Feiertag verschiebt den Aufbau
Wegen Fronleichnam: Straßenfest bereits am Mittwoch teilweise aufgebaut – Viele Arbeiten werden erst heute früh stattfinden
Wenn heute Abend 49 Böllerschüsse durch Backnang hallen, weiß jeder: Das Straßenfest ist eröffnet. Danach gibt es 49 Minuten lang Freibier und 4900 exklusive Straßenfest-Buttons. Im Vorfeld zu Backnangs fünfter Jahreszeit war allerdings manches ein kleines bisschen anders als sonst. Denn der Feiertag Fronleichnam und der heutige Brückentag haben alle Beteiligten vor einige Herausforderungen gestellt.
Von Silke Latzel
BACKNANG. Heute um 11 Uhr muss alles stehen. Denn dann beginnt Straßenfest-Organisator Jürgen Häfner seinen Rundgang und nimmt die Stände ab. Entspricht alles den Vorgaben? Sind die Fluchtwege frei? Wurden die Gasflaschen für die Grills richtig angeschlossen?
Weil das Straßenfest traditionell am letzten vollständigen Juniwochenende stattfindet und dazu auch der Montag zählt, musste in diesem Jahr mit besonderen Gegebenheiten umgegangen werden: Auf den Donnerstag, der eigentlich immer zum Hauptaufbau der Buden, Fahrgeschäfte und Stände vorgesehen ist, fiel ein gesetzlicher Feiertag. Und an diesen Tagen, zu denen neben Fronleichnam auch beispielsweise Pfingstmontag oder Allerheiligen zählen, verbietet das Feiertagsgesetz „öffentlich bemerkbare Arbeiten, die die Ruhe des Tages beeinträchtigen können“. Was das im Klartext heißt, erklärte Häfner bereits vorab: „Der Aufbau in der Innenstadt beginnt am Mittwoch um 13 Uhr. Wir haben alle Standbetreiber bereits vor Wochen schriftlich darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie am Donnerstag keine Arbeiten verrichten dürfen. Ob es jeder verstanden hat und ob sich jeder daran hält, wissen wir allerdings nicht.“ Deswegen kündigte er im Vorfeld an, dass das Ordnungsamt der Stadt auch am Donnerstag präsent sein werde, um die Situation im Auge zu behalten.
Eine Ausnahme galt für die großen Bühnen wie beispielsweise am Obstmarkt oder für den Rummel auf der Bleichwiese. Dort wurde teilweise schon seit Montag gearbeitet. „Wir rechnen damit, dass die Aufbauarbeiten noch den ganze Freitagvormittag stattfinden werden und die Zeit einfach voll genutzt wird“, sagte Häfner. Vor allem diejenigen Standbetreiber, die mit einem Zelt und nicht mit einem abschließbaren Wagen auf dem Fest präsent sein werden, werden den Aufbau wohl auf den heutigen Vormittag legen, vermutete er.
Ehrenamtliche sind wichtige Eckpfeiler des Straßenfests
Das bestätigte auch Tony Diegel, der bereits am Mittwochnachmittag den Stand für „Harrys Crêpes“ in der Grabenstraße vorbereitet hat. „In den vergangenen 25 Jahren waren wir immer mit einem Zelt unterwegs, dieses Jahr zum ersten Mal mit einem Wagen. Und könnte man den nicht abschließen oder hätten wir immer noch ein Zelt, hätten wir sicherlich nicht schon am Mittwoch aufgebaut, denn es gibt immer mal wieder ein paar Jugendliche, die abends oder an Feiertagen ziemlich hart feiern und dann geht auch schon mal was zu Bruch.“ Generell vertraue er aber darauf, dass sich die Leute anständig benehmen und Respekt vor dem Eigentum anderer haben, den Stand nicht beschädigen, wenn er am Feiertag ohne „Besetzung“ in der Innenstadt steht. „Aber man weiß ja nie.“ Überraschenderweise empfand er den Aufbau am Mittwoch sogar angenehmer als wie sonst üblich am Donnerstag, sagte er. „Es ist weniger los, manche Geschäfte haben geschlossen und es sind nicht so viele Leute unterwegs.“
Für viele Straßenfestbesucher auf den ersten Blick gar nicht ersichtlich, ist übrigens der große Anteil der Ehrenamtlichen, die „mit einem riesigen Engagement bei der Sache sind“. Häfner selbst sei jedes Jahr beeindruckt: „Wir sprechen da ja minimum über sechs Tage Arbeit, inklusive Auf- und Abbau, die Zeit an den Ständen, an denen die Leute etwa Essen und Getränke ausschenken, im Hintergrund arbeiten und einfach immer dabei sind.“ Dies sei für viele kleine Vereine oft nur schwer zu stemmen, er wisse, dass es oft Probleme gebe, genug helfende Hände zu finden. „Die Ehrenamtlichen sind ganz wichtige Eckpfeiler des Straßenfests“, so der Organisator. Sowohl er als auch die Stadtverwaltung wissen dieses Engagement zu schätzen, deshalb „helfen und unterstützen wir auch, wo wir können“.
Pünktlich um 19 Uhr geht es dann heute Abend endlich los: 49 Böllerschüsse kündigen die Eröffnung an, es gibt 49 Minuten lang Freibier und als besonderes Schmankerl gibt es in diesem Jahr 4900 exklusive Straßenfest-Buttons, mit denen die Besucher sich schmücken können, um zu zeigen „Koi Zeit – Stroßafeschd“.
Danach gibt es kein Halten mehr: Vier Tage lang verwandelt sich die Backnanger Innenstadt zu einer Festmeile, auf der für jeden Geschmack etwas zu finden sein dürfte – musikalisch wie kulinarisch. Traditionell enden wird das Fest dann am Montagabend mit dem Zapfenstreich, dem jedes Jahr zwischen 3500 und 4000 Menschen lauschen.
Freies WLAN für alle: Die Freifunk-Initiative Backnang möchte während der vier Festtage den Besuchern kostenloses WLAN zur Verfügung stellen. Die Umsetzung hat bereits am vergangenen Wochenende begonnen.
Technisch umgesetzt wird das Ganze wie folgt: Die Freifunker nutzen sowohl die Örtlichkeiten als auch den Strom und die Internetverbindungen mehrerer Institutionen und Geschäfte in der Backnanger Innenstadt, die diese ihnen zur Verfügung stellen. Mit dabei sind die Volksbank Backnang, die Musikbar Wohnzimmer, der evangelische Kirchenbezirk, das Café Weller, meinbacknang.de, das Deutsche Zentrum für Satellitenkommunikation Desk und die Backnanger Kreiszeitung.
An jedem dieser Standorte wurde „ein kleines technisches Gewerk aufgestellt“, die Zugänge der einzelnen Teilnehmer werden miteinander verbunden und über einen VPN-Tunnel wird dann ein eigenes Netzwerk aufgebaut – fertig. Der User muss nur noch das WLAN aktivieren und dort „Freifunk“ auswählen. Es gibt keine Vorschaltseite, auf der man sich einloggen muss, man ist sofort verbunden.
Wer sich dafür interessiert, wie das Ganze abläuft und umgesetzt wird, ob alles funktioniert und wie die Freifunker während des Straßenfests im Blick haben, dass nichts schief geht, den lädt die Initiative ins „Wohnzimmer“ im Biegel ein. Dort haben sie ihre Zentrale aufgebaut und erklären gerne, was sie machen.