Trump-Zölle
Gibt es eine Ausnahme für Großbritannien?
Nach Kanada, Mexiko und China will Trump die EU ins Visier nehmen. Das Vereinigte Königreich, das mit Europa zollfrei handelt, könnte zum Schlupfloch werden. In den USA wird indes vieles teurer – begreift Trump, was er tut?
Von Michael Maier/AFP
US-Präsident Donald Trump will offenbar vorerst keine Zölle gegen Großbritannien erheben. „Wir werden sehen, was passiert. Es könnte (mit Großbritannien) passieren“, sagte Trump am Sonntag in Washington. Er halte jedoch eine Einigung mit London für möglich.
Der britische Premierminister Keir Starmer sei „sehr nett“, sagte Trump. „Wir hatten ein paar Treffen, wir hatten zahlreiche Telefonate, wir verstehen uns sehr gut, und wir werden sehen, ob wir sie ausgleichen können oder nicht“, fügte er mit Blick auf die Handelsbilanz mit Großbritannien hinzu.
Trump-Strafzölle gegen die EU?
Gegen Produkte aus der Europäischen Union will Trump nach eigenen Angaben in naher Zukunft Importzölle erheben. „Ich habe keinen Zeitplan, aber es wird sehr bald sein“, sagte Trump am Sonntag. Die EU-Länder „nutzen uns wirklich aus“, klagte er. Die USA hätten ein Handelsdefizit von „300 Milliarden Dollar“ (rund 293 Milliarden Euro) mit der EU. Konkrete Maßnahmen gegen die EU sind aber noch nicht bekannt.
Ob Trumps Zölle wirklich so funktionieren wie von ihm erhofft, bleibt abzuwarten. Zunächst dürften viele Produkte für US-Amerikaner sehr teuer werden, etwa Lebensmittel und Autos aus Mexiko. Sogar auf Öl und Treibstoff soll ab Dienstag, 4. Februar, Zoll erheben werden: für Lieferungen aus Mexiko 25 Prozent und aus Kanada 10 Prozent – volkswirtschaftlich gesehen eine Art „Schuss ins eigene Knie“.
Trump-Strafzölle gegen Kanada und Mexiko
Von Zöllen betroffene Produkte aus Kanada (Auswahl):
- Rohöl
- Benzin
- Diesel
- Holz
- Holzkohle
- Aluminium
- Eisen- und Stahlgeräte
- Getreide, Mehl, Stärke und Milchprodukte
- Kautschuk
- Alkoholische Getränke
- Bücher
Von Zöllen Betroffene Produkte aus Mexiko (Auswahl):
- Autos
- Autoteile
- Rohöl
- Benzin
- Diesel
- Obst und Gemüse
- Fruchtsaft
- Düngemittel
- Getreide
- Molkereiprodukte, Eier und Honig
- Bier und Spirituosen
- Kaffee und Tee
- Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte
- Saucen und Gewürze
- Backwaren
- Zucker
Trump hatte am Samstag per Dekret hohe Importzölle auf Produkte aus Kanada, Mexiko und China verhängt. Die betroffenen Staaten kündigten umgehend Gegenmaßnahmen an. Die Zölle würden US-Bürgern wirtschaftliche „Schmerzen“ bereiten, meinte Trump in seinem Onlinedienst Truth Social. Diese seien jedoch „den Preis wert“, um „Amerika wieder groß zu machen“.
Zölle beenden „Trump-Hausse“ beim Bitcoin
Gewählt worden war Trump eigentlich für sein Versprechen, etwas gegen die ausufernde Inflation der Biden-Zeit tun zu wollen. Nun dürfte an der Supermarktkasse und an der Zapfsäule genau das Gegenteil zu passieren, und auch die „Trump-Hausse“ an den Kryptomärkten und Börsen könnte sich als kurzes Strohfeuer erweisen. Der von Trump & Co. gehypte Bitcoin ist bereits scharf eingebrochen.
Zoll-Ausnahme für Automobilindustrie in Mexiko?
Aber vielleicht überlegt es sich Trump doch noch anders: Derzeit laufen zum Beispiel Bemühungen von Lobbyisten, die Autoindustrie wieder von den Zöllen auszunehmen, denn auch die Lieferketten von Konzernen wie General Motors sind betroffen.
Senat stimmt indirekt über Zölle ab
Sicher ist bei Trump eigentlich nur seine Sprunghaftigkeit und Unberechenbarkeit, mit der er offenbar andere Länder zu politischen und wirtschaftlichen Zugeständnissen zu erpressen versucht. Der von Trump nominierte Handelsminister Howard Lutnick war bis Montagmorgen übrigens noch nicht vom Senat bestätigt worden – ebenso wenig wie Impfgegner Robert F. Kennedy im Gesundheitsministerium.
Mit Agenturmaterial.