Hilfe für Krisenunternehmen

Genossenschaften und Banken stützen klamme Baywa

Der Agrarhändler Baywa ist weltweit im Geschäft - und hat sich überhoben. Dabei ist das Unternehmen für Bauern und Lebensmittelversorgung in mehreren Ländern wichtig. Nun kommt erste Hilfe.

Der grüne Schriftzug der Baywa

© David-Wolfgang Ebener/dpa

Der grüne Schriftzug der Baywa

Von Von Carsten Hoefer, dpa

München - Der unter Milliardenschulden ächzende Mischkonzern Baywa wird von Gläubigerbanken und Hauptaktionären mit einer kurzfristigen Finanzspritze von über einer halben Milliarde Euro gestützt. Damit soll sichergestellt werden, dass der für Bauern und die Lebensmittelversorgung vor allem im Süden Deutschlands wichtige Mischkonzern liquide bleibt. Wie die Baywa mitteilte, hat das Hilfspaket mehrere Bestandteile, zum Großteil Kredite in Höhe von zusammen knapp 400 Millionen Euro. 

Die wichtigsten Gläubigerbanken stellen einen Überbrückungskredit von 272 Millionen Euro zur Verfügung, befristet bis Ende September und mit Verlängerungsoption bis Ende Dezember. Hauptaktionäre der Baywa sind die Beteiligungsgesellschaften der Genossenschaften in Bayern und Österreich: die Bayerische Raiffeisen Beteiligung(BRB)  und die Raiffeisen Agrar Invest (RAIG) steuern Gesellschafterdarlehen in Höhe von 125 Millionen Euro bei. Auf der anderen Seite verkauft die Baywa ihren eigenen 45-Prozent-Anteil an der BRB für 120 Millionen an DZ-Bank und die BRB. Hinzu kommen noch der Verkauf von Getreide und eines kleineren Firmenanteils für zusammen 30 Millionen Euro nach Österreich.

Über fünf Milliarden Euro Finanzschulden 

Die aus der Genossenschaftsbewegung hervorgegangene Baywa mit ihren weltweit rund 24.000 Mitarbeitern hat kurz- und langfristige Finanzschulden in Höhe von etwa 5,6 Milliarden Euro. Unmittelbarer Auslöser der derzeitigen Krise ist die Kombination von Zinserhöhungen und schwacher Weltkonjunktur. Wegen des schnellen Anstiegs der Kreditzinsen hat sich die Zinsbelastung der Baywa von 2021 bis 2023 auf 362 Millionen Euro verdreifacht. Dieses Jahr fing ebenfalls teuer an: Allein im ersten Quartal dieses Jahres zahlte die Baywa 97 Millionen Euro Kreditzinsen an die Banken.

Langfristige Sanierung steht aus

Kurzfristig ist der Baywa nun aus ihren Finanznöten geholfen, doch das bedeutet keine langfristige Lösung. Mitte September soll die vom Vorstand an Bord geholte Unternehmensberatung Roland Berger ihr Sanierungsgutachten vorlegen. Nicht zu erwarten ist angesichts der Milliardenschulden der Vorschlag, dass bei der Baywa alles so weitergehen soll wie bisher. Aller Voraussicht nach werden die Berater der Baywa empfehlen, Unternehmensanteile zu verkaufen, um wieder auf stabilere Füße zu kommen.

Erblast einer Expansion auf Pump

Die Schulden des S-Dax-Konzerns gehen zum Großteil auf die Amtszeit des früheren Vorstandsvorsitzenden Klaus Josef Lutz zurück, der kürzlich im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung" die Verantwortung von sich wies. Der Präsident des bayerischen Industrie- und Handelskammertags saß bis zum Frühjahr 2023 auf dem Baywa-Chefsessel. Unter seiner Ägide wandelte sich das einst auf den Agrarhandel beschränkte Unternehmen zu einem weltweit präsenten Mischkonzern. 

In 50 Ländern aktiv

Lutz baute einerseits das neue Geschäftsfeld der erneuerbaren Energien auf. Die Baywa r.e. als wichtige Beteiligung plant und baut heute Solar- und Windparks in etlichen Ländern. Gleichzeitig vergrößerte Lutz aber auch das Agrargeschäft ganz erheblich. Da die Baywa mittlerweile in 50 Ländern aktiv ist, würde ein Zusammenbruch rund um den Globus Unruhe am Agrarmarkt auslösen. 

Die Baywa kennt nicht jeder, ihre Äpfel aber viele 

Auch viele Verbraucherinnen und Verbraucher, denen der Unternehmensname Baywa kein Begriff ist, kennen Produkte des Unternehmens: In Neuseeland wurde die Baywa unter Lutz' Ägide Mehrheitseignerin des Apfelproduzenten Turners & Growers (T&G), der Plantagen auf allen Kontinenten betreibt und seine Früchte in 60 Länder verkauft. Auch in deutschen Supermarktregalen sind die beiden T&G-Apfelsorten "Envy" und "Jazz" häufig zu finden. 

 

 

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Erstellt:
15. August 2024, 11:06 Uhr
Aktualisiert:
15. August 2024, 14:55 Uhr

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