Feuerwehrchef: „Ein Sechser im Lotto“
Die Stadt Stuttgart kauft ein großes EnBW-Grundstück in Möhringen für die Feuerwehr. Weitere Details werden im Januar geklärt.
Von Jürgen Bock
Stuttgart - Nun ist es offiziell: Die Stadt Stuttgart kauft für 10,5 Millionen Euro ein rund 15 000 Quadratmeter großes Grundstück der Energie Baden-Württemberg (EnBW) in Möhringen. Auf dem Areal direkt neben der neuen Feuer-und Rettungswache 5 soll das dringend benötigte Aus- und Fortbildungszentrum der Stuttgarter Feuerwehr entstehen. Zuvor waren über Jahre diverse Suchläufe gescheitert.
Man freue sich, dass sich die Stadt nach langwierigen Verhandlungen mit der EnBW über den Kauf der Fläche an der Sigmaringer Straße handelseinig geworden sei, sagte Oberbürgermeister Frank Nopper am Freitag. 2000 haupt- und ehrenamtliche Feuerwehrleute sollen dort künftig geschult werden. „Ein neues Aus- und Fortbildungszentrum wird die Einsatzkraft unserer Feuerwehr weiter stärken. Es ist deswegen auch ein großer Schritt zur Verbesserung der Sicherheit unserer Bürgerschaft“, so Nopper.
Laut Mitteilung der Stadt befindet sich „der finale Vertrag aktuell in der Abstimmung, letzte Details werden noch geklärt“. Die Nutzung des Grundstücks durch die Stadt könne erfolgen, sobald die Feuerwehr ihre Planungen abgeschlossen hat. Mitte Januar sollen weitere Details geklärt werden. „Die abschließende Entscheidung über den Erwerb trifft der Gemeinderat im Februar“, so die Stadt. Mit Gegenwind dürfte dabei nicht zu rechnen sein: In den vergangenen Monaten und auch noch einmal vor Weihnachten hatten sich praktisch alle Fraktionen für den Kauf ausgesprochen und ihn immer wieder durch Anträge eingefordert.
Feuerwehrchef Georg Belge ist denn auch hoch erfreut über die nun gefundene Lösung. „Das ist für uns wie ein Sechser im Lotto. Damit wird der Weg geebnet für den Bedarf einer Großstadtfeuerwehr und eine zukunftsorientierte Planung“, sagt er. Stadtverwaltung, OB Nopper und Gemeinderat hätten das Projekt zuletzt sehr unterstützt. „Jetzt ist der Durchbruch erfolgt“, so Belge.
Auch beim Stadtfeuerwehrverband herrscht große Erleichterung: „Eine jahrelange Suche und eine rund eineinhalbjährige intensive Behandlung des konkreten Grundstücks finden nun ihren Abschluss“, sagt Vorstand Thomas Häfele. Die Aus- und Fortbildung der Angehörigen der Feuerwehr Stuttgart ob im Haupt- oder Ehrenamt sei dem Verband ein besonders großes Anliegen, deshalb habe man in den vergangenen Wochen noch einmal verstärkt dafür getrommelt. Mit Erfolg.
Feuerwehrchef Belge freut sich besonders darüber, dass man durch die Lage des Areals direkt neben der neuen Feuerwache 5, wo sich bereits Büros für das Ausbildungszentrum befinden, „das Optimum herausholen“ könne. Sobald die Fläche nutzbar sei, werde man wohl in einem ersten Schritt eine größere Freifläche für Übungen schaffen. Es wird allerdings auch Übungsgebäude brauchen, etwa zum Trainieren der Personenrettung oder des Bekämpfens von Gebäudebränden. Vorübergehend kann man sich deshalb wohl auch das Weiternutzen von bestehenden Gebäuden vorstellen.
„Die Entwicklung des Areals wird über Jahre erfolgen“, sagt Belge. Dazu gehören auch Ausbildungsgebäude mit Lehrsälen und Räumen für Schulungen. Denkbar sei inzwischen vieles, so der Feuerwehrchef: So sei der Einsatz von virtueller Realität bei der Ausbildung inzwischen eher Standard als Ausnahme. Auch für das Training für besondere Situationen könnte auf dem Gelände Platz geschaffen werden: So ist die Montage eines Schienenstückes denkbar, auf dem der Brand einer Stadtbahn simuliert werden kann. Die genauen Pläne sollen in den nächsten Monaten Gestalt annehmen.