Hochwassergefahr im Südwesten steigt: Wald braucht den Regen
dpa/lsw Stuttgart. Das Wetter könnte den Flussanrainern in Baden-Württemberg in den kommenden Tagen große Sorgen bereiten: Es kann richtig schütten im Land. Der Wald dürfte dagegen profitieren.
Nach anhaltendem Regen steigt die Hochwassergefahr in Baden-Württemberg. Bereits in der Nacht zum Dienstag wurde das Gartenschaugelände in Eppingen (Kreis Heilbronn) geflutet; in Mannheim fuhr die Feuerwehr mehr als 100 Einsätze. Die Pegelstände an Hoch- und Oberrhein waren auf hohem Niveau. Bis Freitag könnten die Wasserstände weiter deutlich steigen, teilte die Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg mit. Denn es bleibt nass. Der Deutsche Wetterdienst rechnet bis Samstag mit teils kräftigem Dauerregen. Erhöhte Vorsicht sei vor allem im Süden des Landes geboten. Mit den heftigsten Anstiegen der Wasserstände wird in der Nacht zum Donnerstag sowie am Donnerstag gerechnet. Das Gartenschaugelände in Eppingen liegt direkt am Fluss Elsenz. Deshalb sei es auch auf Hochwasser ausgerichtet, teilte eine Sprecherin der Stadt mit. Grund zur Sorge bestehe nicht. Die Gartenschau soll dort im kommenden Jahr stattfinden. In Freiburg mussten Radler wegen des Hochwassers Umwege machen: Die Stadt sperrte den Uferradweg am Fluss Dreisam. In Mannheim kämpfte die Feuerwehr nach einem kurzen, aber heftigen Starkregen am Dienstagmittag an 110 Einsatzstellen. Hauptsächlich waren Keller, Straßen und Unterführungen vollgelaufen, sagte ein Sprecher. Das für die Nacht auf Dienstag angekündigte Unwetter über Teilen Baden-Württembergs verlief nach Erkenntnissen der Polizei glimpflich. In einigen Regionen habe es zwar stark geregnet. Größere Schäden gab es jedoch nicht, wie Polizeipräsidien im Land berichteten. Nur vereinzelt seien Bäume umgestürzt und Straßen überschwemmt worden, etwa in der Region um Pforzheim. Indes dürfen sich Förster und Waldbesitzer freuen: „Der Wald kann im Moment jeden Tropfen Regenwasser gebrauchen“, sagte Forstkammer-Geschäftsführer Jerg Hilt. „Wir sind heilfroh, dass wir nicht das vierte Trockenjahr in Folge haben.“ Nach dem jüngsten Waldzustandsbericht des Agrarministeriums gelten 46 Prozent der Waldfläche als deutlich geschädigt - auch bedingt durch Hitze und Dürre. Nach Angaben der Forstkammer wirkt das extreme Trockenjahr 2018 noch nach, weil es 2019 und 2020 zu wenig Niederschläge gab. „Der Wald hat ein langes Gedächtnis“, sagte Hilt der Deutschen Presse-Agentur. Der Deutsche Wetterdienst rechnet von Mittwochnachmittag bis in die Nacht zum Donnerstag hinein am Oberrhein und Schwarzwald mit weiterem Dauerregen mit bis zu 100 Litern pro Quadratmeter. Im Osten seien zudem kräftige Gewitter mit heftigem Starkregen, Hagel und Sturmböen möglich.
© dpa-infocom, dpa:210713-99-363404/6