Geschichten vom Verstecken: Wer suchet, der findet – aber nicht immer

Das Verstecken von Eiern und Geschenken gehört zu den beliebtesten Osterbräuchen. Dass dabei allerdings auch einiges schiefgehen kann, zeigen die Anekdoten, die Menschen aus der Region erzählen.

Osternester werden traditionell im Garten versteckt. Diese stammen aus dem Backnanger Naturkindergarten Etzwiese. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Osternester werden traditionell im Garten versteckt. Diese stammen aus dem Backnanger Naturkindergarten Etzwiese. Foto: Alexander Becher

Von Kornelius Fritz

Rems-Murr. Viele Gärten in der Region werden morgen zum Suchgebiet. Wer vom Osterhasen beschenkt werden will, muss erst einmal detektivischen Spürsinn beweisen. Denn in vielen Familien ist es Brauch, dass Eier, Süßigkeiten und sonstige Geschenke im Garten oder in der Wohnung versteckt werden. Aber woher kommt diese Tradition? Andrea Schad ist Naturparkführerin aus Allmersbach im Tal und hat sich mit Osterbräuchen beschäftigt. „Hasen und Eier sind beides Fruchtbarkeitssymbole“, erzählt sie. Den Brauch, sich im Frühjahr mit Eiern zu beschenken, soll es schon bei den Germanen gegeben haben. Später wurde diese Tradition vom Christentum übernommen. Ab dem 17. Jahrhundert trat dann auch der Osterhase in Erscheinung. Und weil Hasen üblicherweise draußen unterwegs sind, war es naheliegend, die Geschenke im Garten zu verstecken.

Auch in der Familie von Andrea Schad wird dieser Brauch seit jeher gepflegt. Eröffnet wird die Suchaktion mit dem zoologisch nicht ganz korrekten Ausruf: „Gag, gag, gag, der Has’ hat g’legt.“ Und obwohl die beiden Kinder mittlerweile erwachsen sind, werden die Geschenke auch weiterhin versteckt. „Wir haben immer noch Spaß daran“, erzählt die Naturparkführerin.

Dass die Geschenksuche an Ostern auch zu allerlei lustigen und kuriosen Erlebnissen führen kann, zeigen die folgenden Geschichten unserer Leserinnen und Leser. Auch einige Mitglieder der Redaktion konnten Anekdoten beisteuern.

Die wundersame Eiervermehrung Bernd Rögelein aus Weissach im Tal berichtet von einem Osterbesuch bei einem befreundeten Ehepaar in Großerlach, das zehn bunte Eier in seinem Garten versteckt hatte. „Die Freude war riesengroß bei meinen zwei Kindern, als die Suche losging“, erinnert sich der Vater. So beschlossen sein Bekannter und er, den Spaß ein wenig zu verlängern. Während die Kinder noch suchten, versteckten sie heimlich die bereits gefundenen Eier erneut. „So wurden aus zehn Eiern zirka 40 Eier“, berichtet Rögelein. Bemerkt haben die Kinder den kleinen Betrug damals übrigens nicht.

Das verschollene Geschenk Es gibt aber auch Ostergeschenke, die verschwunden bleiben. Von einem solchen kann Leserin Elfi Reiser aus Auenwald berichten. Ihre Familie feiert Ostern traditionell zusammen mit der des Bruders. So müssen für insgesamt sechs Kinder Geschenke im Garten versteckt und wiedergefunden werden. Vor Jahren blieb ihr Geschenk für die Nichte – ein Buch und ein Umschlag mit einem Geldschein – jedoch trotz intensiver Suche verschwunden. „Dummerweise hatte ich inzwischen selbst vergessen, wo ich die Überraschung deponiert hatte“, erinnert sich die Tante. Das Mädchen bekam schließlich ein Ersatzgeschenk und wenig später zog die Familie um. Die Episode war schon fast vergessen, als mehr als ein Jahr später die neue Hausbesitzerin an der Tür klingelte und das schon etwas modrige Geschenk vorbeibrachte. Bei Gartenarbeiten hatte sie es im dichten Gebüsch gefunden. Eine verspätete Osterüberraschung – der Geldschein war sogar noch zu gebrauchen.

Kreative Verstecke Annemarie Thörnig aus Spiegelberg berichtet von der Großmutter, die Spezialistin für ausgefallene Verstecke war. „Oma Doris hat das Osternest in eine große Plastikschüssel mit Deckel gepackt und diese legte sie auf den Wasserspiegel im Wasserfass, wo sie lustig herumdümpelte. Da kam natürlich niemand drauf“, erinnert sich unsere Leserin. Auch nicht Enkelin Jessi, für die das Geschenk bestimmt war. „Wenn Oma ihr nicht geholfen hätte, würde sie wahrscheinlich heute noch suchen.“

Auch der stellvertretende Redaktionsleiter Matthias Nothstein sah sich früher in der Pflicht, es seinen vier Kindern an Ostern nicht zu leicht zu machen. „In manch einem Jahr haben die Kinder schon zielstrebig und ohne langes Gesuche die Ablagen der Vorjahre angesteuert“, erinnert er sich. Der Erfindungsreichtum des zweibeinigen Osterhasen wurde daher vor neue Herausforderungen gestellt. Das gipfelte darin, dass er die farbigen Eier und die Schokoladenhasen im Kamin des Grills versteckte. Dafür war eine spezielle Konstruktion im Mittelteil des Abzugs nötig, sodass das Nest mit den Süßigkeiten mitten im Rauchfang hing – von unten schwer bis gar nicht einsehbar. Die Erinnerung an minutenlange Irrungen durch den Garten sind heute noch ein beliebtes Thema beim Osterkaffee.

Das zerstörte Osternest In der Familie von Redaktionsleiter Kornelius Fritz erzählt man sich die Geschichte von seinem Urgroßvater, der auf der Suche nach seinem Osternest auf einen Stuhl stieg und dabei übersah, dass das Nest unter dem Kissen ebenjenes Stuhls versteckt worden war. Von Eiern und Schokohasen blieben leider nur noch Bruchstücke übrig.

Der falsche Garten Redakteurin Kristin Doberer wollte zusammen mit einer Freundin im Coronajahr 2020 die Spielerinnen ihrer Fußballmannschaft etwas aufmuntern, die sie wegen der Kontaktbeschränkungen nicht persönlich treffen konnte. „Also haben wir Eier gefärbt, sie mit kleinen Trikots mit der jeweiligen Rückennummer bemalt und diese dann mit weiteren Süßigkeiten in einer Nacht-und-Nebel-Aktion in deren Garten abgelegt“. Die Aktion kam sehr gut an, nur eine Spielerin konnte ihr Ei auch nach langer Suche nicht finden. „Weil sie doch sehr enttäuscht war, wollten wir das Versteck auflösen – und mussten feststellen, dass wir das Ei versehentlich im falschen Garten versteckt hatten. Ausgerechnet bei dem Nachbarn, mit dem wohl schon lange dicke Luft herrscht.“ Das Ei war also leider verloren, aber beim nächsten persönlichen Treffen gab es dafür einen kleinen Schokohasen als Ausgleich.

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Erstellt:
30. März 2024, 14:00 Uhr

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