Festival der Wikinger

Kjetil Jansrud holt beim Abschied von Aksel Lund Svindal Abfahrtsgold vor seinem Teamkollegen

Åre /SID - Kronprinz Haakon und Prinzessin Mette-Marit staunten nicht schlecht, als in der Bar der noblen Kupferberg-Lodge hoch über Åre plötzlich zwei Kerle in Norwegerpullis auf die Theke sprangen. Doch als sich die beiden Männer Champagnergläser schnappten und von der jubelnden Party-Gemeinde als „Könige“ gefeiert wurden, stimmten die Hoheiten gütig lächelnd in die Huldigungen ein. „Es wird sicher nie mehr so schön wie hier und jetzt“, rief der große Aksel Lund Svindal von der Theke herab, „ein Riesenprost auf die WM, auf Gold und Silber für Norwegen!“

Zu seiner Linken erhob Kumpel Kjetil Jansrud, der neue Alpinkönig, grinsend sein Glas. „Wir haben so viel zusammen erlebt“, sagte Jansrud, „dass wir Aksels letztes Rennen gemeinsam auf dem Podium beenden dürfen, ist wie ein Märchen.“

Während zahlreiche Favoriten oder die ebenfalls schwer geschlagenen Deutschen um Dominik Schwaiger (25.) und Josef Ferstl (28.) mit den widrigen Bedingungen bei der verschneiten WM-Abfahrt haderten (Alpinchef Maier: „Ich bin sehr ernüchtert“), wurden Jansrud und Svindal ihrem Slogan „attacking vikings“ gerecht. „Es war eine höllisch gute Show“, sagte Svindal (36) – und für ihn das perfekte Ende? „Ich hätte zwei Hundertstel schneller sein können“, sagte er, „dann hätten wir Gold geteilt. Aber wenn 0,4 Promille fehlen, ist es faktisch perfekt.“

Hätte statt Jansrud (33) etwa ein Österreicher gewonnen, hätte er am Samstagabend im heimeligen Ortszentrum von Åre vor Hunderten Landsleuten „nicht lauthals die Nationalhymne singen können“, meinte Svindal. Deshalb: „Kjetil, Prost!“ Die Fans, die ihm ausdauernd „noch ein Jahr!“ zuriefen, überhörte Svindal geflissentlich. „Sie können gerne rufen, das ist sehr nett“, sagte er, „aber es ist Schluss!“ Jansrud wischte den letzten Hauch von Wehmut weg: „Das ist eine Party, keine Beerdigung!“

All die großen Siege, die vielen Verletzungen – und nun der märchenhafte Abschied: Svindal, schrieb die Zeitung „Dagbladet“, ist „ein Mann für Hollywood“. Norwegen habe viele Ski-Helden – Daehlie, Northug, Björgen oder Johaug –, „aber das ist Langlauf, Freunde!“ Eine WM-Abfahrt habe international doch ein anderes Gewicht. Und so kommt Svindal tatsächlich ins Kino: Der norwegische Filmemacher Filip Christensen hat ihn die letzten Jahre begleitet.

Dass Jansrud, bei Olympia 2018 noch knapp von Svindal geschlagen, ebenso eine Heldengeschichte schrieb, ging beim Adieu für Svindal fast unter. Der Super-G-Olympiasieger von 2014 fuhr eine schwache Abfahrtssaison, bis er sich 18 Tage vor seinem Triumph die linke Hand brach. Für die Heilung nach der OP waren sechs Wochen veranschlagt, die Hand ist noch immer stark geschwollen. Die Verletzung, sagte Jansrud, habe seinen Fokus nur noch geschärft.

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Erstellt:
11. Februar 2019, 03:04 Uhr

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