Forscher: Gletscher in Indien traf auf Lawinenreste

dpa Heidelberg. Deutsche Wissenschaftler gehen davon aus, dass die gewaltige Sturzflut in Nordindien mit einem massiven Lawinenabgang 2016 zusammenhängen könnte. „Große Eismengen, die aus dieser Zeit noch immer im dortigen Talboden gelagert waren, könnten durch den am Sonntag herabgestürzten Gletscher in Bewegung gebracht worden sein“, sagte Geografieprofessor Marcus Nüsser vom Heidelberger Südasien-Institut am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Den Forschern liegen eigenen Angaben zufolge hochauflösende Satellitenbilder zu dem Vorfall auf etwa 3400 Meter über dem Meer im nordindischen Bundesstaat Uttarakhand vor.

Ein Boot einer Rettungsmannschaft fährt auf der Suche nach Leichen durch den Fluss Alaknanda. Foto: Rishabh R. Jain/AP/dpa/

Ein Boot einer Rettungsmannschaft fährt auf der Suche nach Leichen durch den Fluss Alaknanda. Foto: Rishabh R. Jain/AP/dpa/

In der Nähe des Gletscherabsturzes befindet sich mit dem 7816 Meter hohen Nanda Devi der höchste Berg, der vollständig auf indischem Territorium liegt. Die Bilder zeigten etwa, dass es in der Region während der vergangenen Tage starke Schneefälle gegeben hat, sagte Nüsser. Zudem habe sich an dem abgestürzten Gletscher während der vergangenen Monate ein Riss abgezeichnet. „Das Unglück war so aber nicht unbedingt zu erwarten, da Abstürze solcher Gletscher während der Wintermonate nicht die Regel sind“, sagte Nüsser, der mit seinem Team Gletscher in Indien, Pakistan und Nepal erforscht.

Es spreche einiges dafür, dass der Absturz mit der Erderwärmung zusammenhängen könnte. Unklar sei indes, wie die Masse aus Wasser und Schlamm entstehen konnte. „Wir vermuten, der herabgestürzte Gletscher könnte durch den Einschlag und die damit erzeugte Reibungsenergie das gefrorene Wasser in den Ablagerungen der früheren Lawine im Talboden geschmolzen haben“, sagte Nüsser. Dies könnte dazu geführt haben, dass die Sturzflut so enorm gewesen sei.

Ein riesiger Gletscher war am Sonntagmorgen von einem Berg in den Himalayas abgebrochen und in einen Fluss gestürzt. Nach der massiven Sturzflut war die Opferzahl zunächst auf mindestens 19 Tote gestiegen. Mehr als 180 Menschen wurden am Montagmittag vermisst.

© dpa-infocom, dpa:210208-99-353051/3

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Erstellt:
8. Februar 2021, 15:46 Uhr

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