Waffenruhe in Nahost

Freilassung weiterer Geiseln im Gazastreifen begonnen

Unter den acht Entführten sind neben einer zuerst freigelassenen Soldatin zwei Deutsch-Israelis und fünf thailändische Arbeiter. Im Gegenzug entlässt Israel 110 palästinensische Häftlinge.

Angehörige protestieren regelmäßig für die Freilassung der Verschleppten - hier ein Plakat mit einem Bild der Deutsch-Israelin Arbel Yehud. (Archivbild)

© Mahmoud illean/AP/dpa

Angehörige protestieren regelmäßig für die Freilassung der Verschleppten - hier ein Plakat mit einem Bild der Deutsch-Israelin Arbel Yehud. (Archivbild)

Von dpa

Gaza - Die islamistische Terrororganisation Hamas hat im Gazastreifen mit der Freilassung weiterer Geiseln begonnen. In einer Fernseh-Liveübertragung war zu sehen, wie zunächst die israelische Soldatin Agam Berger (20) zwischen Trümmern in Dschabalija von vermummten Bewaffneten an Vertreter des Roten Kreuzes übergeben wurde. Zuvor musste sie auf einer Bühne einer Menge zuwinken. Ihre Familie in Israel verfolgte die Zeremonie im Fernsehen und reagierte mit begeistertem Jubel auf den Anblick der jungen Frau. Nach einem Fernsehbericht ist sie inzwischen in den Händen der israelischen Armee.

Laut vorab veröffentlichten Informationen sollen heute außerdem die Deutsch-Israelis Arbel Yehud (29) und Gadi Moses (80) sowie fünf thailändische Arbeiter freikommen. Sie sollen an anderen Orten - in Chan Junis im Süden des Gazastreifens sowie in der Stadt Gaza - übergeben werden. 

Die freigelassenen Geiseln sollen zunächst in ein israelisches Militärlager am Rande des Gazastreifens und von dort aus in vier verschiedene Krankenhäuser in Israel gebracht werden. Im Gegenzug sollen 110 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden, darunter auch mindestens 30 wegen Mordes Verurteilte sowie einige Frauen und Minderjährige. 

Neue Vereinbarungen nach Verzögerung bei der Freilassung von Deutsch-Israelin

Yehud wurde am 7. Oktober 2023 zusammen mit ihrem Freund aus ihrem Haus im Kibbuz Nir Oz verschleppt. Die Terroristen erschossen auch den Hund des Paars. Der Bruder der Frau, der ebenfalls in dem Ort in der Nähe des Gazastreifens wohnte, wurde während des Terrorangriffs getötet.

Die 29-jährige Deutsch-Israelin sollte nach israelischen Angaben ursprünglich bereits am vergangenen Samstag freikommen. Die Waffenruhe-Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas sieht vor, dass zuerst Zivilisten freikommen sollten. Stattdessen ließ die Hamas vier Soldatinnen im Austausch gegen 200 palästinensische Häftlinge frei. 

Israel hatte die vereinbarte Rückkehr von Vertriebenen in den Norden des Gazastreifens deshalb zunächst blockiert, nach einer neuen Vereinbarung über die Freilassung der Deutsch-Israelin und zweier weiterer Geiseln jedoch erlaubt. 

Die Frau befand sich in der Gewalt der Terrororganisation Palästinensischer Islamischer Dschihad. Die Organisation veröffentlichte in dieser Woche ein Video der jungen Frau. Drei weitere israelische Geiseln sollen an diesem Samstag freigelassen werden.

Palästinensische Häftlinge werden aus Gefängnissen entlassen

Die 110 palästinensischen Häftlinge werden für die drei israelischen Geiseln ausgetauscht. Mehr als 30 von ihnen sollen zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden sein. Israelischen Medienberichten zufolge ist darunter auch Sakaria Subeidi, der während des zweiten Palästinenseraufstands Intifada Befehlshaber des militärischen Arms der Fatah-Bewegung in Dschenin im nördlichen Westjordanland war. Dabei wurden zwischen 2000 und 2005 rund 3.500 Palästinenser getötet, mehr als 1.000 Israelis kamen bei Anschlägen von Palästinensern ums Leben. Vor einigen Jahren waren er und weitere Häftlinge durch einen Tunnel aus einem israelischen Hochsicherheitsgefängnis entkommen, wurden aber wieder gefasst.

Freikommen soll Medien zufolge außerdem Mahmud Atallah, der eine lebenslange Haftstrafe plus 15 Jahre für die Ermordung einer Palästinenserin verbüßt, die der Kollaboration mit Israel beschuldigt wurde.

Für die fünf thailändischen Geiseln werden keine palästinensischen Häftlinge entlassen. Israelische Medien meldeten, sie kämen im Rahmen einer Vereinbarung zwischen der Hamas und Thailand frei.

Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen hatten bei ihrem Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 rund 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 Israelis als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Der Überfall war der Auslöser des Krieges in dem abgeriegelten Küstengebiet, wo seither laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 47.400 Menschen getötet wurden. Die Zahl unterscheidet nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern.

Waffenruhe und Austausch von Geiseln und Häftlingen

Wenn die Übergabe der acht Entführten wie erwartet über die Bühne geht, werden dann noch 80 Geiseln im Gaza-Streifen festgehalten. Das am 19. Januar in Kraft getretenes Abkommen über eine Waffenruhe sieht vor, dass in einer ersten Phase innerhalb von sechs Wochen 33 Geiseln im Austausch für 1.904 palästinensische Häftlinge freigelassen werden - sieben Geiseln waren bereits an den vergangenen beiden Wochenenden freigelassen worden. Die Hamas teilte zuletzt mit, dass acht der 33 Geiseln tot seien. Um welche Geiseln es sich genau handelt, ließ die Terrororganisation jedoch offen.

Ein Fahrzeug des Roten Kreuzes bei einer früheren Abholung von Geiseln. (Archivbild)

© Abed Hajjar/AP/dpa

Ein Fahrzeug des Roten Kreuzes bei einer früheren Abholung von Geiseln. (Archivbild)

In Israel treten voraussichtlich zwei Gesetze in Kraft, die die Arbeit des palästinensischen UN-Hilfswerks UNRWA verbieten.

© Mahmoud Illean/AP/dpa

In Israel treten voraussichtlich zwei Gesetze in Kraft, die die Arbeit des palästinensischen UN-Hilfswerks UNRWA verbieten.

Trump drängt Unis zu härterem Vorgehen gegen Antisemitismus. (Archivbild)

© Ben Curtis/AP/dpa

Trump drängt Unis zu härterem Vorgehen gegen Antisemitismus. (Archivbild)

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Erstellt:
30. Januar 2025, 05:00 Uhr
Aktualisiert:
30. Januar 2025, 09:34 Uhr

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