Tourismus in Spanien

Gesucht: Leute mit Lust zum Arbeiten

Das beliebte Urlauberland Spanien erwartet dieses Jahr an die 100 Millionen ausländische Besucher. Die wollen alle bekocht und bedient werden.

Eine Frau macht den Zimmerservice: Der Tourismus ist  der wichtigste Gewerbezweig in Spanien.

© www.imago/cavanimages

Eine Frau macht den Zimmerservice: Der Tourismus ist der wichtigste Gewerbezweig in Spanien.

Von Martin Dahms

So ist das eben, fand José Luis Yzuel. „Im Gastgewerbe haben wir schon immer halbtags gearbeitet: von zwölf bis zwölf. Schon immer.“ Der kürzlich verstorbene Yzuel war der Präsident von Hostelería España, dem Unternehmerverband des spanischen Gastgewerbes, und auf das Gejammer in seiner Branche reagierte er mit gelegentlichem Sarkasmus. Die Klage ist eine doppelte: Es fehle an gutem Personal, und daran fehle es, weil die Arbeitsbedingungen miserabel seien.

Yzuels gerade gewählter Nachfolger, José Luis Álvarez, sagt dazu: Ja, Hotels und Gaststätten brauchten „viele Leute, die Lust haben zu arbeiten“. Gerade jetzt, während des Touristenbooms nach dem Coronaeinbruch. An die 100 Millionen ausländische Besucher erwartet Spanien in diesem Jahr, so viele wie nie. Die wollen alle bedient werden und die Einheimischen auch, die so gerne ausgehen wie kaum ein anderes Volk.

Das Personal braucht auch Wohnungen

„Wir suchen Leute unter jedem Stein“, sagt ein Sprecher der Hotelkette Meliá der Mallorquiner Zeitung Última Hora. Will heißen: händeringend und im letzten Winkel. Die Sprecherin der Mallorquiner Hoteliervereinigung, María José Aguiló, ist etwas entspannter: Die Schwierigkeiten bei der Personalsuche seien „die üblichen“.

Für die Hochsaison braucht es Saisonarbeiter, und für die braucht es Wohnungen, was eine der Hauptherausforderungen des Mallorquiner Sommers ist. Die großen Hotelketten kümmern sich um Unterkünfte für ihre Beschäftigten. Kleinere Betriebe können das nicht leisten.

Wer will, kriegt sofort einen Job

Der Tourismus ist mit einem Anteil von gut 13 Prozent an der gesamten Wirtschaftsleistung der wichtigste Gewerbezweig des Landes, mit steigender Tendenz. „In zwanzig Jahre ist die Zahl der Beschäftigten im Gastgewerbe von einer Million auf 1,9 Millionen im Sommer letzten Jahres gestiegen“, sagt der Hostelería-España-Präsident Álvarez. Es finden sich also immer noch Leute, aber es werden auch immer noch neue Leute gebraucht.

Vor ein paar Wochen machte eine Reporterin der Zeitung El Español die Probe aufs Exempel. Sie bewarb sich auf vier Stellen in Madrid. Bei dreien wäre sie sofort genommen worden, obwohl sie so gut wie keine Erfahrung als Kellnerin hat. Für 1300 bis 1400 Euro netto im Monat. Das klingt nach wenig, aber selbst Akademiker verdienen in Spanien nicht unbedingt mehr. Miserable Arbeitsbedingungen sind in Spanien keine Spezialität des Gastgewerbes.

Zum Artikel

Erstellt:
23. April 2025, 15:22 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen