Friedenspreis geht an Bürgerrechtsaktivistin Kolesnikowa
dpa/lsw Stuttgart. Der Stuttgarter Friedenspreis 2021 des Vereins „Die Anstifter“ geht an die belarussische Musikerin, Bürgerrechtsaktivistin und Wahlkampfmanagerin Maria Kolesnikowa. Die 39-Jährige sei eine Schlüsselfigur der Proteste gegen Machthaber Alexander Lukaschenko, der Belarus seit 26 Jahren autoritär regiere, teilte der Verein am Dienstag mit. Kolesnikowa, die lange als Kulturmanagerin in Stuttgart gearbeitet hatte, galt bis zu ihrer Verhaftung als führendes Gesicht der Opposition in ihrer Heimat.
Sie sitzt seit September im Gefängnis. Ihr werden Verschwörung mit dem Ziel einer illegalen Machtergreifung sowie Gründung und Führung einer extremistischen Vereinigung vorgeworfen. Im Fall einer Verurteilung drohen bis zu zwölf Jahre Haft.
Kolesnikowa arbeitete für den ehemaligen Bankier Babariko, der ursprünglich gegen Lukaschenko bei der Präsidentenwahl im vergangenen August kandidieren wollte, dann aber inhaftiert und Anfang Juli zu 14 Jahren Straflager verurteilt wurde. Kolesnikowa war im Zuge der Präsidentschaftswahl im Trio mit Swetlana Tichanowskaja und Veronika Zepkalo international bekannt geworden. Nach der weithin als gefälscht eingeschätzten Wahl schloss sie sich den Massenprotesten an. Anfang September wurde die Politikerin vom Geheimdienst KGB in Minsk entführt. Als sie in die Ukraine abgeschoben werden sollte, zerriss sie kurz vor dem Grenzübergang ihren Pass und vereitelte so Pläne, sie aus dem Land zu vertreiben. Seither sitzt sie trotz internationalen Protests in Haft.
Im vergangenen Jahr hatte der Verein „Die Anstifter“ den inhaftierten Wikileaks-Gründers Julian Assange ausgezeichnet. Die Organisation ehrt mit der Auszeichnung Menschen oder Projekte, die sich in besonderer Weise für Frieden, Gerechtigkeit und Solidarität einsetzen. Der mit 5000 Euro dotierte Preis soll am 19. Dezember (11.00) in Stuttgart vergeben werden.
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