Größer als der Bodensee
Forscher entdecken gigantischen Grundwasserspeicher in den USA
Alte Bohrlöcher brachten Forscher auf die Spur: Im Fels einer Gebirgskette im US-Bundesstaat Oregon lagern gewaltige Wassermassen von mindestens 81 Kubikkilometern.
Von Markus Brauer/dpa
Im Kaskadengebirge an der Westküste Nordamerikas haben Forscher einen gewaltigen Grundwasserspeicher ausgemacht. Unter dem Vulkangestein am Kamm liege der wahrscheinlich größte bekannte Speicher dieser Art weltweit, hat die University of Oregon in Eugene mitgeteilt.
Mit mindestens 81 Kubikkilometern sei der Aquifer um ein Vielfaches größer als bisher angenommen. Zum Vergleich: Der Bodensee hat ein Volumen von rund 48 Kubikkilometern.
Dreifache Menge von Lake Mead
Die Entdeckung einer solch unglaublichen Menge wie in einer Art Wasserturm gespeicherten Wassers sei ein überraschender Zufallsfund gewesen, heißt es weiter. Die Menge entspreche fast dem Dreifachen der maximalen Kapazität des Lake Mead, des überlasteten Stausees am Colorado River, dessen Wasser nach Kalifornien, Arizona und Nevada gelange.
Das Kaskadengebirge (englisch: Cascade Range oder Cascades) ist ein rund 1000 Kilometer langer Gebirgszug vulkanischen Ursprungs, der parallel zur Westküste Nordamerikas verläuft und zum Pazifischen Feuerring gehört.
Alte Bohrungsdaten genutzt
Das Team um Leif Karlstrom von der University of Oregon in Eugene hatte Daten aus älteren Bohrungen dort genutzt. Normalerweise wird Gestein heißer, je tiefer man in die Tiefe vordringt. Nach unten sickerndes Wasser verhindert ein solches Gefälle aber. Das tiefer liegende Gestein hat dann die gleiche Temperatur wie das an der Oberfläche.
Indem die Forscher erfassten, ab welcher Tiefe die Temperatur in den Bohrlöchern wieder ansteigt, konnten sie feststellen, wie tief das Grundwasser durch Risse im Vulkangestein jeweils eindringt, und so das Volumen des Grundwasserleiters kartieren.
Zufallsfund dank Vorarbeit anderer
Da die genutzten Bohrungen im US-Bundesstaat Oregon ursprünglich zu anderen Zwecken geschaffen wurden, decken sie nicht das gesamte infrage kommende Gebiet ab, wie das Team im Fachmagazin „Proceedings“ der US-nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS) erläutert. Die vorgestellte Schätzung der Größe des rund einen Kilometer tief reichenden Aquifers sei darum ein Mindestwert, das tatsächliche Volumen könne noch größer sein.
Gute Nachricht für die Wasserversorgung Oregons
Oregon ist wie andere Gebiete im Westen der USA von zunehmendem Wassermangel betroffen. Die meisten Einwohner Oregons sind der Universität zufolge auf Wasser aus dem Kaskadengebirge angewiesen. Für die Wasserversorgung sei es eine ermutigende Nachricht, dass der Aquifer dort so viel größer ist als bisher angenommen, betont Karlstrom.
Es handle sich aber immer noch um eine begrenzte Ressource, die sorgsam verwaltet werden müsse. Der Grundwasserleiter werde größtenteils durch Schnee aufgefüllt. Es werde erwartet, dass die Schneedecke in den Cascades in Oregon in den kommenden Jahrzehnten im Zuge des Klimawandels rapide abnehmen wird.
Folgen hat die Entdeckung auch für die Beurteilung des regionalen Risikos durch Vulkanausbrüche: Stößt Magma auf große Wassermengen, sind explosive Eruptionen statt langsam fließender Lavaströme die Folge, wie die Forscher erläutern.