Freude auf Nachwuchs im Hause Friedrich

Der Backnanger Oberbürgermeister Maximilian Friedrich und seine Frau Kerstin erwarten in wenigen Wochen ihr zweites Kind. Auch wenn das Stadtoberhaupt nach der Geburt nicht in Elternzeit geht, so kündigt er doch an, rund um die Geburt etwas kürzerzutreten.

Kerstin und Maximilian Friedrich freuen sich mit ihrer Tochter Katharina auf den Familienzuwachs. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Kerstin und Maximilian Friedrich freuen sich mit ihrer Tochter Katharina auf den Familienzuwachs. Foto: Alexander Becher

Von Matthias Nothstein

Backnang. Es ist schon lange kein Geheimnis mehr – im Hause des Backnanger Oberbürgermeisters Maximilian Friedrich stellt sich Nachwuchs ein. Ehefrau Kerstin erwartet Anfang Juni ihr zweites Kind, genau genommen ist der Termin für den
5. Juni errechnet. Die Schwangerschaft ist bislang völlig problemlos verlaufen. Und da auch die Geburt der Erstgeborenen Katharina vor drei Jahren unkompliziert war, sieht das Ehepaar auch dieses Mal der Niederkunft relativ gelassen entgegen. Während der genaue Geburtstag noch in den Sternen steht, steht immerhin der Geburtsort schon fest – das Rems-Murr-Klinikum in Winnenden. Für beide stand dies außer Frage, es ist nicht nur das nächstgelegene Klinikum, sondern hätte, wenn es je zu Komplikationen kommen sollte, auch eine hochwertige Intensivversorgung vor Ort. Wobei der werdende Vater anfügt: „Man hofft immer, dass man es nie braucht.“ Damit steht laut Backnangs Oberbürgermeister aber auch jetzt schon fest: „Insofern bleibe ich in der Familie der einzige gebürtige Backnanger.“ Während bei seinem direkten Amtsvorgänger das Gespräch an dieser Stelle in eine ganz andere Richtung hätte gehen können, lobt Friedrich das Winnender Klinikum: „Wir haben dort sehr gute Erfahrungen gemacht.“ Und seine Frau fügt an: „Wir haben uns da sehr gut versorgt gefühlt.“

Die Vorfreude auf den Familienzuwachs ist groß, auch bei der zukünftig großen Schwester. Sie fragt inzwischen immer wieder nach, ob das Baby auch mit ihr spielen wird. Oder ob es auch Zähneputzen darf. Der Papa schmunzelt bei der Schilderung der kindlichen Gedankengänge und sagt: „Wir versuchen ihr dann immer zu erklären, dass das Baby anfangs nur trinkt und schläft.“ Aber trotz dieser – aus Sicht einer Dreijährigen – wenig zufriedenstellenden Perspektive freut sich diese inzwischen immer mehr auf das neue Familienmitglied und zeigt sich fürsorglich, wenn sie etwa in Kleidergeschäften schon für das Geschwisterchen Sachen zum Anziehen auswählt.

Rosa oder hellblau?Friedrichs bleiben die Antwort schuldig

Solche Einkäufe: Sind die nun eher in rosa gehalten oder in hellblau? Eine Frage, auf die Friedrichs die Antwort schuldig bleiben. Der werdende Vater sagt nur so viel: „Wir wissen es nicht, was es wird, aber das spielt für uns auch keine Rolle.“ Auch die Gattin schweigt: „Es gibt zwar einen starken Verdacht, aber...“ Ebenso wenig lassen sie sich auf die endgültige Familiengröße festnageln. Der Plan lautet, demnächst in Backnang ein neues Haus zu bauen. Wie viele Kinderzimmer wird es wohl haben? Bei der ausweichenden Antwort sind sich beide einig: „Wir genießen jetzt erst einmal unser Glück. Und alles andere wird die Zeit zeigen.“ Dass sie dieses Familienglück genießen können, hängt sehr mit ihrem familiären Umfeld zusammen. Maximilian Friedrich lobt: „Unsere kleine Familie hat einen großen Zusammenhalt. Vieles wäre nicht möglich, wenn wir nicht die drei Großeltern im Hintergrund hätten, die uns ganz oft den Rücken freihalten.“ Zumal die Schwiegereltern mit ihnen im idyllischen Berglen zusammen unter einem Dach leben: „Ich würde dieses Modell eines Mehrgenerationenhauses jederzeit erneut wählen.“ Als Oberbürgermeister einer Großen Kreisstadt ist er stark eingespannt. Weil die Großeltern ihm und seiner Frau vieles abnehmen, kann er seiner Vaterrolle trotzdem gerecht werden, ohne die Arbeit zu vernachlässigen.

Denn eines steht für Friedrich fest: „Elternzeit zu nehmen macht in meiner Position wenig Sinn. Ich kann mich nicht komplett aus dem laufenden Betrieb herausnehmen, vor allem nicht in dieser Zeit.“ Damit meint er die Wochen vor der Sommerpause, in der in der Stadtverwaltung viele Weichen gestellt werden müssen. Trotzdem kündigt er an, in den ersten Wochen rund um die Geburt beruflich etwas kürzerzutreten. Als Beispiel nennt er das Straßenfest. Im Wahlkampf noch hatte er auf seine große Vorfreude abgehoben, an diesem städtischen Ausnahmezustand vielleicht einmal als Stadtoberhaupt mitwirken zu können. Nun jedoch verweist er auf die besondere Situation: „Ich werde mit Sicherheit beim Straßenfest nicht vier Tage lang vom Fassanstich bis zum Zapfenstreich Dauerpräsenz zeigen, da bitte ich um Verständnis.“ Andererseits weiß er, dass er gute (ehrenamtliche) Stellvertreter hat, die für ihn nicht nur während der legendären „vier Tage und drei Nächte“ in die Bresche springen. Aber selbst, wenn er im Juni hin und wieder dem Rathaus fern bleibt, „meine E-Mails werde ich selbstverständlich trotzdem checken“.

Grundsätzlich und unabhängig von der anstehenden Geburt versucht Friedrich, sich Freiräume zu schaffen. Als Vorbild dient dem Hausherrn sein Vater, der es als Bürgermeister von Auenwald trotz aller Arbeit oft zum gemeinsamen Mittagessen heim geschafft hatte. „Ich erinnere mich sehr gerne daran zurück“, sagt er, „das gemeinsame Essen war sehr schön. Dafür haben mich viele Schulkameraden beneidet, deren Väter früh außer Haus gingen und erst spät abends wieder heimkamen.“ So wie sein Vater den Spagat geschafft hat zwischen Arbeit und Familie, so will es der Junior nun auch tun. Derzeit ist das Frühstück der einzige Zeitpunkt, an dem die Familie mit absoluter Sicherheit zusammen kommt: „Das ist Gesetz.“ Wenn immer es geht, bringt Friedrich seine Tochter abends ins Bett. Wobei dem viele Termine entgegenstehen. „Im Schnitt sind es mindestens drei Abende pro Woche, an denen ich heimkomme, und Katharina schläft schon.“ Auch am Wochenende ist der Vater viel gefordert. Jüngst am Osterwochenende sahen ihn die Backnanger aber nur auf dem Osterwochenmarkt und am Sonntagabend beim Fastenbrechen der muslimischen Gemeinde. „Nur zwei Termine, das stellt für mich fast schon ein freies Wochenende dar.“

Die Erziehung der Kinder sehen Mutter und Vater als Gemeinschaftsaufgabe an. Aber auch wenn sie die Aufgaben untereinander aufteilen, so ordnet der Vater die Verteilung doch realistisch ein: „Einen deutlichen Schwerpunkt der Aufgaben übernimmt meine Frau.“ Vor allem an solchen Tagen, an denen der Gatte frühmorgens Termine wahrnehmen muss, steht Kerstin bislang auf, um etwa Windeln zu wechseln oder Schoppen zu geben. Maximilian Friedrich: „Aber wenn ich da bin und es kann, dann teilen wir uns die Arbeit so auf, wie es für alle Beteiligten am besten ist.“

Damit das Engagement für Backnang nicht alles lähmt oder überlagert, ist es wichtig, vorauszuschauen. Das Stadtoberhaupt erklärt: „So, wie man seine geschäftlichen Termine plant, so muss man auch seine Freiräume planen, sonst hat man keine.“ Nur so kann er sich wichtige Termine freihalten wie etwa die Hochzeit eines Freundes. Oder die Zeiten für den „ungemein wichtigen sportlichen Ausgleich“. Dabei ist Friedrich flexibel. Er pocht zwar darauf, mindestens einmal in der Woche Zeit für Sport zu haben, aber das kann auch spätabends sein. Auch Kerstin besuchte so lange es ging immer montags ihren Steppaerobic-Kurs: „Es ist mir wichtig, mich ein bisschen zu bewegen.“ Ebenso steht Schwimmen auf dem gemeinsamen Plan.

Kurze Auszeiten,etwa über Brückentage, sind wichtig

Wichtig sind auch die kurzen Auszeiten wie Kurzurlaube über Brückentage. „Drei Tage frei, das tut unheimlich gut“, so Maximilian Friedrich. Oft ging es dann in die Berge nach Österreich. Und Wanderstrecken über zehn bis 15 Kilometer gingen auch mit Katharina schon wieder gut, auch wenn die Rückentrage dabei hin und wieder zum Einsatz kam. Mit Blick auf die Geburt des zweiten Kindes sagt der Papa nun: „Jetzt wird wieder alles auf null gestellt. Aber wir sind nicht die Ersten und wir werden auch nicht die Letzten sein, die das geschafft haben.“

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Erstellt:
3. Mai 2022, 06:00 Uhr

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