Für neue Abgas-Messstationen fehlt eine Leiter

ExklusivStandorte der zusätzlichen Anlagen werden auch in der Höhe genau definiert – Studie: Viele Feinstaubtote in Stuttgart

StuttgartDie Messstation für Schadstoffe am Stuttgarter Neckartor hätte beinahe die Koalition im Land gesprengt. So groß war der Streit über die Frage, ob nur ihr exponierter Standort den Autofahrern Fahrverbote eingebrockt hat. Grün-Schwarz hat sich deshalb nun vorgenommen, die Spielräume bei den 38 neuen Messstellen so auszuschöpfen, dass weitere Diesel-Fahrverbote vermieden werden. Um das zu erreichen, wird die Landesregierung deren Platzierung mit dreidimensionalen Geokoordinaten und somit auch die Höhe exakt definieren.

Die EU-Vorgaben lassen Messungen in einer Höhe zwischen 1,50 und 4 Meter zu. Die Ergebnisse können deshalb sehr unterschiedlich ausfallen.

Bei einer ersten Ortsbegehung durch Spitzenbeamte der beteiligten Ministerien machte die Landesanstalt für Umwelt (LUBW) nach Angaben aus Teilnehmerkreisen ein überraschendes Problem geltend. Eine Messstation in vier Metern Höhe anzubringen stoße auf die Schwierigkeit, dass die Behörde nicht über eine so hohe Leiter verfüge. Diese Aussage wird von einem Teil der Teilnehmer als Beleg dafür interpretiert, dass grüne Ministerien noch immer nicht hinter dem Ziel stünden, Fahrverbote zu vermeiden. Ein anderer Teil der Teilnehmer meint dagegen, die LUBW habe lediglich auf praktische Umsetzungsfragen hingewiesen.

Laut der US-Umweltorganisation ICCT starben in Deutschland 2015 pro Kopf so viele Menschen wie in keinem anderen entwickelten Land vorzeitig an Feinstaub und Ozon aus dem Verkehrssektor. In Deutschland ist demnach Stuttgart am höchsten belastet. Solche Studien sind umstritten, auch weil sie wenig über das Ausmaß der Lebensverkürzung aussagen. Aus einer Studie der EU-Umweltagentur ließ sich errechnen, dass Stickoxide pro Kopf zu einer Verkürzung der Lebenserwartung um 14 Stunden führen.

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Erstellt:
28. Februar 2019, 05:06 Uhr

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