Freie Fahrt!

Staus und Baustellen dürfen nicht über Leben und Tod entscheiden

Der Stuttgarter Rettungsdienst kämpft mit Problemen. Wieder einmal. Zu viele Einsätze dauern zu lange. Die Zahl der Fahrzeuge reicht nicht mehr aus. Die Stadt ordnet erneut eine Aufstockung an. Bis die dann kommt, sind die Einsatzzahlen schon wieder angestiegen. Zumal erst noch das Personal dafür gefunden und finanziert werden will. So geht das trotz aller Bemühungen seit Jahren.

Deshalb sind die Retter längst dazu übergegangen, jeden Faktor zu beleuchten, der die Einsätze ausbremst. Dazu gehört offenbar vor allem in der jüngeren Zeit der Verkehr. Stuttgart ist eine Stadt des immerwährenden Staus und der Baustellen. Wann auch immer sie ein Fahrtziel in die Navigation eingeben, erzählen die Beteiligten, leuchten viele Strecken rot auf: alles dicht.

Wenn es um Leben und Tod geht, brauchen Retter aber möglichst freie Fahrt. Es darf nicht sein, dass ein Herzinfarkt oder ein Unfall das Ende bedeuten, weil der Notarzt im Stau gestanden hat. Dabei ist auch die Stadt gefragt. Es braucht eine engere Verzahnung mit den Helfern. Das beginnt schon mit kleinen Dingen. Heute erfahren sie nicht explizit, wo welche Baustelle für welche Zeit eingerichtet wird. Eigentlich unvorstellbar. Dabei könnten sie in ihre Systeme längerfristige Behinderungen einprogrammieren und solche Strecken automatisch umfahren. Auch mit Betontrennern unterteilte Fahrspuren in Baustellen haben ihren Sinn – allerdings nicht, wenn der Rettungswagen dann nicht mehr durchkommt. Es gibt viele neuralgische Punkte im Stadtgebiet. Es wird Zeit, dass sich die Beteiligten an einen Tisch setzen.

juergen.bock@stuttgarter-nachrichten.de

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Erstellt:
11. Februar 2019, 03:04 Uhr

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