Timothée Chalamet

Gibt es etwas, was dieser Mann nicht kann?

Kein Schauspieler ist derzeit so gefragt wie Timothée Chalamet, der es trotz des Erfolgs schafft, charmant und bescheiden zu wirken.

Timothée Chalamet auf dem Roten Teppich bei der Premiere von „Like A Complete Unknown“ auf der Berlinale

© dpa/Christoph Soeder

Timothée Chalamet auf dem Roten Teppich bei der Premiere von „Like A Complete Unknown“ auf der Berlinale

Von Gunther Reinhardt

Vor dem Saal im Hotel Grand Hyatt am Potsdamer Platz, in dem die Pressekonferenzen der Berlinale stattfinden, ist das Gedränge etwa so groß wie das der Menschen, die am Roten Teppich vor dem Berlinale Palast nach Autogrammen gieren. Und die Stimmung ist ähnlich angespannt. Timothée Chalamet ist in der Stadt. Und bei dem verlieren nicht nur Teenies, sondern auch gestandene Journalistinnen und Journalisten gerne mal die Contenance. Und dafür gibt es sehr viele Gründe.

Geschmackssichere Rollenauswahl

Fangen wir mal bei seiner geschmackssicheren Rollenauswahl an. Nachdem der aus New York City stammende Sohn einer Amerikanerin und eines Franzosen als Teenager in kleineren und größeren Serienparts mal mehr, mal weniger auffiel. landete er mit der Hauptrolle in Luca Guadagninos queeren Coming-of-Age-Drama „Call Me By Your Name“ (2017) einen Volltreffer und holte sich seine erste Oscar-Nominierung. Seither hat er zum Beispiel in Greta Gerwigs „Little Women“ (2019), in Wes Andersons „The French Dispatch“ (2021), in Denis Villeneuves „Dune“-Filmen (seit 2021) oder jetzt in James Mangolds „Like a Complete Unknown“ vorgeführt, dass er lieber in ambitionierten Arthaus-Filmen als in den üblichen Blockbuster-Produktionen mitspielt.

Souveränes Spiel mit Geschlechterrollen

Chalamet schaffte es 2024 zwar nur auf Platz acht der „Sexiest Man Alive“-Liste des „People“-Magazins. Doch außer Harry Styles gibt es derzeit keinen Mann, der so souverän mit Geschlechterrollen spielt, sich mit gewagten Outfits als Modeikone etabliert hat und von dem sowohl Frauen als auch Männer schwärmen. Sein Auftritt in Babyrosa auf dem Roten Teppich der Berlinale bei der Präsentation des Films „Like A Complete Unknown“ gilt bereits als legendär.

Chalamet steht sogar der dünne Schnurrbart, der bei anderen nur peinlich aussehen würde. Natürlich kann er perfekt Französisch, und er schafft es auch, wenn er total übermüdet bei einer Pressekonferenz auf dem Podium sitzen muss, noch charmant und bescheiden rüberzukommen.

Charmant und schlau

All den Journalistinnen und Journalisten, die es in den Saal im Grand Hyatt in Berlin geschafft haben, schmeichelt er schon nach einer der ersten Fragen ganz raffiniert. Als jemand wissen will, ob er es wichtig finde, Kunst und Aktivismus wie Bob Dylan voneinander zu trennen, sagt er: „Wow, was für eine Frage! Deshalb liebe ich es nach Europa zu kommen. Die Fragen hier sind so viel besser!“

Und schlau ist er natürlich auch. Auf die Frage, was er von der aktuellen politischen Situation in den USA hält, antwortet er zwar diplomatisch, aber deutlich: Er sagt, wenn es eine Botschaft gibt, die Frank Herbert, der Autor der „Dune“-Romane, und Bob Dylan gemeinsam haben, dann: „Nimm dich in Acht vor allen, die sich als Anführer irgendeiner Art Kult aufspielen!“ Und wenn es etwas gibt, was Timothée Chalamet nicht kann, muss es erst noch erfunden werden.

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Erstellt:
26. Februar 2025, 15:56 Uhr

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