Garant für sichere Berg-und-Tal-Fahrten
Karrieren abseits des Sports (10): Als Tischtennisspieler braucht Sven Winter vor allem ein feines Händchen und ein gutes Auge. Als Gutachter und Prüfer von Seilbahnen sind bei dem 49-Jährigen aus Burgstetten viel Gespür und Verständnis für Technik gefragt.
Von Uwe Flegel
Sven Winter braucht ein feines Händchen, ein gutes Auge und hohe Konzentration. Drei Dinge, die für den 49-jährigen Maschinenbauingenieur elementar sind. Bei der Arbeit und auch im Sport. Hier als Fachmann im Seilbahn- und Seilbereich, dort als die erfahrene Nummer drei des Tischtennis-Bezirksligisten TTV Burgstetten. In der Tat gebe es bei ihm zwischen dem Beruf und dem Hobby durchaus einige Gemeinsamkeiten, sagt der Mann, der trotz seiner weltweiten Tätigkeit seit nunmehr vier Jahrzehnten für den Verein aus dem Murrtal an der Platte steht. Eine dieser Eigenschaften, die es für beide Bereiche gleichermaßen brauche, sei zum Beispiel, in wichtigen Situationen hoch konzentriert zu sein und die Ruhe zu bewahren.
Wer irgendwo in Deutschland in eine Seilbahn, eine Gondel oder einen Lift steigt, hat gute Chancen, dass er auf die Genauigkeit von Sven Winter vertrauen darf. Als Geschäftsführer und Mitinhaber der in Aspach entstandenen und mittlerweile in Stuttgart ansässigen Firma Rotec überprüft er hierzulande und in der ganzen Welt sehr vieles, was da so durch die Lüfte schwebt oder fährt. „Vom Seil für ein automatisches Garagentor bis zum Dämpfungselement für ein Schiff zur Öl- oder Gasförderung“, beschreibt er das, was er unter die Lupe nimmt, damit es funktioniert und in Betrieb gehen oder bleiben kann. Sein Hauptaugenmerk liegt allerdings auf dem Berg- und Seilbahnbetrieb. „Wir machen dort die sicherheitstechnische Prüfung“, erklärt er und verdeutlicht, „das ist ungefähr so wie der Tüv beim Auto“ oder wie in seinem Fall vor Inbetriebnahme der neuen Zugspitzbahn.
Weltweit unterwegs, zu 70 Prozent aber in Deutschland im Einsatz.
Unterwegs war und ist er in Ländern wie Vietnam, Malaysia, den USA und Katar sowie in Europa. Dort vorzugsweise in Italien und Deutschland. „70 Prozent meiner Tätigkeit ist eigentlich hierzulande“, sagt der Mann mit präzisem Auge sowie großem Verständnis und Gefühl für Technik. Dass er vor allem in der Heimat so viele Prüfungen abnehmen und Gutachten erstellen muss, kommt ihm durchaus entgegen. Denn dadurch hält sich seine Abwesenheit von Frau Andrea, die bei den Frauen des Klubs aus dem Murrtal im Oberliga-Team selbst zum Schläger greift, sowie den beiden Töchtern Kira und Meike ebenso in Grenzen. Zudem fehlt er seinem TTV zwar über weite Strecken der Saison sehr oft im Training, doch „bei den Spielen bin ich eigentlich immer da“. Für den Tabellenzweiten in der gerade wegen der Coronapandemie unterbrochenen Bezirksliga-Saison nicht das Schlechteste. Immerhin weist Burgstettens routinierte Nummer drei nach vier Begegnungen im Einzel eine starke 6:2-Bilanz auf.
Das Tischtennis besitzt für ihn dann auch trotz der starken beruflichen Beanspruchung weiterhin einen hohen Stellenwert. Als „sozialen Treff in Kombination mit Sport“ bezeichnet Sven Winter sein Hobby. Für jemand, der den Großteil des Jahres unter der Woche auf Achse ist, kein unwichtiger Aspekt. Irgendwo hat das Zusammensein mit seinen Mannschaftskameraden etwas vom Ankommen in der Heimat. „Durch das Tischtennis sind Freundschaften entstanden“, erzählt der im Kirschenhardthof aufgewachsene Burgstettener. Sein langjähriger Teamkollege Rainer Kemmler sei ein gutes Beispiel dafür. „Selbst beim Gegner gibt es mittlerweile Spieler, die wie Freunde sind.“ Zu den Sportfreunden Großerlach und zum TV Murrhardt würden jedenfalls gute Verbindungen bestehen.
Mit der Schülermannschaft wurde Sven Winter mal Vierter bei der deutschen Meisterschaft
Ein Abwägen zwischen Beruf und Hobby gab es nie für Sven Winter, der mit dem Schülerteam – damals noch als Abteilung unter dem Dach des SV Burgstall – immerhin mal Vierter der deutschen Mannschaftsmeisterschaft wurde. „Mir hat Tischtennis immer Spaß gemacht, aber als Leistungssport war es für mich nie erstrebenswert. Unabhängig davon, ob ich überhaupt das Zeug dazu gehabt hätte.“ Sein Sport als gemeinschaftliches Erlebnis ist das, was er will, was er schätzt und was ihm auch im Job dienlich ist. Den Umgang mit Menschen könne man innerhalb einer Mannschaft sehr gut lernen, sagt Winter und weiß noch mehr positive Aspekte: „Da ist einerseits die Bereitschaft, aufeinander zu- und einzugehen, was in einem Team unbedingt nötig ist. Andererseits muss aber auch die Konsequenz da sein, dass irgendwann mal Schluss mit lustig ist.“
Entsprechend wichtig sind deshalb die Vereine und deren Menschen. Das weiß Sven Winter und war beim TTV Burgstetten deshalb auch schon mehr als nur Spieler. Einige Zeit lang hatte er zum Beispiel den Vorsitz inne. Und sehr wahrscheinlich war er ein Klubchef, der den Laden mit feinem Händchen, gutem Auge und viel Ruhe im Griff hatte.
In der Serie Karrieren abseits des Sports stellen wir Athleten in ihrem Berufsalltag vor. Dabei geht es um bekannte Sportler in ihrem Beruf und um solche, die einer ungewöhnlichen Arbeit nachgehen oder die in ihrem Job besonders erfolgreich sind. Weitere Sportler mit interessanten oder ungewöhnlichen Berufen können sich unter sportredaktion@bkz.de melden.