Prinz Harry und Herzogin Meghan
Fünf Jahre „Megxit“ – und kaum Aussicht auf Versöhnung
Am 8. Januar 2020 veröffentlichten Meghan und Harry eine Mitteilung, die das britische Königshaus grundlegend veränderte. Fünf Jahre nach dem „Megxit“ ist die Distanz zwischen den Montecito-Royals und den Windsors nicht kleiner geworden.
Von Theresa Schäfer
Das Jahr war noch jung, die Queen weilte noch in Sandringham, da veröffentlichten Prinz Harry und Herzogin Meghan am 8. Januar 2020 in den sozialen Medien eine Mitteilung: „Nach vielen Monaten des Nachdenkens und der Diskussionen haben wir uns entschieden, in dieser Institution eine neue fortschrittliche Rolle für uns zu finden.“ So begann die Geschichte des „Megxit“ – ein Wortspiel, das der britische Boulevard ersann und das dem royalen Paar überhaupt nicht gefällt.
In seiner im Jahr 2023 erschienenen Biografie „Reserve“ (der englische Originaltitel lautet „Spare“) schildert Prinz Harry ausführlich, wie es zu dem Entschluss kam: Wie seine Ehefrau unter der oft giftigen Medienberichterstattung in Großbritannien litt. Wie die Stimmung innerhalb der königlichen Familie immer eisiger wurde. Wie er mehr und mehr das Vertrauen in die höchsten Palastmitarbeiter verlor, weil er sie verdächtigte, Interna an die Medien durchzustechen. So sieht er es – der Rest seiner Familie sieht es anders.
Mehrere Stunden, schrieb Harry in „Reserve“, hätten Meghan und er damals zusammen mit ihren Mitarbeitern über der Mitteilung gebrütet. „Machen wir das wirklich?“, habe ein Mitarbeiter gefragt. „Meg und ich erwiderten beide: Ja, wir haben keine andere Wahl.“ Kurz bevor die Social-Media-Beauftragte der Sussexes dann aufs Knöpfchen drückte, wurden die Privatsekretäre von Queen, Prinz Charles und Prinz William informiert.
Harry und Meghan schwebte Hybrid-Rolle vor
Am Ende kam es nicht so, wie Harry und Meghan es sich ursprünglich vorgestellt hatten: Teilzeit-Royals, die ab und an das Königshaus repräsentieren, aber finanziell auf eigenen Beinen stehen und nicht in Großbritannien leben – Harrys Großmutter, sein Vater und sein Bruder lehnten diese Art von Hybrid-Rolle ab. „In or out“, entweder du bist voll dabei. Oder gar nicht.
Also gar nicht. Seit fast fünf Jahren leben Harry und Meghan im kalifornischen Montecito. In Interviews betonen sie, dass ihre Kinder, der fünfjährige Archie und die dreijährige Lilibet, in der Promi-Enklave am Pazifik weitgehend normal aufwachsen können. „Ich genieße es sehr, hier zu leben und meine Kinder hier großzuziehen“, sagte der 40-jährige Prinz kürzlich in einem Interview. Sein Leben in Kalifornien fühle sich an „wie das Leben, das meine Mutter sich für mich gewünscht hat“.
Ab 15. Januar ist Meghan auf Netflix zu sehen
Die Sussexes, die ihren Titel „Königliche Hoheit“ nicht mehr führen, gleichen inzwischen viel mehr einem prominenten „Power Couple“ aus Hollywood als traditionellen Royals. Gutes Geld verdienen sie mit Harrys Buchdeal, aber auch mit Produktionen für den Streaminggiganten Netflix. Ab dem 15. Januar ist dort die Mini-Serie „With Love, Meghan“ zu sehen: Hier gibt die 43-jährige Herzogin in acht Folgen à 30 Minuten Tipps zum Kochen, Gärtnern und Dekorieren. Flankiert wird das Ganze von Meghans Lifestyle-Marke „American Riviera Orchard“, die die Herzogin 2024 ins Leben rief. Daneben engagieren sich Harry und Meghan auch sozial, zum Beispiel für die Sicherheit von Kindern in den sozialen Netzwerken.
In Harrys altem Zuhause Großbritannien sieht man ihn und Meghan inzwischen sehr kritisch. Der Prinz, der früher in Sachen Beliebtheit nur von seiner „Granny“ Queen Elizabeth II. übertrumpft wurde, landet inzwischen in Umfragen meist abgeschlagen auf den hinteren Rängen. König Charles III. schwebte schon in seinen Tagen als Prince of Wales eine abgespeckte Monarchie aus wenigen Schlüsselfiguren vor. Aber dass die Krone jetzt nur noch von einer Handvoll „working royals“ vertreten wird, stellt den Palast vor Herausforderungen.
„Was bleibt, ist eine viel kleinere königliche Familie“, sagte der Verfassungsrechtler Craig Prescott von der Londoner Universität Royal Holloway. Die Verbliebenen können längst nicht jede Schuleröffnung oder Krankenhauseinweihung im Land besetzen. Besonders auffällig wurde die dünne Personaldecke im vergangenen Jahr, als König Charles und Prinzessin Kate beide mit einer Krebserkrankung kämpften. „Das ist eine Herausforderung, denn das Mantra von Queen Elizabeth lautete, dass die Monarchie gesehen werden müsse, damit man an sie glaubt.“ Vor allem jungen Britinnen und Briten fehlten bei den Windsors Identifikationsfiguren, meint dazu Prescott.
Dass Harry und Meghan über kurz oder lang nach Großbritannien zurückkehren – die meisten Royal-Experten halten das für extrem unwahrscheinlich. Und auch eine Versöhnung der zerstrittenen Brüder Harry und William wäre eine Überraschung. Inzwischen fragen die britischen Zeitungen gar nicht mehr beim Palast nach, ob die Sussexes zum Windsor’schen Familienweihnachten in Sandringham kommen. Sie wissen bereits, wie die Antwort ausfallen wird.
Prinz Harrys juristische Verfahren
Tauziehen um Personenschutz Seit Prinz Harry und Herzogin Meghan keine „working Royals“ mehr sind, steht ihnen in Großbritannien nicht mehr der gleiche Polizeischutz wie anderen Royals zu. Harry streitet deshalb seit Jahren mit dem britischen Innenministerium.
Streit mit dem Boulevard Seit Jahren liegt Harry auch mit mehreren Verlagen der „Yellow Press“ im Clinch – es geht um unlautere Recherchemethoden.