Finanzinvestoren kaufen immer mehr Pflegeheime und Praxen
Politiker: Wem es nur um den schnellen Euro geht, dem stellen wir die Ampeln auf Rot
Ob Pharmaunternehmen, Kliniken oder Pflegeheime – internationale Finanzinvestoren stecken Milliarden in den deutschen Gesundheitsmarkt. Ärzte warnen vor Folgen für Patienten.
Berlin Aktuelle Zahlen über den wachsenden Einfluss ausländischer Finanzinvestoren auf das deutsche Gesundheitswesen haben die Politik aufgeschreckt. „Wir werden alles tun, um den Aufkauf von Kliniken und Arztpraxen durch Private-Equity-Kapital zu unterbinden“, sagte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach unserer Zeitung. „Wir dürfen diesen Trend nicht einfach laufen lassen“, warnt auch der CDU-Gesundheitspolitiker Michael Hennrich. Für Investoren, denen es nur um den schnellen Euro gehe, „müssen wir die Ampeln auf Rot stellen“, sagte Hennrich unserer Zeitung.
Hintergrund sind Studien, die ein stark gestiegenes Engagement internationaler Kapital-Sammelstellen in der deutschen Gesundheitswirtschaft belegen. Dabei erkennt Christoph Scheuplein vom Institut für Arbeit und Technik in Gelsenkirchen einen Trend: Pflegeheime und -dienste sind der wirtschaftlich wichtigste Bereich bei Übernahmen. Der Fachautor Rainer Bobsin rechnete im Auftrag der Gewerkschaft Verdi aus, dass Finanzinvestoren aber auch bereits 486 medizinische Versorgungszentren in Deutschland besitzen. Internationale Beteiligungsfirmen investierten 2017 in Europa 10,9 Milliarden Euro in die Gesundheitsbranche – dreimal so viel wie im Jahr davor. Der Großteil entfällt auf deutsche Firmen.
Frank Ulrich Montgomery, Chef der Bundesärztekammer, sagte unserer Zeitung, die ärztliche Unabhängigkeit sei bedroht, „wenn ganze Wertschöpfungsketten – von der Trägerfirma bis zu den Herstellern von Geräten und den Medizinischen Versorgungszentren – in einer Hand sind“.
Das Engagement der Investoren alarmiert auch Gewerkschaften. Sie fürchten verstärkten Renditedruck zulasten der Beschäftigten und letztlich auch der Patienten.