straße. Kurz nach der Aufnahme war das Haus Geschichte.

Die letzten Tage der einstigen Commerzbank-Filiale an der Ecke Dillenius-/Eduard-Breuninger-Straße. Kurz nach der Aufnahme war das Haus Geschichte.

Im Sommer waren mit Ausnahme des Gebäudes Obstmarkt 4 (Asia-Imbiss) alle Hochbauten eingerissen und das Baumaterial grob geschreddert.

Im Sommer waren mit Ausnahme des Gebäudes Obstmarkt 4 (Asia-Imbiss) alle Hochbauten eingerissen und das Baumaterial grob geschreddert.

Im Frühjahr begannen die Arbeiten mit dem Abriss des ehemaligen Hotels Holzwarth. Es war zuvor wochenlang ausgebeint worden.

Im Frühjahr begannen die Arbeiten mit dem Abriss des ehemaligen Hotels Holzwarth. Es war zuvor wochenlang ausgebeint worden.

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Erstellt:
9. Januar 2019, 06:00 Uhr

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