Landesarchiv Schleswig

Fragment des Teppichs von Bayeux präsentiert

In einem Nachlass, der im Schleswiger Landesarchiv lagert, wurde ein Fragment des weltberühmten Teppichs von Bayeux entdeckt. Es wurde nun erstmals präsentiert. Im Norden bleiben soll es aber nicht.

Rainer Hering, Leiter des Landesarchivs Schleswig-Holstein, präsentiert ein Fragment des Teppichs von Bayeux und zugehörige Akten. Die Fundstücke waren im Nachlass des schleswig-holsteinischen Textilarchäologen Karl Schlabow (1891-1984) aufgetaucht.

© dpa/Frank Molter

Rainer Hering, Leiter des Landesarchivs Schleswig-Holstein, präsentiert ein Fragment des Teppichs von Bayeux und zugehörige Akten. Die Fundstücke waren im Nachlass des schleswig-holsteinischen Textilarchäologen Karl Schlabow (1891-1984) aufgetaucht.

Von Markus Brauer/dpa

Auf den ersten Blick sind es unscheinbare, kleine textile Gewebereste, auf den zweiten eine Sensation: Das Landesarchiv Schleswig-Holstein hat heute erstmals die in einem Nachlass entdeckten Fragmente des weltberühmten Teppichs von Bayeux präsentiert. Bereits die Einladung zur Vorstellung des Fragments vor wenigen Wochen habe für internationale Aufmerksamkeit gesorgt, sagt Archivleiter Rainer Hering in Schleswig.

„Ich glaube, es gibt kaum ein Archiv weltweit, das eine solche weltweite Resonanz hat, wie wir hier mit diesem relativ unscheinbaren, aber eben doch bedeutenden Teilchen des Teppichs von Bayeux.“

Teppichfragment war im Nachlass des Textilarchäologen Schlabow

Das nur wenige Zentimeter große Teppichstückchen kam im Zweiten Weltkrieg nach Schleswig-Holstein und gehört zum Nachlass des bekannten schleswig-holsteinischen Textilarchäologen Karl Schlabow (1891-1984), der seit 2022 im Landesarchiv liegt.

Schlabow war laut Landesarchiv als Teil einer deutschen Wissenschaftlergruppe von der SS-Einrichtung „Deutsches Ahnenerbe“ ab 1941 mit der Neuvermessung des Teppichs von Bayeux beauftragt. Im Rahmen dieser Tätigkeit wurde das Stück nach Angaben des Landesarchivs von der Unterseite des Teppichs entnommen.

Teppich von Bayeux hat eigenes Museum in Frankreich

Der etwa 68 Meter lange Teppich von Bayeux wurde im 11. Jahrhundert gefertigt. Er zeigt Szenen der englisch-normannischen Geschichte und zählt seit 2007 zum Weltdokumentenerbe. Der Teppich hat die Stadt Bayeux nur zweimal verlassen. Einmal ließ ihn Napoleon nach Paris holen. Das zweite Mal reiste er, um ihn vor den deutschen Besatzern in Schutz zu bringen.

Eroberung Englands bildlich dargestellt

Der Teppich ist eine in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts entstandene Stickarbeit auf einem rund 52 Zentimeter hohen Tuchstreifen.

Die in Bild und Text auf 68 Metern in 58 Einzelszenen dargestellte Eroberung Englands durch den Normannenherzog Wilhelm den Eroberer beginnt mit einem Zusammentreffen von Harald Godwinson, Earl of Wessex, mit dem englischen König Edward und endet mit der Schlacht bei Hastings am 14. Oktober 1066. Es fehlen die Schlussszenen, so dass die ursprüngliche Länge des Tuchstreifens unbekannt ist.

Seit 1982 gibt es in der Normandie ein eigens für den Teppich errichtetes Museum. Das Schleswiger Fragment soll noch in diesem Jahr Frankreich zurückgegeben werden. Zuvor soll es auf Schloss Gottorf in Schleswig zu sehen sein.

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Erstellt:
25. März 2025, 14:44 Uhr
Aktualisiert:
25. März 2025, 14:59 Uhr

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