Gänswein empfand Freistellung im Vatikan als „Bestrafung“

dpa München. Kurienerzbischof Georg Gänswein (64) hat seine Freistellung im Dienst von Papst Franziskus nach eigenen Worten als Strafe empfunden. „Ende Januar teilte mir Papst Franziskus überraschend mit, ich solle künftig meine Zeit und Kraft ganz und gar Benedikt widmen“, erzählte der Privatsekretär des emeritierten Papstes Benedikt der Zeitschrift „Bunte“ (Mittwochsausgabe). Dafür habe ihn der Pontifex vom Amt des Präfekten des Päpstlichen Hauses freigestellt. „Meine Aufgaben dort wurden auf unbestimmte Zeit umverteilt.“ Nach einer Krankheit sei er „gottfroh, dass das Jahr 2020 endlich vorbei ist“.

Gänswein (64) hat seine Freistellung im Dienst von Papst Franziskus nach eigenen Worten als Strafe empfunden. Foto: Federico Gambarini/do/dpa/Archivbild

Gänswein (64) hat seine Freistellung im Dienst von Papst Franziskus nach eigenen Worten als Strafe empfunden. Foto: Federico Gambarini/do/dpa/Archivbild

Er habe die Entscheidung „irgendwie als Bestrafung“ empfunden. „"Was habe ich nur angestellt?", fragte ich mich.“ Er sei später wegen Nierenproblemen in ein Krankenhaus gekommen. Danach habe er eine „klärende, sehr bestärkende und ermutigende Begegnung mit Papst Franziskus“ gehabt, erklärte der gebürtige Schwarzwälder.

Die Freistellung habe ihn geschmerzt. „Selbstverständlich habe ich die Entscheidung des Heiligen Vaters im Gehorsam angenommen. Der Glaube half und hilft mir anzunehmen, was ich im Augenblick nicht verstehen und einsehen kann“, so Gänswein. „Dass selbst Lebensphasen, die sinnlos erscheinen, im Tiefsten doch einen Sinn haben - den man allerdings auf den ersten Blick nicht erkennt.“

Der Präfekt des Päpstlichen Hauses empfängt Staatsoberhäupter und Politiker und koordiniert alle Besuche beim Katholiken-Oberhaupt. Benedikt hatte Gänswein noch zu seinen Amtszeiten zum Präfekten gemacht. Nach Benedikts Rücktritt blieb Gänswein auch für Franziskus im Amt. Diese Doppelrolle für „zwei Päpste“ hatte immer wieder für Unruhe gesorgt. Das Fass zum Überlaufen brachte Anfang des Jahres eine Buchveröffentlichung von Benedikt zum heiklen Thema Zölibat - dies soll Franziskus so in Rage versetzt haben, dass er Gänswein als Präfekt abservierte.

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Erstellt:
29. Dezember 2020, 12:34 Uhr

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